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Lienz: Wenn viele Hände Großes schaffen!

Ein spektakulärer Turmbau im Video-Zeitraffer.

Es war ein ebenso flüchtiges wie spektakuläres Kunstwerk aus Pappe, das im Rahmen des OLALA-Straßentheaterfestivals in Lienz von hunderten Händen gefalzt, geklebt und schließlich auf dem Hauptplatz gemeinsam emporgehoben wurde. Performancekünstler Olivier Grossetete will mit Aktionen wie dieser zeigen, dass man gemeinsam Großes schaffen kann. Die Übung gelang nicht nur in handwerklicher Hinsicht. Der Bau des gigantischen Pappturms mit Zwiebelspitze wurde hinter den Kulissen nämlich auch zur Metapher für ein soziales und gesellschaftliches Thema. Nach mehreren Aufrufen der OLALA-Organisatoren fanden sich zahlreiche heimische Helfer in der Stadtsaal-Passage ein – aber dennoch fehlten viele Hände. Tausendfach musste geschnitten und gefalzt werden, viele Kilometer Klebeband waren anzubringen und schlussendlich ging es auch um pure Muskelkraft. Immerhin war ein Gigant aus Pappe entstanden, ein Turm, der Liebburg nachempfunden und fast so hoch wie dieses Wahrzeichen der Stadt Lienz. Dass er am Ende auf dem Hauptplatz stand, war nur mit Hilfe von Menschen möglich, die derzeit aus anderen Gründen in der Stadt sind. "Wir haben Asylsuchende um ihre Mithilfe gebeten", erzählt OLALA-Chef Hans Mutschlechner und macht kein Hehl daraus, dass ohne die tatkräftige Unterstützung der Flüchtlinge das Turmprojekt wahrscheinlich gescheitert wäre. Ein Umstand, der nachdenklich stimmt. Könnte es sein, dass es nicht nur bei einem Kunstprojekt Sinn macht, einfach gemeinsam an unserem Lebensraum zu bauen? Grossetete hat sein künstlerisches Ziel in Lienz jedenfalls erreicht. Leider waren die Helfer aus aller Herren Länder nicht stärker als der Regen, der den Turm verfrüht in die Knie zwang und damit in die OLALA-Geschichte eingehen ließ. Wir haben auch diesen Augenblick gefilmt.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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