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Bauarbeiten für die Felbertauern-Bypass starten

Längere zweispurige Passagen und größere Kurvenradien geplant.

Dieses vor ca. 10 Tagen aufgenommene Bild zeigt noch nicht den Bau der Ersatzstraße, sondern eines Zufahrtsweges für den späteren Abtransport der Geröllmassen. Foto: Expa/Groder
Karl Poppeller, Vorstand der Felbertauern AG, ist mit Prognosen vorsichtig geworden: "Unser Wunschtermin wäre Ende Juli, das könnten wir schaffen, wenn nichts dazwischen kommt." Poppeller bezieht sich auf die Fertigstellung jener Ausweichstrecke, die den gigantischen Felssturz auf der Felbertauernstrecke umfahren und einen halbwegs regulären Verkehr auf der wichtigen Alpenquerung ermöglichen  soll. Das Straßenbauwerk wird nach einer Reihe von Gesprächen mit Behörden und Wirtschaft jetzt auf fast der Hälfte der insgesamt 1,4 Kilometer zweispurig angelegt und erhält größere Kurvenradien, damit auch Busse und Lkw sicher passieren können. Das einspurige, ampelgeregelte Straßenstück wird dadurch kürzer, was auch die Intervalle verkürzt. Das Realisierungstempo dieser Notvariante geriet vor allem durch diverse Zurufe aus der Lokalpolitik in die Schlagzeilen. Poppeller relativiert: "Wir bauen um 1,6 Mio Euro eine vollwertige Straße durch das Hochgebirge. Unter regulären Bedingungen würde ein Vorhaben dieser Größenordnung ein Jahr Vorlauf und ein Jahr Bauzeit in Anspruch nehmen. Wir wollen knapp drei Monate nach dem Felssturz in Betrieb gehen. Soviel zum Thema Tempo." Freilich räumt der Straßenvorstand ein, dass das Ausmaß der Katastrophe zu Beginn falsch eingeschätzt wurde. Bis heute ist an eine Räumung der Originalstraße nicht einmal zu denken. Unter Lebensgefahr werden nach wie vor Felssicherungsarbeiten durchgeführt, die noch viele Wochen dauern werden. Erst nach deren Abschluss kann mit der Räumung und erst danach mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Auch deshalb wird die Umfahrung wohl breiter und hochwertiger als anfangs geplant. Je früher sie in Betrieb geht, desto schneller fließt auch wieder dringend benötigtes Geld in die Kassen den Straßengesellschaft. Heute, 12. Juni, wurde mit dem Abriss einer Jausenstation und eines Alpstalles im Bereich der Baustelle begonnen. Alle Genehmigungen und  Bescheide der Gemeinde sind unter Dach und Fach, am Freitag sollen die wasser-, forst- und naturschutzrechtlichen Bewilligungen vorliegen. Völlig ungeklärt ist zu Baubeginn, wer am Ende welchen Anteil an den Millionenkosten für die Wiederherstellung der Felbertauernstraße aber auch für den Bypass übernimmt. Eine touristische Nachnutzung des neu gebauten Straßenstückes wird bereits angedacht, ob sie realistisch und im "schönsten Talschluss der Ostalpen" gewünscht ist, wird wohl erst nach der Wiedereröffnung des Felbertauern diskutiert werden. Vor allem der Matreier Bürgermeister Andreas Köll forciert ambitionierte Erschließungspläne. Das erklärt auch, warum die Ersatzstraße und ihre eigens gegründete Errichtungsgesellschaft vollmundig "Großvenediger Hochalpenstraße" getauft wurden.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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