Es ist ein sonniger Tag im Mai. In Faak am See bereiten sich Hotels und Tourismusbetriebe auf die kommende Sommersaison vor. Noch ist es im Ort genauso ruhig wie in dem gemütlichen Wohnzimmer eines charmanten Wohnhauses direkt am See.
Dort treffe ich Helga Emperger und ihre Tochter Dagmar, die erst vor einem Jahr aus den Vereinigten Staaten wieder nach Österreich zurückgekehrt ist und nun mit ihrem Mann in diesem Haus wohnt. Helga Emperger selbst lebt in Villach. Sie ist 96 Jahre alt, zerbrechlich und doch ungewöhnlich stark, weise, humorvoll und vor allem sehr eloquent. Das allein macht sie schon zu einer außergewöhnlichen Erzählerin. Vor allem ist es aber ihre Geschichte an und für sich.


Helga Emperger wurde am 25. 12. 1928 in der Villa Sonneck in Lienz geboren. Eigentlich, so sagt sie, kam sie schon einen Tag früher auf die Welt, doch der Heilige Abend war zu dieser Zeit als Geburtstermin wohl noch ausschließlich Jesus Christus vorbehalten.
Als Vierjährige übersiedelte sie mit ihrer Familie nach Villach, wo sie und ihre jüngere Schwester Roswitha als Jugendliche im Krieg die Widerstandsarbeit ihrer Eltern und die daraus folgenden zahlreichen Inhaftierungen ihres Vaters miterlebten. Sie selbst wurden im November 1944 inhaftiert. Ihre Mutter wurde kurz darauf, am 23. 12. 1944, zusammen mit sieben weiteren Partisanen in Graz enthauptet.
Diese Geschichte wurde von Regisseur und Autor Ekkehard Schönwiese in dem Theaterstück „Anna und die Partisanen“ verarbeitet und vor einem sehr berührten Publikum in Dölsach uraufgeführt.
In unserem Gespräch erinnert sich Helga Emperger nicht nur an diese dramatischsten Tage ihres Lebens, sondern auch an jene danach. An ihr eigenes Überleben, das Wiedersehen mit ihrem Vater und ihrer Schwester, ihre Schulzeit und ihr Praktikum in der Schweiz, ihre Jahre als Sekretärin der KPÖ-Bezirksleitung in Villach, ihre Familiengründung und ihre Zeit im Sekretariat des Villacher Perau-Gymnasiums, ihr Engagement gegen das Vergessen der Gräueltaten des Nazi-Regimes und ihr Versprechen an ihre Mutter, stark zu bleiben und ein anständiger Mensch zu sein.
Es ist eine Lebensgeschichte, die von Zivilcourage, Mut, Überlebenswillen, Verlust, Trauer, Durchhaltevermögen, Ehrlichkeit und vor allem Menschlichkeit zeugt. Doch hören Sie selbst:
Der Dolomitenstadt Podcast ist ein akustisches Magazin, das die Redaktion von dolomitenstadt.at in Lienz zusammenstellt. Das Themenspektrum ist breit und beschränkt sich nicht nur auf die Region. Wir stellen spannende Projekte vor, widmen uns den Künsten und der Kunst des Lebens, schauen in Kochtöpfe und über den Tellerrand, greifen heiße Eisen an und diskutieren die Themen unserer Zeit mit Menschen, die etwas zu sagen haben. Zu finden auch auf Spotify und bei Apple Podcasts.
Keine Postings
Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren