Ihr Dolo Plus Vorteil:
Diesen Artikel jetzt anhören
Simon Kofler ist Architekt, Wanderführer, Fotograf – und regelmäßiger Fahrgast im Direktbus von Innsbruck nach Osttirol. Foto: privat

Simon Kofler ist Architekt, Wanderführer, Fotograf – und regelmäßiger Fahrgast im Direktbus von Innsbruck nach Osttirol. Foto: privat

„Offenbar habe ich da wirklich einen Nerv getroffen.“

Simon Kofler löste mit einem Leserbrief über den Direktbus Lienz-Innsbruck eine Lawine aus. Wie geht es ihm damit?

Mehr als 100 Kommentare unter einem Leserbrief, mehr als 3.000 Unterschriften unter einer Petition, eine erste Reaktion des Verkehrsverbunds und vermutlich noch einiges an politischem Echo, all das innerhalb von wenigen Tagen – Simon Kofler hat mit seiner Kritik am aktuellen Zustand der direkten Busverbindung zwischen Lienz und Innsbruck einiges ausgelöst. Wir haben ihn zum Interview gebeten und wollten auch wissen, wer der junge Mann ist, der so vielen aus der Seele spricht.


Simon, dein Leserbrief hat eine Lawine an Kommentaren ausgelöst, die deine Wahrnehmung von schweren Mängeln bei der Direktbus-Verbindung Lienz-Innsbruck bestätigen und teilweise sogar noch verstärken. Hast du mit so viel Feedback gerechnet?

Ehrlich gesagt habe ich damit überhaupt nicht gerechnet. Natürlich hatte ich gehofft, dass mein Leserbrief etwas bewirken kann – aber was sich dann entwickelt hat, hat mich selbst überrascht. Dass sich so viele Menschen melden und ihre Erfahrungen ausführlich schildern, hätte ich nie erwartet. Offenbar habe ich da wirklich einen Nerv getroffen. Man merkt, dass sich beim Direktbus in letzter Zeit viel Frust angestaut hat. Gleichzeitig bin ich froh zu sehen, dass ich mit meiner Wahrnehmung nicht allein bin und viele andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Hast du durch die Kommentare auch Neues erfahren? Defizite, die dir selbst noch gar nicht bewusst waren? Teilweise klingen die Geschichten ja abenteuerlich. 

Da ich fast jedes Wochenende zwischen Ost- und Nordtirol pendle, habe ich vieles selbst erlebt. Mein Leserbrief hätte aber sonst den Rahmen gesprengt – deshalb habe ich mich auf die jüngsten Ereignisse konzentriert. Ich habe mir bis zu diesem Interview alle Kommentare auf Dolomitenstadt durchgelesen und kann die meisten absolut nachvollziehen. Viele Fahrgäste berichten von ähnlichen Erfahrungen, was zeigt, dass die Probleme kein Einzelfall sind. Kleine Verspätungen von zehn bis fünfzehn Minuten sind für mich – und sicher auch für viele andere – kein großes Thema. Man weiß, wie viel Verkehr und Baustellen es im Südtiroler Pustertal und bei der Luegbrücke gibt. Dafür können die Fahrer nichts, und das versteht man auch.

Du pendelst ja, wie die meisten Kommentaror:innen in unserem Forum, schon länger zwischen Ost- und Nordtirol. Pender:innen sind in der Regel recht geduldig, wenn es um das Wegstecken von gelegentlichen Ausfällen oder Verspätungen geht, oder um einen Mangel an Komfort. Gab es einen Tropfen, der bei dir das Fass zum Überlaufen brachte? 

Ja, definitiv – der Vorfall am Sonntag, dem 12. Oktober. Da wurden ich und neun weitere junge Fahrgäste in Abfaltersbach einfach vergessen, obwohl wir rund zehn Minuten vor der geplanten Abfahrtszeit an der Haltestelle waren. Ich sah zwar noch einen Bus vorbeifahren, dachte aber, dass wie üblich am Wochenende noch ein weiterer kommt. Doch es kam keiner. Nach einer Stunde Wartezeit war klar: Wir wurden schlicht vergessen. Bekannte, die schon im Bus saßen, erzählten uns später, dass ein Bus zu früh losgefahren war und die folgenden Busse über die Umfahrung in Abfaltersbach fuhren, unsere Haltestelle wurde dabei einfach ausgelassen. Selbst nachdem die Fahrer angeblich telefonisch vereinbart hatten, dass einer zurückkommt, passierte nichts. Am Ende mussten uns unsere Eltern wieder abholen.

Binnen kürzester Zeit wurde jetzt aus einem Leserbrief eine Petition, die binnen einem Tag mehr als 1.000 Personen unterschrieben haben und da ist vermutlich noch einiges an Luft nach oben. Du bist nun der offizielle Initiator. Kannst du dich unseren Leser:innen kurz vorstellen?

Mich hat wirklich überrascht, wie schnell das Ganze Fahrt aufgenommen hat – und ich denke, da ist noch einiges an Potenzial, mittlerweile haben schon mehr als 3000 unterzeichnet. Geplant war das alles so nicht, und ich hätte nie gedacht, dass das Echo so groß wird. Aber jetzt ist der Stein ins Rollen gekommen, und ich nehme diese Aufgabe gerne an.

Kurz zu mir: Ich komme aus Anras, habe an der FH Kärnten Architektur studiert und mit dem Master abgeschlossen. Danach bin ich nach Innsbruck gezogen, wo ich als Architekturmodellbauer gearbeitet habe. Parallel dazu habe ich im letzten Jahr die Ausbildung zum Tiroler Bergwanderführer abgeschlossen und orientiere mich nun beruflich neu. Die Fotografie begleitet mich schon seit vielen Jahren – inzwischen habe ich auch ein Kleingewerbe angemeldet. Mein Ziel ist es, das Wandern mit der Fotografie zu verbinden und mir in diesem Bereich langfristig etwas Eigenes aufzubauen.
Aktuelle Entwicklungen rund um das Thema teile ich übrigens regelmäßig auf meinem Instagram-Account @kofler_simon – wer mag, kann dort gerne vorbeischauen.

Mit Markus Sint von der Liste Fritz hast du einen ersten politischen Mitstreiter gefunden, der das Thema Direktverbindung ja schon jahrelang immer wieder zur Sprache bringt. Und dadurch wird jetzt die Forderung nach mehr Qualität der Busverbindung – du listest in deinem Leserbrief dazu sehr konkrete Punkte auf – plötzlich zur erneuten Forderung nach einem Direktzug. Wäre es nicht besser gewesen, sich nur auf einen besseren Bus zu konzentrieren?

Darüber habe ich mir im Vorfeld schon Gedanken gemacht. Ich wusste, dass ich mit meinem Leserbrief bei Markus Sint auf offene Ohren stoßen würde – und genauso war es auch. Wir hatten bereits ein erstes Gespräch, und ich halte ihn seither regelmäßig über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden.

Kurzfristig ist es für mich entscheidend, die Busverbindung zu verbessern – insbesondere in Bezug auf Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit. Mir sind dabei vor allem diese fünf Punkte wichtig, die auch in der Petition stehen:

  1. Flexible Routenanpassung bei Baustellen und Störungen
  2. Verbindliche Pünktlichkeitsstandards
  3. Garantierte Kapazitäten (keine überfüllten Busse)
  4. Funktionierende Klimaanlagen und Toiletten
  5. Klare Kommunikation bei Ausfällen und Verspätungen

Langfristig sehe ich aber den Direktzug klar im Vorteil, weil er einfach unabhängiger vom Straßenverkehr ist. Spätestens mit dem Brennerbasistunnel wird diese Verbindung enorm attraktiv. Dann ist die Fahrzeit deutlich kürzer und der Bus hat gegenüber dem Zug kaum noch einen Vorteil. Außerdem ist der Reisekomfort im Zug ein ganz anderer, das kann man nicht vergleichen.

Nehmen wir an, die Petition wird sehr erfolgreich – was ist dann dein nächster Schritt? Willst du weiter die Fahne tragen oder bist du zufrieden damit, dass es dir gelungen ist, die Missstände beim Direktbus Lienz-Innsbruck eindrucksvoll öffentlich zu machen?

Ich lasse das auf mich zukommen, was die nächsten Wochen bringen. Mir ist wichtig, dass sich bald etwas verbessert – für alle Betroffenen. Wenn ich mit meinem Einsatz einen Anstoß geben konnte, freut mich das sehr – entscheidend ist, dass jetzt Bewegung in die Sache kommt.


Link zur Petition von Simon Kofler

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

Das könnte Sie auch interessieren

Direktbus: VVT reagiert auf die scharfe Kritik

„Wertvolle Hinweise, die helfen, das bestehende Angebot gezielt weiterzuentwickeln.“

17

Scharfe Kritik am Direktbus Lienz-Innsbruck

Simon Kofler schildert die Defizite in einem Leserbrief und meint: „Ein Erfolgsmodell? Wirklich nicht.“

111

Keine Postings

Ein Posting verfassen

Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren