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Benzin war knapp und teuer. Vor den Zapfsäulen bildeten sich Warteschlangen. Foto: APA Picturedesk

Benzin war knapp und teuer. Vor den Zapfsäulen bildeten sich Warteschlangen. Foto: APA Picturedesk

Am 14. Jänner 1974 wurde der autofreie Tag eingeführt!

Die unbürokratische Regelung während der „Ölkrise“ dauerte nur fünf Wochen. Ein Modell für die Gegenwart?

Im Oktober 1973 reduzierte die OPEC, die mächtige Organisation Erdöl produzierender Staaten, die Förderquote von Rohöl und erhöhte gleichzeitig den Preis stark. Als Reaktion auf diese Demonstrantion kapitalistischer Marktmacht wurden zunächst die Tankstellen gestürmt und in weiterer Folge verordneten die Regierungen vieler Ländern unterschiedliche Maßnahmen zum Benzinsparen. In Deutschland gab es beispielsweise ab 9. November 1973 vier autofreie Sonntage. Die staunenden Bürger radelten an diesen Tagen über menschenleere Autobahnen.

In Österreich mussten sich Autofahrer:innen ab dem 14. Jänner 1974 für einen autofreien Wochentag entscheiden. Das konnte natürlich auch der Sonntag sein. Erstaunlich simpel und effizient wurde diese Verordnung umgesetzt. In jeder Trafik aber auch bei Banken gab es Aufkleber mit Kurzbezeichnungen der Wochentage. Manche Zeitungen boten die Sticker zum Ausschneiden an. Man entschied sich für einen Sticker bzw. Tag und klebte ihn auf die Windschutzscheibe. Zudem wurde dieser Wochentag in die Kfz-Steuerkarte eingetragen. Es gab Ausnahmen etwa für Ärzte. Diese Sondergenehmigung wurde mit einem zusätzliches S-Pickerl gekennzeichnet. Behördenfahrzeuge, etwa Polizei, Straßendienst und auch Lkw waren generell ausgenommen. 

Erst in der Trafik den Tag aussuchen, an dem man das Auto am wenigsten braucht ...
... dann Pickerl auf die Windschutzscheibe kleben. Fertig ist die Spritsparaktion. Fotos: APA Picturesdesk

Rollte ein Fahrzeug vorbei war von Weitem klar: Dieses Auto darf zum Beispiel am Dienstag nicht auf der Straße gesichtet werden. Damit war vielerorts das „ Carsharing“ geboren. Allerdings nur temporär. Die Regelung für den autofreien Tag überdauerte nämlich nur fünf Wochen. Weil mancher Lenker wohl mit einer Rückkehr der Maßnahme rechnete, sah man noch viele Jahre Autos mit den Aufklebern im Straßenverkehr.

Angesichts komplexer Maßnahmen zur Reduktion des verkehrsbedingten CO2-Ausstoßes mutet der autofreie Tag aus den Siebzigern nicht unelegant an. Statt abstrakter Besteuerung mit gestaffelter Rückvergütung einfach ein Pickerl hinter die Scheibe kleben und das Auto einen Tag pro Woche stehen lassen? Wer würde wohl mitmachen?

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Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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9 Postings

Godmensch
vor 3 Monaten

.... jetzt ist es dann aber einmal genug. Immer, immer und immer wieder auf die Autofahrer. Ich kann die Umwelt und die selbst heraufbeschworene Katastrofen nicht mehr hören, sehen und schon gar nicht mehr lesen. Wir zahlen genug Steuern und Abgaben!!!

 
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    Hannes Schwarzer
    vor 3 Monaten

    @Godmensch: Wo bitte hören, sehen und lesen Sie (!!!, sic!) die Umwelt? Was sagt sie Ihnen denn?? Dass Sie weniger mit dem Auto fahren sollten, etwa?? Weniger fossile Brennstoffe verwenden, was sonst noch?

    Sie können 'die Umwelt und die selbstheraufbeschwore Katastrofe' noch so oft nicht mehr sehen, hören und lesen wollen, der selbverschuldete Klimawandel wird sich davon wenig beeindrucken lassen, und teuer wird er uns allen auch kommen, da werden Ihre paar Euronen an Steuern nicht ausreichen!!

     
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    Godmensch
    vor 3 Monaten

    ..... wie wäre es mit einem Flugfreien oder Schifffahrtsfreien Tag?

     
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    wolf_C
    vor 3 Monaten

    ... das Autosystem ist nun einmal ein zerstörerisches und stiftet am meisten Schaden; maßvoller Umgang damit wäre von Nöten, nicht dieser excessive Lobbyismus und diese politische Beschränktheit dazu wie hier in der Region ...

     
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r.ingruber
vor 3 Monaten

Soweit ich mich erinnere, war der autofreie Tag dem Fahrzeug, nicht dem Lenker zugeordnet. Da musste eben das Zweitauto herhalten. Ich mach das immer noch so.

 
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    Senf
    vor 3 Monaten

    Soweit ich mich erinnere, lag die PKW-Dichte 1974 bei 216 PKW pro tausend Einwohner und 2023 waren es bereits 569 solcher Spritfresser. Ich war einer von den 784 autolosen Tirolern, der beim Autostoppen kein Pickerl brauchte, aber täglich mitgenommen wurde. Manchmal auch mit dem Zweitauto der LH-Gattin :-)

     
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F_Z
vor 4 Monaten

Das war zwar vor meine Zeit, aber soweit ich weiß, gab es in Österreich vorher auch kein allgemeines Tempolimit außerhalb des Ortsgebietes. Um Sprit zu sparen wurde im November 1973 ein Tempolimit von 100km/h auf allen Strassen (Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen) eingeführt. Auf den Autobahnen wurde das Limit im 1974 auf 130 km/h erhöht. Das Tempolimit sollte eine Spritersparniss von 10% bringen.

 
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    r.ingruber
    vor 3 Monaten

    Ein Tempolimit von 100 kmh außerhalb des Ortsgebietes auf Österreichs Straßen wurde schon am 25. November 1973 eingeführt. Auf Autobahnen wurde das Limit am 1. März 1974 auf 120 km/h, am 1. Mai 1974 schließlich auf Tempo 130 angehoben.

     
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      Senf
      vor 3 Monaten

      In Tirol wurde das Tempolimit auf Straßen außerhalb von Ortsgebieten Anfang der Neunzigerjahre für rund drei Jahre aus Umwelt- und Sicherheitsgründen auf 80 heruntergesetzt, der Verfassungsgerichtshof kam zu einer anderen Auffassung und hob die Verordnung wieder auf.

      Hätte man durchgehalten, würde kein Hahn mehr darüber krähen. :-)

       
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