Bereits heute, so sehen das einige Anrainer der Kärntner Straße, der Vinzenz Goller-Straße und der Fanny-Wibmer-Pedit-Straße in Lienz, heißt es in ihrem Viertel immer öfter „nichts geht mehr“. Etwa dann, wenn zu Stoßzeiten Ein- und Ausfahrt zum Discounter „Action“, Abbiegespur Richtung Kärnten und die Eigenheiten der doppelten Ampel an der „Fagerer-Kreuzung“ zu einem Verkehrschaos führen, das bis auf die B100 zurückreicht.
Anwohnern wie dem Arzt Matthias Trummer ist klar, dass ihr unmittelbares Umfeld auch deshalb zum Nadelöhr wird, weil der immer häufigere Dauerstau auf der B100 zu immer mehr Umfahrungsverkehr über die Beda-Weber-Gasse zur Kärntnerstraße und in deren Seitenstraßen lenkt. Ein Problem, das auch die Anrainer der Nußdorfer Straße kennen.

Trummer beeinsprucht deshalb ein geplantes Bauprojekt auf dem ehemaligen „Lochmann-Grundstück“, das eine Steuerberatungskanzlei erwarb, um hier ein Büro- und ein bis zwei Wohngebäude zu errichten. Der Gemeinderat von Lienz erteilte die Baugenehmigung in seiner Oktober-Sitzung, Einsprüche sind aber noch möglich.
Im Gegensatz zu Anrainerprotesten an der Reimmichlstraße – wir haben berichtet – geht es den Projektgegnern in diesem ohnehin sehr belebten Teil der Stadt aber nicht um Gebäudehöhen und Bebauungsdichte. „Uns geht es um den Verkehr und das ist ein viel weitreichenderes Problem. Wir brauchen dringend ein durchdachtes Verkehrskonzept, bevor neue Projekte zusätzlichen Druck auf ein ohnehin überlastetes System erzeugen“, erklärt Trummer.
Tatsächlich sind neben dem erwähnten Projekt eine Reihe von weiteren Großprojekten in unmittelbarer Nähe in der Pipeline. Schon genehmigt ist ein 200-Betten-Hotel gleich hinter der OMV-Tankstelle. Zu- und Abfahrt? Man wird sehen. Ebenfalls genehmigt sind ein Billa-Markt samt Wohnblock mit ca. 30 Wohnungen an der Zettersfeldkreuzung. Zu- und Abfahrt erfolgen über die Zettersfeldstraße, ein weiteres Nadelöhr in dieser Ecke der Stadt.
Das riesige Areal der GHS an der Fanny-Wibmer-Pedit-Straße liegt aktuell noch brach und wird als Basislager für die Bauarbeiten am Isel-Hochwasserschutz genutzt. Sobald diese Arbeiten fertig sind, will die GHS hier 80 bis 100 Wohnungen in mehreren Blöcken errichten. Zu- und Abfahrt? Können nur über die Fanny-Wibmer-Pedit-Straße erfolgen.
Und last but not least werden wohl auch die „Genossen“, sprich die Manager der RGO, irgendwann eine Nachnutzung für das brachliegende Versteigerungsareal an der Nußdorfer Straße in Angriff nehmen müssen. Mit noch mehr Verkehr dort, wo ohnehin schon nichts mehr geht.
All das wollen Matthias Trummer und seine Mitstreiter nicht länger tatenlos beobachten. Man legt sich quer und das zunächst dort, wo es naheliegend ist, beim aktuell geplanten Projekt in der Wiese vor ihren Häusern. Es ist von der Größenordnung zumindest für den Raumplaner maßstäblich und für die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik ein „Lückenschluss“.
Doch selbst die Stadtverwaltung gibt zu, dass es noch keine Parkraum- und Verkehrslösung für dieses Projekt gibt. Erst bauen, dann planen? Für Trummer keine Option. Er mobilisiert nicht nur Anrainer, sondern auch anderweitig Betroffene, etwa Lieferanten und Rettungsorganisationen, die hier ebenfalls oft im Stau stecken.
Seine Intervention will er konstruktiv verstanden wissen: „Ein Verkehrskonzept ist keine Kritik an der Vergangenheit, sondern eine Investition in unsere Zukunft. Es geht nicht um Schuld, sondern um Verantwortung gegenüber den Menschen, die hier leben.“ Um das zu unterstreichen, hat Trummer auch eine Petition gestartet.
9 Postings
Deutlich Verkehr reduzieren würde man aber wenn man zusätzlich die Verkehrswege reduzieren würde.
Mir würde da zb beim doppelspurigen Kreisverkehr in Debant/Lienz eine Abfahrt nach Süden vorschweben und in weiterer Folge eine BRÜCKE über die Drau nach Tristach, das würde viele Fahrten in die Peggetz und nach Tristach usw verkürzen und automatisch die Strassen entlasten.
Ebenfalls könnte man eine Brücke bei der Brauerei/Friedensiedlung über die Drau errichten, dann müssten viele Autos nicht durch die Stadt stauen sondern bequem und kurz an ihr Ziel kommen.
Dass es beim Thema Verkehr Handlungsbedarf gibt ist offensichtlich!
Hat aber leider nur indirekt was mit Genehmigungen von Bauvorhaben zu tun (und damit meine ich nicht die Optik, Größe, ...).
Grundlage (ganz leicht im Netz zu finden): Ein Bürgermeister kann ein Bauvorhaben in Tirol ablehnen, wenn es gegen geltendes Recht verstößt. Der Bürgermeister ist in Tirol die Baubehörde und muss eine Genehmigung erteilen, wenn das Vorhaben dem Gesetz entspricht; lehnt er ein genehmigungsfähiges Projekt ab, kann er sich des Amtsmissbrauchs schuldig machen. Die Ablehnung basiert auf rechtlichen Bestimmungen, wie etwa Nichteinhaltung von Bebauungsplänen oder Bauvorschriften.
Fazit: Entspricht ein Bauvorhaben der Tiroler Bauordnung und dem Bebauungsplan kann gar nicht abgelehnt werden!
Schlecht für alle Betroffenen - aber quasi ein Korsett für Bürgermeister!
Viel Glück mit der Petition. In der Reimmichlstraße wurde diese von der Bürgermeisterin mit den Worten: "Da kann ja jeder Unterschreiben" und "keiner kann Beweisen, dass diese von Leuten aus Lienz sind" abgetan und die ganzen Unterschriften sind deshalb nichts wert.
... herrlich, dieser weitere Beweis der Hilflosigkeit von Gestzgeber und Verwaltung auf diesem Gebiet ...
Herr Dr. Trummer hat völlig recht!
Da sieht man mal wieder die Kompetenz des Gemeinderates. Nur wenige dürften dort über die Folgen ihres "Hände-Hoch-Daseins" tatsächlich nachdenken. Die Stadtführung ist mit solchen Projekten ja völlig überfordert, die Folgen lassen sie wie üblich auf sich zu kommen, man hat die "wir werden wohl sehen" Mentalität, wenns gut geht, dann ist es gut, wenn nicht, dann halt Pech gehabt und Schuld sind immer andere.
Der Stau wird oft ja durch Engstellen produziert, z.B. beim leerstehenden Moserhaus in der Beda-Weber-Gasse, oder auch bei den Engstellen in der Defreggerstraße.
Das Hauptübel in Lienz sind zum Teil aber auch die Ampelkreuzungen.
Warum funktionieren in Kitzbühel die Kreisverkehre durch die Stadt relativ gut? Bei Ampeln steht einfach alles, AUCH wenn mal kein Querverkehr fährt. Man darf bei rot halt nicht einfahren, beim Kreisverkehr immer, wenn mal kein KFZ kommt. Und Platzmangel kann auch kein Grund sein, denn allzu groß sind die Kreisverkehre in Kitz auch nicht an der dortigen Bundesstraße.
Ein Beispiel ist auch die Kreuzung beim Stadion bzw. zum Schwimmbad hin. Hier "kann" (oder will) man keinen Kreisverkehr bauen, weil die Landesstraße "höherwertiger" ist, als die Zubringer der Stadt Lienz. Wen interessiert sowas???? Wir sind hier im Stadtgebiet, die Rechts- und Begegnungsregeln behindern dort aber leider oft die rasche Einfahrt in die Kreuzung, somit staut es sich schon wieder.
Beim Kreisverkehr fließt alles harmonischer und auch "gerechter" ab. Wenn die Höherrangigkeit hier ein Problem ist, dann kann man die Landesstraße ja erst ab der Tennishalle beginnen lassen, somit diesen Straßenbereich an das Öffentliche Gut der Stadt übergeben.
Würde vieles vereinfachen, wenn der Verkehr fließen könnte und nicht immer stehen muss, weil gewisse Regeln oder Ampeln das vorschreiben!!!! Vorallem in der Nacht sind aktive Ampeln sowieso ein kompletter Unsinn in Lienz!!!
Weniger mit dem Auto zu fahren, wär natürlich auch eine Variante, nur leider geht dies halt auch nicht immer.
Petition hab ich unterschrieben, sodass die Stadtregierung und auch das Baubezirksamt samt BH Lienz mal anfangen, über ihre Verkehrskonzepte nachzudenken, die ja augenscheinlich nicht funktionieren!!!!!!
Ich versteh sowieso nicht, warum Lienz seit Jahren nicht in der Lage ist, die paar wenigen Ampeln, die noch dazu (angeblich) intelligent (!!) sind, in eine grüne Welle zu schalten. Jede Großstadt schafft dies mit deutlich mehr Ampeln. Und kommts mir jetzt nicht mit dem Zebrastreifen beim McD. Auch in der Nacht, wo keiner über dem Zebrastreifen geht, funktioniert die grüne Welle nahezu nie.
Apropos Nacht: Früher waren die Ampeln in der Nacht auf gelb blinken geschaltet. Damit war der Verkehrsfluss flüssiger und man musste nicht sinnlos vor einer roten Ampel trotz nicht vorhandenem Querverkehr minutenlang umsonst stehen bleiben. Jeder Verkehrsteilnehmer sollte eigentlich der Querverkehrs- und Vorrangregelung mächtig sein und damit problemlos eine gelb blinkende Ampel bewältigen können. In der Naczt auf gelb geschaltete Ampeln würde nicht nur den Verkehrsfluss verbessern, sondern auch durch weniger Abgase im unnötig langen Stehen umweltschonender sein.
Selbstverständlich muss man sich vor der Genehmigung solcher Projekte den induzierten Verkehr anschauen und entsprechende Begleitmaßnahmen mitplanen. Kaum zu glauben dass das in Lienz offenbar habituell nicht passiert.
So ist es, leider! Die gesamte Verkehrsplanung war schon seit langem hinterfragenswert, aber in letzter Zeit wird es immer bunter! Und man muss wenigstens versuchen, etwas Vernunft in die Sache zu bringen. Wenn es nicht schon zu spät ist und Lienz einen Preis für Superverkehrstaus bekommt.
Liebe@nanny, Superverkehrsstau - nicht bekommt, sondern HAT!!! Von Dölsach nach Lienz mit dem Auto baucht man inzwischen schon gleich lange wie von Lienz nach Matrei. Was die meisten PolitikerInnen aller Coleurs noch immer nicht kapiert haben ist, dass sie quasi "Angestellte" der Wählerschaft sind und entsprechend auch FÜR sie handeln müssen, anstatt alles ohne Hirn und Verstand und offensichtlich ohne minimalstes Wissen über Begleiterscheinungen durchzuwinken. Ich bin echt froh, dass wir nicht mehr in Lienz wohnen, was da für mein Empfinden an Eigenmächtigkeit und drüber fahren über die Einwohner passiert, wäre für mich und meine Familie nicht mehr ertragbar.
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