Frisch aus dem Urlaub zurück treffe ich Lisa Wilhelmer zu einem virtuellen Gespräch über Heimweh, das bei ihr mittlerweile keines mehr ist. Die 29-Jährige lebt mit ihrem Ehemann in Nußdorf-Debant.
„Gerade bin ich noch entspannt, allerdings steht der Endspurt des Sommersemesters kurz bevor“, antwortet Lisa auf meine Frage, wie es ihr geht. Aber der Reihe nach. Bei ihrem ersten Heimweh-Interview vor acht Jahren befand sich die Osttirolerin in ihrem Bachelor-Studium für Logopädie an der FH Campus Wien. Mit der Zeit merkte sie aber, dass es sie eher in eine andere Fachrichtung des Gesundheitssektors zieht. „Obwohl mir die Logopädie gut gefallen hat, habe ich mich irgendwann nach etwas mehr Praxis gesehnt und mich nach Möglichkeiten umgesehen“, erklärt sie.
So siedelte Lisa vor ca. sieben Jahren wieder zurück in die Heimat und begann dort die dreijährige Ausbildung zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin. Nach dem Abschluss stieß sie zum Team des Sozialsprengels Nußdorf-Debant, wo sie Klient:innen in der mobilen Heimpflege betreut. Als die Pensionierung der pflegerischen Aufsicht innerhalb des Teams anstand, war für Lisa klar, dass sie sich auch als fertig ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin noch weiterbilden möchte.
„Damals habe ich mir dann viele Gedanken gemacht, wie es denn wäre, Pflegemanagement zu studieren“, erinnert sich Lisa. Gesagt, getan: Aktuell befindet sie sich im vierten Semester des Bachelorstudienganges für Pflegemanagement an der FH Kärnten mit Standpunkt Feldkirchen. Das Studium ist berufsbegleitend aufgebaut. „Wir treffen uns in geblockten Wochen zweimal im Semester. Zusätzlich gibt es ein paar Block-Wochenenden, an denen wir meistens von Donnerstag bis Samstag Kurse vor Ort haben.“ So pendelt Lisa alle zwei bis drei Wochen in das Nachbarbundesland.
„Mit dem, was ich mache, bin ich echt zufrieden und ich bin sehr froh über meine Entscheidung, in die Pflege zu gehen.“
Lisa Wilhelmer
Beruf, Studium und Alltag zu verbinden ist nicht immer leicht – laut Lisa „auf der stressigen Seite“ (schmunzelt). „Man darf es wirklich nicht unterschätzen, aber derzeit geht es sich für mich noch gut aus. Auch dadurch, dass ich meine Arbeitsstunden für die Studienzeit ein wenig reduzieren konnte.“ Neben den Präsenzterminen in Kärnten erledigt Lisa auch einige der Aufgaben von zu Hause aus. Schön langsam steht auch die Bachelorarbeit bevor. Seit einigen Jahren erfolgt die Grundausbildung in der Krankenpflege direkt im Rahmen eines Bachelorstudiums. Das ermöglicht zukünftig ausgebildeten Pflegekräften, direkt in das dazu passende Masterstudium „Pflegemanagement“ einzusteigen, um in Führungspositionen im Pflegebereich arbeiten zu können.
In diese Aufgabe wird Lisa in ihrer Arbeit derzeit bereits integriert. „Ich darf meine Kollegin, die die pflegerische Aufsicht hat, gelegentlich vertreten. Eine sehr interessante Aufgabe – auch, wenn sie durch die vermehrte Büroarbeit ganz anders aufgebaut ist als ein klassischer Außendienst bei den Klient:innen.“ Die 29-Jährige geht in ihrer Tätigkeit auf. „Mit dem, was ich mache, bin ich echt zufrieden und ich bin sehr froh über meine Entscheidung, in die Pflege zu gehen. Ich kann abends gut schlafen gehen und weiß, dass ich Sinnvolles geleistet habe.“
„Wenn ich das Studium abgeschlossen habe, möchte ich mit meinem Mann eine größere Reise nach Japan unternehmen.“
Lisa Wilhelmer
Wenn neben Studium und Arbeit noch Freizeit übrig ist, findet man Lisa meistens bei Freund:innen, unterwegs mit ihrem Ehemann, im Fitnessstudio oder bei einer Partie „Dungeons and Dragons“. Bei ihrem ersten Heimweh-Interview vor acht Jahren war sie noch aktive Musikantin bei der Eisenbahner Stadtkapelle Lienz – dieses Hobby hat sie mittlerweile aus Zeitmangel an den Nagel gehängt. „Früher war ich wirklich sehr gern dabei, aber als ich Vollzeit in der Hauskrankenpflege gearbeitet habe, hätten sich zu viele Dienste mit der Probenzeit überschnitten“, erinnert sich Lisa. Auf ihrer Bucketlist steht der Bachelor-Abschluss an erster Stelle. „Wenn ich das Studium abgeschlossen habe, möchte ich mit meinem Mann eine größere Reise nach Japan unternehmen.“ Reise und Studium sind also fix, alles Weitere lässt sie sich offen. „Das vergangene Jahr war durch unsere Hochzeit und einen Umzug recht stressig. Jetzt lassen wir’s mal ruhiger angehen und planen nicht zu viel im voraus“, erklärt Lisa.
Der Bezug zu Osttirol hat sich über die Jahre verändert. „Natürlich habe ich mich als Person auch verändert – vor acht Jahren war ich ja noch knackige 20“, erzählt Lisa schmunzelnd. „Ich habe jetzt den Vergleich mit dem Leben in einer Großstadt und bin ganz froh, wieder in einem kleinen Dörfchen zu leben. Man kennt dieselben Menschen wie früher, hat aber einen anderen Blick darauf.“ Große Entscheidungen in Lisas Leben waren für sie vor allem die Rückkehr nach Osttirol und der Start in die Krankenpflege-Ausbildung.
„Was zudem für mich wichtig war - die Entscheidung, auch nach der Ausbildung weiterhin in Osttirol zu bleiben. Als DGKP hat man einen Beruf gewählt, der überall Stellen bietet. Heutzutage kann man sich den Arbeitsort daher Gott sei Dank wirklich aussuchen, wenn man möchte.“ Trotz Bewerbungen in Salzburg und Innsbruck entschieden sich Lisa und ihr Partner aber schlussendlich, in der Heimat zu bleiben. Die beiden teilen den gleichen Beruf – Lisas Ehemann ist ebenfalls in der Pflege tätig. Die beiden haben sich während ihrer Ausbildung kennengelernt, verrät sie mir.
Könnte Lisa abschließend ihrem 21-jährigen Ich aus dem Jahr 2017 einen Rat mit auf den Weg geben, wäre es der folgende: „Vertraue deinem Gefühl und lass dich nicht unterkriegen!“
Keine Postings
Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren