Wie bereits mehrfach berichtet, ist Lienz aktuell Ausgangs- und Zielpunkt für zwei Großprojekte zum Ausbau von Stromtrassen. Einerseits wird die mehr als 70 Jahre alte 220kV-Leitung vom Umspannwerk Lienz durch den Talboden und über Assling, Lesachtal und Obertilliach nach Italien erneuert. Dieses Projekt ist bereits mitten in der Prüfungsphase und soll im Sommer baulich 2027 in Angriff genommen werden.
Abgesehen von Vorstößen des Osttiroler TVB-Obmanns Franz Theurl, den die Optik der Leitungen stört, halten sich zumindest öffentlich die Proteste gegen dieses Infrastrukturvorhaben in Grenzen. Aus den direkt betroffenen Gemeinden des Lienzer Talbodens kommt überwiegend Zustimmung zur geplanten Trassenführung.
Die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik hat auf Initiative Theurls – der auch im Gemeinderat der Stadt sitzt – zwar ein Schreiben an die Tiroler Landesregierung adressiert und fordert aus optischen Gründen die Verlegung von Erdkabeln, dem Vorstoß werden aber kaum Chancen auf Verwirklichung eingeräumt.
Ein buchstäblich anderes Kaliber ist der am Montag, 29. September, in Klagenfurt präsentierte Ausbau der mächtigen 380kV-Leitung zwischen Lienz und Obersielach bei Völkermarkt in Kärnten. Wir haben auch über dieses Vorhaben bereits mehrfach berichtet, doch bisher war nur der grobe „Korridor“ bekannt, in dem die gewaltigen Leitungsmasten künftig stehen könnten.
Nun gibt es eine schon deutlich präzisere Karte der geplanten Trassierung. Sie zeigt, dass in Osttirol neben Lienz auch Nußdorf-Debant, Dölsach und Nikolsdorf von diesem Projekt betroffen sind.

Am Montag, 6. Oktober, findet im Kolpingsaal von 16.00 bis 20.00 Uhr eine „Infomesse“ statt, wie die Projektanten – die Austria Power Grid AG (APG) und die KNG-Kärnten Netz GmbH (kurz Kärnten Netz) – dieses Format nennen. Der PR-Aufwand, den die Projektpartner betreiben, um breite öffentliche Akzeptanz für die 190 Kilometer lange und 36 Gemeinden betreffende Stromleitung zu schaffen, ist enorm.
Der Landesregierung Kärnten, den im Kärntner Landtag vertretenen Parteien und Sozialpartnern sowie Bürgermeister:innen der betroffenen Gemeinden wurde die Grobtrasse am Montagvormittag in Klagenfurt vorgestellt. Im Anschluss forderte Landeshauptmann Peter Kaiser einmal mehr „volle Transparenz sowie ein Informieren der Bevölkerung und betroffenen Gemeinden auf Augenhöhe“ ein.

„Priorität hat für uns, dass die Menschen vom Projekt möglichst wenig betroffen sind. Wir erwarten von den Projektwerbern, dass die bestmögliche und schonendste Variante umgesetzt wird – nicht die billigste“, stellte der Kärntner Landeshauptmann klar.
Bis Mitte 2027 wollen APG und KNG ihr Projekt UVP-einreichungsreif machen, verwies Kaiser auf die Informationen aus der heutigen Präsentation. „Im UVP-Verfahren sind alle sieben Regierungsmitglieder Behörde. Wir begleiten den Entstehungsprozess rechtlich“, hob er hervor. Dabei sollen auch unabhängige und weisungsfreie Sachverständige in 26 Fachbereichen tätig werden. Diese reichen laut Kaiser von Wasser, Boden, Luft bis hin zu Humanmedizin, Landschaftsbild oder Archäologie.
Die Projektanten verweisen darauf, dass sich innerhalb der nächsten 15 Jahre der Strombedarf in Österreich verdoppeln werde: „Mit dem Lückenschluss der 380-kV-Verbindung zwischen Lienz und Obersielach schließen wir eine große Versorgungslücke im österreichischen Hochspannungsnetz“, so Wolfgang Hafner, Projektleiter APG Netzraum Kärnten. „Damit erhöhen wir die Netzstabilität, beseitigen Engpässe und stützen das regionale Netz in Kärnten und Osttirol ab. Außerdem können wir die erneuerbaren Energien im Osten mit den Speicherkapazitäten im Süden bzw. Westen effizient verbinden.“
Das Großprojekt der APG nützt die Kärnten Netz, um in der Trasse der 380-kV-Leitung auf den gleichen Masten eine 110-kV-Leitung mitzuverlegen. „In der Trasse der 380-kV-Leitung wollen wir eine leistungsfähige 110-kV-Verbindung zwischen Oberdrauburg und Obersielach errichten und sie mit dem bestehenden 110-kV-Netz verbinden“, sagt Eva Tatschl-Unterberger, Geschäftsführerin der Kärnten Netz. Nach der Inbetriebnahme der neuen 110-kV-Infrastruktur werden rund 140 km bestehende 110-kV-Leitungen und einige bestehende Umspannwerke demontiert bzw. abgebaut.
Infoveranstaltung der APG zur geplanten 380kV-Leitung
Montag, 6. Oktober, 16.00 bis 20.00 Uhr
Kolpinghaus Lienz
Nähere Details: Infoportal Netzraum Kärnten
5 Postings
Diesmal haben wir offensichtlich Glück und andere müssen die "Krot" fressen! Diese 380 + 110 kv - Monsterleitung führt nicht über Zwischenbergen in das Mölltal. Hoffentlich geht man heutzutage mit dem betroffenen Personen in Osttirol und Kärnten etwas rücksichtsvoller um, als mit uns vor circa 50 Jahren. Damals trassierte man die 220 kv Leitung der Malta Hauptstufe genau über die wunderschön gelegenen Bergbauernhöfe auf der Kärntner und Osttiroler Seite des Zwischenberger Sattels. Dadurch wurden unsere Höfe gravierend verunstaltet und entwertet. Es ist mir seit Jahrzehnten völlig unerklärlich, wie man damals eine derart rücksichtslose und menschenverachtende Trassenführung wählen konnte, obwohl jedermann wusste und weiss, dass talauf und talab der irrwitzigen Trasse kilometerweit unbewohntes Terrain vorhanden ist! Die Zukunft wird uns zeigen, was von den vielstrapazierten Schlagworten: offene, ehrliche Diskussion auf Augenhöhe...... faire Entschädigung der Grundeigner.... nicht die billigste, sondern die für die Bevölkerung schonendste ..... etc. zu halten ist. ICH HABE KEIN GUTES GEFÜHL BEI DEM THEMA!
Hurra,angeblich hat Theurl als TVBO Obmann Einspruch gegen die Trasse nach Italien erhoben.Gleichzeitig sitzt Theurl wichtigerweise im Gemeinderat und dort hat man den Einspruch anscheinend verschlafen.Also weis die linke hand nicht was die rechte tun soll.Und die Visualisierungen nuetzen nur 2 personen etwas....dem Auftragnehmer und Auftraggeber........
Theurl als TVBO Obmann hat im UVP-Verfahren exakt gar nichts mitzureden.
Wer hat denn diese Umfrage gestartet??? "Aus den direkt betroffenen Gemeinden des Lienzer Talbodes kommt überwiegende Zustimmung zur geplanten Trassen Führung" Oder sind nur die Bürgermeister dazu befragt worden und nicht die Anrainer??? Wie immer wird das Fussvolk vor vollendete Tatsachen gestellt. Ich hoffe doch sehr dass wenigstens ein paar Leute aufwachen.
frag mal den obmann der talbodengemeinden, der wird auskunft geben ( können).
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