Die Sensation ist perfekt: Österreich hat elf Jahre nach dem Triumph von Conchita in Kopenhagen erneut den Eurovision Song Contest gewonnen. Der 24-jährige Countertenor Johannes Pietsch aka JJ sicherte sich Samstagabend in Basel die Trophäe mit seiner Popera-Ballade „Wasted Love“. Damit konnte sich Österreich zum dritten Mal den Sieg beim größten Musikbewerb der Welt sichern.
Dabei hatte es lange so ausgesehen, als müsste sich Österreich heuer Favorit Schweden geschlagen geben, der in den Wochen vor dem Contest von den Wettbüros stabil auf Platz 1 gesehen worden war. Mit einem souveränen Sieg unter den internationalen Fachjurys und einem soliden Ergebnis beim Publikum schob sich JJ jedoch nach vorne und holte für Österreich den Sieg mit 436 von 888 möglichen Punkten.

JJs Conclusio im Nachhinein: „Man darf den Buchmachern nie vertrauen.“ Aber auch inhaltlich positionierte sich der Countertenor, an seine Anhänger gewandt: „Ihr seid ein Anwalt für eure Überzeugungen. Vergesst den Hass - die Liebe ist die stärkste Kraft.“ Und einen besonderen Wunsch formulierte der frischgebackene ESC-König angesichts seines Sieges in Richtung ORF: „Darf ich bitte kommendes Jahr gemeinsam mit Conchita moderieren?“
„Ihr seid ein Anwalt für eure Überzeugungen. Vergesst den Hass - die Liebe ist die stärkste Kraft.“
Eine der Personen, die das entscheiden können, ist ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz, die sich im APA-Gespräch vollends beglückt angesichts des Sieges zeigte: „Bei allem Aufwand, den das für den Sender bedeutet, darf man nicht antreten, wenn man sich das ersparen will.“ Jetzt müsse man eben alles zusammenkratzen, was finanziell vorhanden sei, und werde auch mit einem Klingelbeutel durch die Lande ziehen. Für sie selbst, die bereits beim Wiener ESC 2015 Head of Delegation war, ist ein Song Contest als Programmdirektorin jedenfalls eine ganz große Sache: „Ich bin sehr froh, das in meiner Direktionszeit umsetzen zu können! Es macht mir eine diebische Freude.“
Bundespräsident Alexander Van der Bellen gratulierte JJ jedenfalls bereits via Social Media: „Was für ein Erfolg! Was für eine Stimme! Was für eine Show! Lieber JJ, herzliche Gratulation zum fulminanten 1. Platz beim Eurovision Song Contest.“ Zuvor hatte bereits der Bundeskanzler seiner Freude freien Lauf gelassen: „Was für ein großartiger Erfolg - meine herzlichsten Glückwünsche zum Sieg. JJ schreibt heute österreichische Musikgeschichte!“
Der Blick auf den heurigen Contest zeigt jedenfalls, dass Schweden in der Endabrechnung nur auf Platz 4 landete. Israels Yuval Raphael sicherte sich stattdessen überraschend mit 357 Punkten Platz 2, während Estlands Humorist Tommy Cash mit „Espresso Macchiato“ noch einen Stockerlplatz ergatterte. Das zweite Eisen, das Österreich heuer beim Eurovision Song Contest im Feuer hatte, das Wiener Duo Abor & Tynna, kam für Deutschland am Ende auf Platz 15.
Damit geht ein grandios organisierter Eurovision Song Contest für Österreich mit einem grandiosen Ergebnis zu Ende. So stellte bereits das Moderationstrio des Baseler ESC eine echte Wucht dar. Neben Showlady Michelle Hunziker und Moderatorin Sandra Studer führte als Dritte im Bunde Kabarettistin Hazel Brugger schlagfertig durch den Abend. Gemeinsam gestaltete man eine der gelungensten, amüsantesten ESC-Präsentationen der vergangenen Jahre. Überhaupt findet mit dem großen Finale ein Eurovision Song Contest seinen Abschluss, der die Scharte wieder ausmerzt, die das Skandalevent von Malmö dem Geist des Bewerbs im Vorjahr geschlagen hatte.
Damals hatten Großdemonstrationen in der Stadt und wilde Proteste in der Halle gegen die Teilnahme Israels sowie der Ausschluss der Niederlande wegen eines Fehlverhaltens des Sängers Joost Klein arg am Selbstverständnis des ESC gekratzt. Basel präsentierte sich hingegen ungeachtet einer kleinen pro-palästinensischen Demonstration parallel zum Finale als bestens organisiertes, stimmungsvolles Event, bei dem eine brechend gefüllte Stadt den Geist des gemeinsamen Feierns pflegte.
3 Postings
Bravo JJ. Und vielen Dank an den ESC für die farbenfrohe Abwechslung vom Alltag.
Sehr gut und jetzt greifen wir dann auf die Millionen zu, die bei den Familien und Pensionisten eingespart werden. Diese nicht wirklich nötige Regenbogenveranstaltung kostet den österreichischen Steuerzahlern wieder einige Millionen. Der letzte Song Contest 2015 schlug mit 17 Millionen zu Buche und wie man den Medien entnehmen kann, könnte uns der nächste Contest zwischen 20 und 30 Millionen kosten. Aber kein Problem, wir haben's ja.
Typisch Österreich, immer nur am Sudern.
Bravo an JJ, verdienter Sieg und tolle Stimme.
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