Ihr Dolo Plus Vorteil:
Diesen Artikel jetzt anhören

Wieviel Schulden der Stadt schultern die Lienzer:innen?

2026 sollen es laut Voranschlag 2.600 Euro pro Nase sein. Ganz so schlimm schaut es am Ende aber doch nicht aus.

2022 hatte Lienz knapp 10,7 Millionen Euro Schulden, bei rund 12.000 Einwohnern ergab das eine Verschuldung von 895 Euro pro Nase, vom Baby bis zum Greis. Nur zwei Jahre später bot sich ein völlig anderes Bild. 25,5 Millionen Euro Schulden und eine Pro-Kopf-Verschuldung von 2.127 Euro weist der bislang aktuellste Rechnungsabschluss 2024 aus. 

Für 2025, diese Jahresbilanz wird bis März 2026 vorliegen, rechnet man mit mehr als 26 Millionen Euro Schulden. Und der Voranschlag für 2026 – präsentiert am 15. Dezember – geht gar von einer Steigerung auf rund 28,9 Millionen Euro aus. Zählt man zu diesem Betrag den Schuldenstand der Lienzer Stadtwerke dazu, steigt die Pro-Kopf-Verschuldung auf rund 2.600 Euro, hat sich also seit 2022 verdreifacht! 

2.600 Euro an Schulden der Stadt könnten sich pro Kopf 2026 auf die Lienzerinnen und Lienzer verteilen. Foto: iStock/Dolomitenstadt

Was ist da geschehen? Die Erklärung für den großen Sprung seit 2022 ist relativ einfach. Lienz hangelt sich von Großprojekt zu Großprojekt, musste lange das Schwimmbad abstottern und als dieser Posten halbwegs getilgt war, schlug das Schulzentrum Nord ein neues Schuldenkapitel auf. Mehr als 26 Millionen Euro hat der Bau gekostet, zu einem beachtlichen Teil aus Zuschüssen aber doch auch mit einem millionenschweren Darlehen finanziert. 

Das trieb die Schulden der Stadt auf insgesamt 22,1 Millionen Euro hoch, zu denen 2026 noch einmal fast 8 Millionen Euro dazukommen. So schlägt etwa die Tennis- und Mehrzweckhalle mit 3,2 Millionen Euro im kommenden Jahr zu Buche und der Hochwasserschutz Isel wird 2,5 Millionen Euro verschlingen. Der Großteil dieses Postens wird aber über Bundesförderungen wieder auf die Konten der Stadt zurückfließen. 

Und weil das teure Schulzentrum nicht nur von Lienzer Schüler:innen frequentiert wird, sondern auch von Kindern aus Umlandgemeinden und Oberkärnten, müssen diese Gemeinden knapp 34 Prozent der Kosten mitzahlen. Lienz hat allerdings den ganzen Kredit aufgenommen und erhält das Geld der Gemeinden erst später, was die Schuldenstatistik in die Höhe treibt. 

Bereinigt um diesen Anteil der Schulsprengel-Gemeinden und des Schulgemeindeverbands Spittal/Drau betragen die Schulden der Stadt de facto nicht 28,9 sondern 23,3 Millionen Euro. 

Inklusive Stadtwerke-Bilanz kommt man so auf eine Pro-Kopf-Verschuldung von 2.144 Euro im Jahr 2026. Tilgung und Zinsen summieren sich zu 1,6 Millionen Euro. Zuschüsse abgezogen, kalkuliert die Stadt mit rund 1,2 Millionen Euro, die im kommenden Jahr als Netto-Schuldendienst anfallen. 

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe arbeitete als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er nach Lienz zurückkehrte und 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief. 2025 erhielt Pirkner für seine journalistische Arbeit den Walther-Rode-Preis.

Keine Postings

Ein Posting verfassen

Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren