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Foto: Benjamin Hopfgartner

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„Bei den Römern und im Mittelalter war es wärmer“

Seilbahner reden den Klimawandel schön und Aguntum wird zum Modell für die Sonnenstadt.

In Ischgl hat ein Gipfelgespräch stattgefunden. Seilbahner haben sich getroffen und einander erzählt, wie gut sie sind und wie ungerechtfertigt schlecht die Meinung über sie und ihre Branche ist. Mitgesprochen hat auch Franz Hörl, der mittlerweile Tourismussprecher der Wirtschaftskammer ist. Zuvor hat er nur für die Seilbahnen gesprochen und dabei immer wieder Bemerkenswertes gesagt. So meinte er zum Beispiel letztes Jahr, dass es nicht die Schuld der Seilbahner sei, wenn das Tiroler Stromnetz wegen der Tag und Nacht in Betrieb befindlichen Schneekanonen an seine Belastungsgrenzen komme. Als vor Jahren eine fundierte internationale Studie eine abnehmende Zahl skifahrender Gäste auch anhand des demographischen Wandels prognostizierte, konterte Hörl mit einer Studie, in der sein Verband Skifahrer auf Liften befragte, ob sie denn gerne Lift fahren würden. Mit dem Ergebnis war er sehr zufrieden. Sagten die Skifahrer doch, sie fahren gerne Ski und würden das auch gerne weiterhin tun. In Sachen Klimawandel hält sich Franz Hörl mit markigen Aussagen auffällig bedeckt. Dazu sagt er wenig. In einer Presseaussendung vor der gerade beendeten Wintersaison meint er, er verlasse sich nicht auf wackelige Prognosen und düstere Prophezeiungen, er beschneie lieber. Er zitiert im gleichen Atemzug aus einer sehr punktuellen Studie, die nachzuweisen versucht, der Winter in den Ost-Alpen sei kälter geworden, als er es schon einmal war. Also, innerhalb der letzten dreißig Jahre. Diese Studie tauchte wenig überraschend beim Ischgler Gipfelgespräch auf, dem zweiten seiner Art. Eine Randbemerkung des Tiroler Industriellen-Chefs Josef Schretter in der Tiroler Tageszeitung  zur Klimaerwärmung gipfelt in der durchaus zutreffenden, wie auch unfreiwillig visionären Feststellung: „Bei den Römern und im Mittelalter war es wärmer als jetzt.“ Denn was schon einmal war, kann durchaus wieder werden. Die Römer profitierten tatsächlich historisch von globaler Erwärmung, was aus heutiger Sicht auch mit ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit von Beschneiungsanlagen und modernen Aufstiegshilfen begründet sein könnte. Die römische Besiedlung des Lienzer Talbodens etwa passt genau in dieses Klimaprofil. Kein Lift auf dem Hochstein, keiner auf das Zettersfeld, dafür Thermen in Aguntum. Ein Bild, das trotz seilbahnerischer Spartenstudien wieder näher rückt. Nicht ohne Grund wirbt die Sonnenstadt Lienz mit seinem mediterranen Klima, möglicherweise bald schon ganzjährig. Worüber man auf dem einen oder anderen Gipfel getrost einmal sprechen kann. Wenn gerade kein Seilbahner in der Nähe ist.
Marcus G. Kiniger wurde 1969 in Wien geboren. Seine Familie kam 1976 nach Sillian, wo der gelernte Tourismuskaufmann und ambitionierte Musiker bis 2008 lebte, bevor er nach Hamburg übersiedelte. In Norddeutschland vertreibt Kiniger Produkte aus Tirol. Er schreibt für dolomitenstadt.at die Kolumne "Waterkantiges" und ist auch regelmäßiger Autor im DOLOMITENSTADT-Printmagazin.

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2 Postings

gurgiser
vor 8 Jahren

Wer bitte ist der Franz Hörl?

 
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bergfex
vor 8 Jahren

Hörl, Tourismussprecher der WK meint Unzusammenhängendes :

...Skifahrer auf Liften befragte, ob sie denn gerne Lift fahren würden.......Sagten die Skifahrer doch, sie fahren gerne Ski und würden das auch gerne weiterhin tun.........

Was für eine Frage/Antwort????

Weiters....... Josef Schretter „Bei den Römern und im Mittelalter war es wärmer als jetzt.“

Und dann noch.... ..Kein Lift auf dem Hochstein, keiner auf das Zettersfeld, dafür Thermen in Aguntum...

Dann hoffe ich doch inständig, daß im Schwimmbad Lienz das Wasser immer so um die 32° warm sein wird. Freue mich schon.

 
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