Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer bleibt trotz heftiger Kritik aus den eigenen Reihen an seiner Vorgehensweise in der Gehaltsdebatte im Amt. Mahrer sei bei einem internen Treffen der Wirtschaftskammer-Spitzen am Sonntagnachmittag in Wien das Vertrauen „geschlossen und einstimmig“ ausgesprochen worden, bestätigte WKÖ-Generalsekretär Jochen Danninger am Abend in einer Aussendung. Über den Inhalt des Treffens werde Mahrer morgen selbst informieren, hieß es weiter.
Der heutige Gipfel fand laut Danninger zwischen den Präsidentinnen und Präsidenten der Wirtschaftskammer Österreich sowie der neun Landeskammern „auf Wunsch“ Mahrers statt. Er selber habe die Vertrauensfrage gestellt. Zuvor hatten die WK-Präsidentinnen aus Tirol und Oberösterreich, Barbara Thaler und Doris Hummer, seine Kommunikation in der Gehaltsdebatte als „einziges Desaster“ und „dilettantisch“ bezeichnet.

Medienberichten zufolge dürfte der Druck auf den WKÖ-Präsidenten zeitweise groß gewesen sein. Man suche bereits nach einer Nachfolge, hieß es am frühen Nachmittag aus gut informierten Kreisen gegenüber der APA. In den Medien war immer wieder von der Oberösterreich-Präsidentin Hummer die Rede. Mahrer selbst schloss einen Rücktritt stets kategorisch aus.
Mahrer sorgt für Empörung
Nach heftiger Kritik an vergleichsweise üppigen Gehaltsanpassungen von 4,2 Prozent (über Inflation) in der Wirtschaftskammer am Mittwoch hatte Mahrer anfangs von einer Reduzierung des angedachten Plus für die Mitarbeitenden gesprochen - später relativierte er allerdings seine Angaben. So war zunächst von einer Halbierung auf 2,1 Prozent die Rede, tatsächlich gibt es aber nur im ersten Halbjahr gar keine Erhöhung, im zweiten dafür eine von 4,2 Prozent. Damit ist der Ausgangswert für das Jahr darauf deutlich höher, als er es bei 2,1 Prozent für das ganze Jahr 2026 gewesen wäre.
Die darauffolgende Empörung rührt vor allem daher, dass die Wirtschaftskammer häufig in KV-Verhandlungen Lohnzurückhaltung fordert. So lag etwa der Abschluss der Metaller, der als Richtschnur für andere Branchen gilt, deutlich unter der Inflation. Mahrer gestand in den vergangenen Tagen zwar Fehler ein und zeigte Verständnis für die Kritik, an der geplanten Gehaltsanpassung will er dennoch festhalten. Eine von mehreren Seiten geforderte Senkung der Kammerumlage angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage schloss er hingegen aus.
„Desaster“
„Persönlich getroffen und erschüttert“ hatte sich Tirols WK-Präsidentin Barbara Thaler vor dem Treffen in Wien gegenüber der „Krone“ gezeigt. „Das ist ein einziges Desaster, ein großer Fehler, und es hat viel Vertrauen gekostet“, so Thaler zur Vorgehensweise Mahrers. Auch Oberösterreich-Präsidentin Hummer sprach gegenüber den „Oberösterreichischen Nachrichten“ von einer „völlig unglücklichen Aktion“. Das Gehaltssystem sei „fair“, aber „zu einem Zeitpunkt, wo alle sparen müssen, daran unbeirrt festzuhalten, war ein Fehler“.
Schlussendlich gerieten aber auch die teils massiven Gehaltserhöhungen bei Landeskammerpräsidenten in die Kritik. So wurde etwa die Entschädigung von Thaler von 6.400 auf 10.000 Euro und damit mehr als 60 Prozent angehoben. Das rechtfertige Hummer – wie auch Mahrer – mit einer „Systemumstellung“. Man liege „bei den Funktionsentschädigungen 30 Prozent unter der Höchstgrenze bzw. unter dem Verbraucherpreisindex“, betonten sie. Im kommenden Jahr wird es allerdings laut Mahrer keine Erhöhung der Entgelte für die Spitzenkämmerer geben.
Unterm Strich 28.500 Euro brutto
Der Verdienst Mahrers sorgte ebenfalls für Diskussionen über die Angemessenheit. Mahrer ist Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, Präsident des Wirtschaftsbundes und Präsident des Generalrates der Nationalbank. „Das ergibt unter dem Strich 28.500 Euro brutto. Zwölf Mal im Jahr. Ja, das ist viel Geld“, so Mahrer. „Aber das ist auch sehr viel Verantwortung und persönliche Haftung.“ Der Rechnungshof kündigte an, diese Mehrfachbezüge im kommenden Jahr prüfen zu wollen.
Allerdings gab Mahrer mittlerweile bei einer Pressekonferenz am Montagvormittag bekannt, dass er den Nationalbank-Posten zurücklegen werde. Für ihn sei „Fehlerkultur“ kein leeres Wort.
Dieser Artikel wurde am 10. November um 11.35 Uhr aktualisiert.
8 Postings
Egal welche Kammer es ist die Gehälter sind nie im Leben gerechtfertigt. Welche Verantwortung haben die Kämmerer, jedes noch so kleine Pflichtmitglied der WKO hat mehr Verantwortung als Thaler undMahrer zusammen. Vermutlich werden Sie die viele Arbeit als Grund für die hohe Gage als Rechtfertigung nehmen. Liebe Thaler wollen Sie nur von Ihrer über 60% Gehaltserhöhung ablenken ? Zu sagen die Erhöhung ist OK aber die Kommunikation nicht. Das bedeutet es hätte niemand erfahren sollen?
Was macht denn die WK überhaup? und Benötigen wir die WK?
Ich gehe mal davon aus, dass HM dieses Desaster weder in der Kammer noch im Wirtschaftsbund "überleben" wird. Wie kommt die Wirtschaftskammer dazu mit den Beiträgen der Unternehmen politische Parteien zu fördern? Wenn der ÖVP-Wirtschaftsbund jährlich von der Wirtschaftskammer tatsächlich 15 Millionen Euro erhält, dann hat sich der Mahrer seine Wirtschaftbundentschädigung ohnehin mit dem Geld der WK selber bezahlt. Die ÖVP argumentiert immer wieder in diversen Themen damit, dass man diese "Hausverstand" angehen müsse. Mein Hausverstand sagt mir: Wenn eine Institution (ca. 5000 Beschäfigte), die aus Pflichtbeiträgen finanziert wird, ca. 2 Milliarden Euro Rücklagen hat, dann sind diese Beiträge um ein Vielfaches zu hoch.
Bin ich voll Ihrer Meinung. Die 2 Milliarden Rücklagen anständig verzinst würden vermutlich den Laden ohne Zwangsbeiträge finanzieren oder zumindest mit deutlich geringeren Pflichtbeiträgen.
Interessant, die gute Dame ist also "persönlich getroffen und erschüttert" von Herrn Mahrer, während sie selbst aufgrund einer "Umstellung " eine Gehaltserhöhung von 60% einstreicht - wir sollten eine Spendensammlung für eine Psychotherapie initiieren, wenn es ihr so schlecht geht!!! Wie widerlich und abgedreht muss man eigentlich sein, um so zu agieren? Für wie dumm hält man die Zwangsmitglieder? Was ist denn das für eine "Umstellung", wo man plötzlich 60% mehr Gehalt bekommt? Wie ist es möglich, dass der WK Präsident x hochdotierte Spitzenposten zugleich besetzen kann? Wie ist es möglich, dass man gegen so eine Zwangsmitglieschaft mit deratig offensichtlichem Selbstbedienungsladen nicht vorgehen kann? Aber höchstwahrscheinlich ist in wenigen Wochen alles vergessen, so deren Hoffnung....
Anscheinend gibt es tatsächlich kein Schamgefühl mehr! Während Unternehmerinnen und Unternehmer in ganz Österreich ums Überleben kämpfen, Mitarbeiter entlassen und Kosten senken müssen, gönnt sich die Wirtschaftskammer selbst eine Gehaltserhöhung über der Inflation – und das mit einem Lächeln in die Kameras. Ausgerechnet jene Institution, die bei Kollektivvertragsverhandlungen regelmäßig „Lohnzurückhaltung“ predigt, zahlt sich selbst das Doppelte dessen aus, was sie anderen zumutet. Die Begründungen von Mahrer klingen wie ein schlechter Witz: Erst halbieren, dann doch nicht, und am Ende bleibt alles beim Alten – nur mit einem hübscheren Zeitplan.
Dass Tirols WK-Präsidentin Thaler „erschüttert“ ist, verwundert nicht. Erschüttert sollten aber vor allem die Mitglieder der Kammer sein, die diese Selbstbedienungsmentalität finanzieren. Von Verantwortung, Vorbildwirkung oder Augenmaß keine Spur. Die Wirtschaftskammer fordert Solidarität, wenn es um Lohnrunden und Belastungen geht – aber lebt sie selbst das Gegenteil. Wenn jene, die die Wirtschaft vertreten sollen, den Bezug zur Realität verlieren, darf man sich über den wachsenden Vertrauensverlust nicht wundern.
Auch die Gehaltserhöhung von Frau Thaler ist ein einziges Desaster, ein großer Fehler, und hat viel Vertrauen gekostet.
Bei so einem Gehalt tritt keiner zurück. Außerdem: wofür haftet er persönlich??
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