Österreich ist im Europa-Vergleich Spitzenreiter hinsichtlich des E-Bike-Anteils. 2024 waren 57 Prozent aller verkauften Fahrräder E-Bikes, wie der Branchenverband VSSÖ unlängst bekannt gab. Die hohe E-Bike-Dichte wirkt sich auch stark auf das Unfallgeschehen aus. Im Vorjahr sind 20 E-Biker auf Österreichs Straßen ums Leben gekommen, auf herkömmlichen Fahrrädern tödlich verunfallt sind zwölf Personen. Die Zahlen für Unfälle mit E-Bikes aus diesem Jahr liegen bis inklusive 27. Juli bereits bei mindestens zwölf getöteten Personen. Hinzu kommt eine stark steigende Zahl an Verletzten.
Die Verkehrspolizei hat im Vorjahr 2.701 Verletzte mit E-Bikes registriert. Laut Erhebungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV), handelt es sich bei E-Bike-Unfällen allerdings zu 79 Prozent um Alleinunfälle. Diese Unfälle ohne Fremdverschulden werden in der Regel nicht polizeilich erfasst, auch nicht, wenn die Verunglückten im Spital behandelt werden.
Durch Befragungen und Hochrechnungen geht das KFV von insgesamt 9.800 Personen aus, die im Vorjahr nach E-Bike-Unfällen in österreichischen Spitälern ambulant oder stationär behandelt wurden. Im Vergleich zum Jahr 2023 ist das ein Plus von zehn Prozent. Seit Beginn des E-Bike-Booms 2019 hat sich die Anzahl der Verletzten damit bereits verdoppelt.
Wer von einem herkömmlichen Fahrrad auf ein E-Bike umsteigt, hat womöglich nur die Bequemlichkeit vor Augen, ohne die sicherheitsrelevanten Faktoren zu bedenken. Tatsächlich sind die Herausforderungen aber vielfältig, wie Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit, mit Verweis auf eine KFV-Erhebung unter 1.676 Personen erläutert: „58 Prozent der Befragten haben beim Umstieg vom Fahrrad auf ein E-Bike Probleme mit dem höheren Gewicht, 27 Prozent mit dem anderen Bremsverhalten und 26 Prozent mit dem höheren Tempo.“

Aber auch die Bedienung des Displays, das Losfahren, die geringere Wendigkeit und die rasantere Beschleunigung führen beim Umstieg häufig zu Schwierigkeiten, besonders bei älteren Personen. Denn 58 Prozent der mit E-Bikes verunglückten Personen sind 55 Jahre oder älter. Der Verkehrssicherheitsexperte fordert daher Bewusstseinsbildungsmaßnahmen zur freiwilligen Teilnahme an E-Bike-Fahrsicherheitskursen. Zudem sollten die zuständigen Straßen-Erhalter die RVS - Richtlinien und Vorschriften für den Straßenbau - „Radverkehr“ rasch umsetzen, damit qualitativ und quantitativ hochwertigere Radfahranlagen zur Verfügung stehen.
Mit 69 Prozent ist die häufigste Unfallursache bei Alleinunfällen mit E-Bikes laut Verkehrsunfallstatistik Unachtsamkeit und Ablenkung. Darauf folgen Alkohol und Drogen sowie unpassende Geschwindigkeit mit zwölf und 13 Prozent. Wenn bei E-Bike-Unfällen mit Personenschaden auch andere Verkehrsteilnehmende beteiligt sind, rangieren – unabhängig von der Verschuldensfrage – Vorrangverletzung und Rotlichtmissachtung (40 Prozent), Unachtsamkeit und Ablenkung (22 Prozent) und die Missachtung von Ge- und Verboten (12 Prozent) unter den Top-3 der Hauptunfallursachen.
Robatsch erklärt dazu: „So wichtig die Verschuldensfrage auch sein mag, viel entscheidender im Moment der Kollision mit einem Pkw oder Lkw ist die Frage: Wer ist der Verletzlichere? Und das ist in der Regel die Person mit dem E-Bike.“ 2024 kollidierten 57 Prozent der verletzten E-Bike-Fahrenden mit einem Pkw, 25 Prozent mit einem anderen E-Bike beziehungsweise einem herkömmlichen Fahrrad, sechs Prozent mit zu Fuß Gehenden und fünf Prozent mit einem Lkw.
Besonders lebensbedrohlich sind E-Bike-Unfälle, wenn man keinen Helm trägt. „Denn ohne Helm trägt man ein siebenmal so hohes Risiko für Schädel- und Hirnverletzungen als mit Helm“, betont Robatsch. Tatsächlich haben 59 Prozent der Getöteten keinen Helm getragen, wie KFV-Auswertungen der tödlichen E-Bike-Unfälle im Straßenverkehr von 2023 bis 2024 zeigen. Noch alarmierender ist die Situation bei E-Scootern, wo sogar 90 Prozent der Getöteten keinen Helm getragen haben. Der Experte appelliert daher an den Gesetzgeber die vom KFV seit längerem geforderte Helmpflicht für E-Bikes und E-Scooter endlich umzusetzen.
5 Postings
VCÖ: Die Radinfrastruktur ist eine der wichtigsten Voraussetzungen fürs Radfahren. Baulich getrennte Radwege und niedriges Tempo reduzieren das Unfallrisiko. Radfahren ist gesund und positiv für die Volkswirtschaft. Jeder ins Radfahren investierte Euro bringt einen Nutzen von fünf Euro.
a eigener führerschein zum kennenlernen und verstehen der verkehrsregeln, a versicherung und a straßensteuer, selbstverständlich a nummertnafele und halbjährliche fahrzeuüberprüfung mit pickerl, dann hätte auch der radlfahrer endlich verantwortung im verkehr. und noch eins: alk-kontrollen waratn a recht gsund für den einen und anderen und auch für die volkswirtschaft. a bissele gleichheit tat @ schadn, auf getrennte radwege könnt man dann verzichten. schun amal drüber nachgedacht?
Erschreckene Zahlen! Ich fahre vom Frühjahr bis in den Spätherbst mit wenigen Ausnahmen mit dem E-Bike, bin also Radfahrer und Autofahrer und kann daher beide Seiten beurteilen. Als Autofahrerin fällt ganz besonders auf, dass besonders in den lichtarmen Zeiten Radfahrer großteils sehr spärlich bis gar nicht beleuchtet sind und hier extrem viele Kinder, dann auch ohne irgend ein Zeichen zu geben abbiegen, mit hoher Geschwindikeit auf Gehsteigen rasen usw.. Als Radfahrerin nimmt mir täglich und zwar wirklich mindestens 1x täglich ein Autofahrer den Vorrang, da waren schon extrem brenzlige Situationen, auch wurde ich, trotz rechtzeitig weit ausgestrecktem Arm zum links abbiegen mit irrer Geschwindigkeit überholt, GsD habe ich nach hinten geschaut und konnte so einen Unfall verhindern, passiert auch ganz oft. Die Scooterfahrer glauben sowieso, dass sowohl Gehsteige als auch Straßen ihnen gehören, da gibts kaum welche, die sich an Regeln halten - Helm? - scheint ein Unwort zu sein.... Leute, es geht nur, wenn wir uns alle an bestehende Regeln halten und jeder auf jeden Rücksicht nimmt!
kinder fahren mit e-bikes. unverantwortlich von den eltern.
Nicht nur unverantwortlich sondern auch unklug. Kinder sollten das Radfahren als sportliche Aktivität sehen, statt dessen wird das e-bike vielfach zur "bespaßung" verstanden. Und die vielen Senioren sind auch dem e-bike nicht "gewachsen", die Antriebsthematik überfordert viele, auch wenn sie es nicht einsehen/hören wollen. Eine traurige Entwicklung! Dabei hätte diese Technologie ein großes Zukunftspotential.
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