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Drei Wochen ohne Handy: „Aufgeben ist keine Option.“

Die ersten Tage haben die Schüler:innen der MS Egger-Lienz gut überstanden, verraten sie ihrem Tagebuch. 

Was für ein Unterschied zu anderen Tagen! Für 13 Jugendliche und zwei Lehrerinnen der MS Egger-Lienz endete am 29. September um 19.00 Uhr für drei Wochen die „Smartphone-Zeit“. Die Handys wurden weggesperrt, die erste Nacht in der Schule verbracht, um gemeinsam in ein großes Experiment zu starten. 

Am nächsten Morgen war das allgemeine Gefühl: Müdigkeit. Kein Wunder, schließlich sind Nächte in der Gruppe meist kurz. „Heute war es noch sehr einfach, denn wir haben in der Schule übernachtet. Es war so lustig! Ich bin gespannt auf die nächsten Tage”, schreibt Jason in sein Tagebuch und schließt mit einem gezeichneten Lach-Smiley. Auch so kann man Emojis in Texte einbauen und Gefühle zeigen! 

„Heut in der Früh war ich sehr müde, wahrscheinlich weil wir bis 3.00 Uhr wach waren. Das Frühstück in der Schule war sehr lecker …“ schreibt Emma, die sich zu Hause nach der Schule erst einmal auf´s Ohr legte und dann zum Training ging. „Es war so ungewohnt, ohne Handy irgendwo hinzugehen. Ich nehme die Armbanduhr von meiner Mutter.“ Das Smartphone ist eben viel mehr als nur eine Social-Media-Maschine. 

Lena spürt den Handyentzug und hält in ihrem Tagebuch fest: „So schnell gebe ich nicht auf.“ Foto: MS Egger Lienz/Steiner

Alle Jugendlichen führen Tagebuch. Ein neues Gefühl. Nicht die Daumen tippen Botschaften, sondern ganz klassisch werden die eigenen Gefühle und Erlebnisse in ein kleines Büchlein geschrieben. Emma liegt das, sie schreibt viel, erzählt, wie sie die Tage ohne Handy erlebt und gestaltet. Am zweiten Schultag stand Schloss Bruck auf dem Stundenplan, „ziemlich cool“, am Nachmittag war ein Stadtbummel angesagt und abends resümiert Emma: „Ich finde es geht mir o.k. ohne Handy, ich vermisse es trotzdem, es ist einfach ungewöhnlich, ohne es zu sein.“ Und noch etwas spürt die Schülerin: „Ich habe auch ein Gefühl, dass ich müder bin und schlechter einschlafe.“

Von Einschlafschwierigkeiten berichtet auch Sophia, die zumindest in den ersten beiden Tagen ihr Handy ansonsten kaum vermisst: „Nur am Abend ging es mir leicht ab, da ich sonst, bevor ich schlafen gehe, noch ein bisschen am Handy war. Das Einschlafen fiel mir auch eher schwer, ich brauchte eine ganze Stunde.“ Sophia fällt auf, „dass der Tag um einiges langsamer vergeht.“ 

Für Jason ist Langeweile kein Thema, er gibt sich entspannt und hat immer ein Projekt. Taekwondo trainieren, Volleyball spielen, mit den Brüdern den Hund ausführen. „Ich bin gespannt auf die nächsten Tage“, schreibt er. „Morgen wird es wahrscheinlich wieder so einfach sein.“ 

Lena hat etwas mehr zu kämpfen. Sie verspürt Kopfschmerzen. „Ich bin ehrlich und sage mit Stolz, dass ich es nicht so vermisse, wie ich dachte,“ auch wenn Freunde und Familie den Eindruck haben „dass ich aggressiver bin als sonst. Ich versuche mich abzulenken, aber oft möchte ich es einfach zurück. Aber so schnell gebe ich nicht auf.“ Neben diesen Satz zeichnet Lena ein Gehirn, das sich anstrengt und eine Sprechblase: „Aufgeben ist keine Option.“

Wir begleiten das spannende Experiment weiter und wünschen allen – auch den beiden Lehrerinnen ohne Handy – viel Glück und Durchhaltevermögen! 

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

3 Postings

Gerhard Pirkner
vor 3 Stunden

An alle selbst ernannten und echten Sprachpolizist:innen hier im Forum: Wir berichten über diese Aktion bewusst auf Augenhöhe mit den Kindern und Jugendlichen. Wir möchten motivieren, nicht korrigieren! Grantige Besserwisserei, altklug erhobene Zeigefinger und vor allem orthographische Tipps lösche ich kategorisch und unabhängig vom Absender.

 
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    r.ingruber
    vor 3 Stunden

    Ich hab ja gar nichts gesagt!

     
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    Elisabeth
    vor 2 Stunden

    Bravo, finde ich super. Danke dafür. 🙏

     
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