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Unsere Bäume stehen im Klimastress

Es steht wieder ein intensives Blütenjahr bevor – und diese „Mastjahre“ werden immer häufiger.

Seit 2018 sind sogenannte Mastjahre, also Jahre mit extremen Samenmengen, die Regel, in manchen Jahren, wie zuletzt 2023 bei allen Gehölzen. Die Befürchtung, dass die extreme Blühfreudigkeit als klimawandelbedingtes Angstblühen zu werten ist, verdichtet sich laut dem Naturschutzbund-Ökologen Johannes Gepp.

Bäume neigen in Mehrjahresabständen zu extremen Blütenjahren, allerdings waren es vor Jahrzehnten noch vieljährige Abstände. Seit 2018 ist bei einigen Strauch- und Baumarten nahezu jährlich ein Massenblühen zu beobachten. Pollenallergiker können das leidvoll bestätigen. Heuer sind die Massenblüten der Hasel schon abgeblüht, ebenso die Zitterpappeln.

Die Hainbuchen blühen derzeit maximal – mit bis zu einer halben Million Einzelblüten je Baum, die Erlen, Ulmen und Ahorne beginnen gerade vielerorts zahlreiche Blütenknospen zu öffnen. Auffällig blühen in Parks die Magnolien, in Gärten die Kirschbäume, in Wäldern die ansonsten kränklichen Eschen. Auch manche Rotbuchen zeigen viele Blütenknospen, ein Teil der Lärchen bildet bereits neue grüne Zapfen, obwohl sie noch voller Altzapfen aus dem Jahr 2023 sind.

Ein weiteres Mastjahr 2025 kündigt sich an
Als Mastjahre bezeichnen Förster und Bauern jene Jahre, in denen fast alle Bäume außerordentlich viele Blüten und schließlich Früchte und Samen tragen, womit sich Wildtiere entsprechend „mästen“. Nach jahrhundertelangen Beobachtungen weiß man, dass extreme Mastjahre bei den meisten Baumarten nur in 7- bis 11-jährigen Abständen üblich waren.

Seit der Jahrtausendwende hat sich das geändert, seither gab es überdurchschnittlich viele Mastjahre, insbesondere in den Jahren 2018 und 2019 in ganz Mitteleuropa. In den Jahren 2020 und besonders 2023 blühten nahezu alle Baumarten. 2023 blühten die bei uns häufigen Fichten so intensiv wie selten zuvor beobachtet und streuten massenhaft Pollen, die Autos einstaubten. Der Rekord für Fichten lag bei über 10.000 Zapfen an einem einzigen Baum, bei Lärchen bei 12.000. Rotbuchen verstreuten bis zu einer Viertelmillion Buchecker. Einzelne Eichen brachten 2024 bis zu 30.000 Eicheln hervor.

Hainbuchen, eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Birkengewächse, stehen hier in Massenblüte. Foto: Johannes Gepp

Stressbedingtes Angstblühen?
Noch ist nicht erkennbar, ob 2025 ein „Vollmastjahr“ wird, also ein gleichförmiges Massenblühen aller Baumarten bringt. Die bisherigen Serien sollten aber zu denken geben, berichtet der Naturschutzbund. Unsere Bäume bemühen sich um maximale Vermehrungs-Chancen durch ein Mehr an Früchten und Samen. Demnach bedeutet die prächtige maximale Blütenfülle wenig Erfreuliches, sondern ist sehr wahrscheinlich eine Antwort auf den Klimastress, ein sogenanntes Angstblühen.

Diese Blüten- und Fruchtproduktion kostet die Pflanzen enorm viel Kraft, weshalb nach extremen Blühjahren zumindest geschwächte Bäume sterben. Im Winter brechen sie bei zusätzlichen Schneelasten. Positiv ist das große Angebot an Samen, das einen zusätzlichen Schub der natürlichen Vermehrung im Wald bewirken kann. Die erwartete Masse an Jungbäumchen muss aber die mancherorts übergroßen Wilddichten überstehen. Denn Reh und Hirsch beknabbern Millionen Jungbäumchen, die unseren gestressten Wäldern Hoffnung geben sollten. 

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Ein Posting

lia
vor 2 Wochen

die armen bäume, keine frustationstoleranz mehr, im gegensatz zu ihren betreuern.

 
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