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Auch in Innichen gilt: Es isch wie’s isch!

Satirisches Theater vor dem Alltag touristischer Realität.

Fotos: Michael B. Egger
Fotos: Michael B. Egger
Theaterwerkstatt-HochformatWährend Osttirol vor Hamburger Peepshows um Gäste wirbt und im benachbarten Sexten ein beinharter Kampf um neue Liftanlagen tobt, nimmt in Innichen eine ambitionierte "Theaterwerkstatt" mit feiner Klinge den touristischen Alltag in den Bergen auf´s Korn. Nur mehr eine Kuh im Stall, die Landwirtschaft bringt keine Erträge mehr – gut, dass man im Winter sein Brot beim Skilift verdienen kann. So denkt sich der Holzer-Bauer, bis moderne Technik auch die Liftbügel-Halter überflüssig macht. Jetzt sichert nur Einfallsreichtum das Überleben und die Familie Holzer stellt sich den Touristen als lebendiges Museum zur Schau. Das Publikum sucht Kitsch und erwartet das Klischee? Die Holzers geben ihm, was es braucht. "Holzers Piepshow", ein Stück des Schweizer Autors Markus Köbeli, wurde 1989 in Bern uraufgeführt, ein Jahr bevor der ORF die erste Folge von Felix Mitterers legendärer Piefke-Saga ausstrahlte. Wie die bittere Realsatire des Tiroler Autors inszeniert auch Köbelis Stück das Leben einer Bergbauernfamilie, die durch die touristische Vermarktung allmählich ihre Identität verliert. "Holzers Peepshow" ist lustig und doch keine seichte Haudrauf-Komödie. Dolomitenstadt.at war bei der letzten Vorstellung Ende November dabei und fragte die Mitglieder des erfolgreichen Ensembles nach ihrer Meinung zum Thema. Gibt es einen satirischen Seitenhieb in Richtung Sextener Skischaukel-Causa? „Nein, wir sind unpolitisch, aber das Thema ist doch immer aktuell, oder?“, bleibt der Obmann der Theaterwerkstatt, Harald Kraler vorsichtig. Er spielte den Bergbauer Hans, der gegen den totalen Identitätsverlust anzukämpfen versucht und letztlich lapidar erkennt: „Es isch wie’s isch!“ „Isch’s ba ins no wie’s isch?“ und wie sehr lassen wir uns vom Fremdenverkehr verbiegen?
Harald Kraler
Harald Kraler
Harald Kraler: Klar, im Stück wird die Situation stark übertrieben dargestellt. Der Tourismus, je nach dem wie professionell er betrieben wird, verleitet die Menschen sich zu verkaufen. Die Familie im Stück hat Geldnot, prostituiert sich darauf hin extrem, aber es funktioniert. Es sind durchaus Parallelen zur Realität da, je nach Region vielleicht nicht so krass.
Katrin Janach
Katrin Janach
Kathrin Janach: In vielen Teilen unserer Gesellschaft „Isch’s wies isch!“ und es ist sicher unvermeidbar, dass wir uns verleiten lassen eine gewisse Rolle zu spielen. Aber „Es isch wie’s isch – drin sammo, draus missmo!“, denn nun liegt es an uns mit dieser Situation umzugehen.
Torsten Schilling
Torsten Schilling
Torsten Schilling (Regisseur): Es geht im Stück darum, eine alte Tradition aufrechtzuerhalten, welche zum Teil gar nicht mehr der Realität entspricht. Die Gesellschaft ist mit der Frage konfrontiert, wie man die Kultur erhält und weiterentwickelt. Man sieht es auch im Stück – spielt man die Tradition nur des Geldes wegen und wächst nicht mit ihr, ist man verloren.
Andreas Hofer
Andreas Hofer
Andreas Hofer: Wir lassen uns ständig lenken vom Tourismus. Während der Saison sind die Menschen in bestimmten Regionen wesentlich freundlicher – Kann es das sein?
Paul Niederwolfsgruber
Paul Niederwolfsgruber
Paul Niederwolfsgruber: Wir verändern uns sehr für den Tourismus. Einzig der Bauer sagt noch „Es isch wie’s isch!“, auch im richtigen Leben. Auch die ganze Folklore, in der derzeitigen Form, wurde eher für den Fremdenverkehr, als für die eigene Gesellschaft reaktiviert.  

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