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Eine Umfahrung in Sillian könnte teuer werden

80 Millionen Euro kostet ein Tunnel. Bürgermeister Mitteregger: "Wir müssen eine Lösung finden."

Seit mehreren Jahrzehnten zieht sich die Thematik einer Umfahrung durch die Sillianer Gemeindepolitik. Während es bei der Umsetzung nur bei Versuchen blieb, stieg indes die Verkehrsbelastung in der Osttiroler Gemeinde rapide. Unzählige vollbeladene Sattelschlepper schlängeln sich Woche für Woche durch das Sillianer Gemeindezentrum. Vorstehende Häuserecken fordern so manchem Kraftfahrer ein gekonntes Manöver ab. Immer wieder wird versucht, die Realisierung einer Umfahrung voranzutreiben, so auch jetzt. Das Land Tirol, allen voran ÖVP-Landesrat Josef Geissler zeigten sich zuletzt an einer Lösung für das Verkehrsproblem der Osttiroler Marktgemeinde interessiert.
Zahlreiche Sattelschlepper quetschen sich tagtäglich durch den Sillianer Ortskern. Fotos: Dolomitenstadt/Wagner
1986 fasste der Sillianer Gemeinderat bereits einen Beschluss zu einem zwei Kilometer langen Nordtunnel. Diese Variante wurde ein Jahr später vom zuständigen Ministerium aus Kostengründen abgelehnt. Es folgten mehrere Jahre Stillstand in dieser Causa, ehe es 2003 zu Vorprojekten kam, die mehrere Varianten für eine Süd- sowie eine Nordumfahrung thematisierten. Bürgerideen wurden eingeholt und Lärmuntersuchungen sowie Kosten-Nutzenanalysen durchgeführt. Konkretisiert wurde das Projekt jedoch nie. All diese Schritte und Pläne beinhaltet ein Dokument, das kürzlich auf Anfrage der Gemeinde Sillian von der Abteilung "Verkehr und Straße" der Tiroler Landesregierung zur Verfügung gestellt wurde. "Wir führen bereits Gespräche mit dem Land Tirol, um nach der Nachdenkphase der vergangenen Jahre nun an der Realisierung einer Umfahrung für Sillian zu arbeiten", erklärt Bürgermeister Hermann Mitteregger. Ihn freut die Bereitschaft der Landesregierung zur Zusammenarbeit: "Es wurde uns signalisiert, dass eine Umsetzung dieses Vorhabens durchaus möglich sei. Auch Landeshauptmann Günther Platter ist an einer Lösung der vorhandenen Verkehrsproblematik interessiert. Und für letztere werden wir eine Lösung finden müssen."
Westlich der Talstation des Skizentrums "Hochpustertal" würde die B100 kurz vor der Ortstafel Sillian im Tunnel verschwinden.
Die derzeit wahrscheinlichste Lösung: ein Tunnel. Das erwähnte Dokument enthält nämlich auch eine Gemeindevariante aus dem Jahr 2016, die eine Nordumfahrung samt Tunnel vorsieht. Auch eine Grobkostenschätzung kann aus diesen Unterlagen entnommen werden. Demnach würden sich die Kosten für einen Tunnel im Norden der Gemeinde auf rund 80 Millionen Euro belaufen. Während seiner Amtszeit als ÖVP-Landesrat besiegelte Anton Steixner 2007 mit den Worten "das Sillianer Geld ist weg" das Aus für eine Nordvariante, die der damalige Sillianer Bürgermeister Erwin Schiffmann zu realisieren versuchte. Warum ein Tunnel, der schon 1987 aus Kostengründen abgelehnt wurde, jetzt plötzlich finanzierbar sein soll, kann Mitteregger nur vermuten. Er tippt auf die ausgeglichene Jahresbilanz des Landes Tirol. "Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich kenne die Gründe der Landesregierung nicht."
Im Westen würde der rund zwei Kilometer lange Tunnel kurz vor Arnbach enden.
Die Südvariante würde zwar durch ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis punkten, etwa die Entlastung der beiden Gemeinden Sillian und Arnbach und die Anbindung des Gewerbegebiets rund um den Bahnhof von Sillian. Doch eine Lösung im Süden scheint endgültig vom Tisch zu sein. Laut Mitteregger liegt das einerseits an der möglichen Umsetzung der Skischaukel, vor allem aber an den Hochwasser-Verbauungen, die seit dem vergangenen Jahr an der Drau bei Sillian und Heinfels durchgeführt werden. "Wir sind während dieser Arbeiten zu der Auffassung gelangt, dass eine Talquerung aufgrund der Tieferlegung der Drau sowie der komplexen Grundwasserströmungen im betroffenen Gebiet mit Risken verbunden und für uns unrealisierbar wäre", erklärt der Sillianer Bürgermeister. Die verbesserte Anbindung des Gewerbegebiets werde man dennoch vornehmen. Geplant sei eine neue Straße durch das Ortsgebiet. Genaueres stehe derzeit noch nicht fest, jedoch wolle man sich auch um die Neuregelungen der vorhandenen Bahnübergänge bemühen.
Im Gespräch ist aktuell die Gemeindevariante von 2016 - ein Tunnel, der den Verkehr im Norden an Sillian vorbeiführen soll. Plan: Tiroler Landesregierung - Abt. "Verkehr und Straße"
Obwohl nach wie vor vieles ungeklärt ist und sich die betroffenen Parteien aktuell noch nicht in Verhandlungen befinden, steht bereits jetzt fest: Da man von einer Lösung im Norden ausgehen kann, wird viel Geld für die Umsetzung des Projektes nötig sein – rund 80 Millionen Euro laut aktuellem Plan, wovon Schätzungen des Landes zufolge 68,4 Millionen Euro für den Tunnel inklusive Fluchtwegen anfallen würden. Die restlichen zwölf Millionen Euro würden für die maschinentechnische Ausrüstung benötigt werden. Die nächsten Schritte sieht Mitteregger nach der Aufnahme von Verhandlungen "einerseits in der Einigung mit dem Land Tirol auf eine Nordvariante. In weiterer Folge wollen wir es mit diesem Projekt samt Finanzierung in das Koalitionspapier der neuen Landesregierung schaffen."
Dolomitenstadt-Redakteur Roman Wagner studierte an der FH Joanneum in Graz und ist ein Reporter mit Leib und Seele. 2022 wurde Roman vom Fachmagazin Österreichs Journalist:in unter die Besten „30 unter 30“ gewählt.

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5 Postings

koeleman
vor 7 Jahren

Der Zeitraum geht noch mit "nur" 31 jahren. Hier in Holland haben wir 63 Jahre über ein Stück Autobahn (A4) gesprochen von nur 7 Km. Kosten 675 Millionen.

 
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Kiew
vor 7 Jahren

Die Pläne Sillian zu umfahren gehen zurück in die 60-ger Jahre. Geschehen ist bis heute nichts. Plötzlich soll Sillian im Norden mit einem 2 km langen Tunnel umfahren werden. Das Nadelöhr in Sillian ist sicherlich weg, was bleibt ist die Engstelle in Arnbach und die Ortsdurchfahrt Panzendorf. Warum nicht im Süden mit mehreren kürzeren Tunnels bei Weitlanbrunn, bei den Asthöfen bzw. Rabland? Bei kürzeren Tunnels ist die Entlüftung viel einfacher und billiger. Für die Station der Schischaukel - wenn sie überhaupt kommt - gibt es sicherlich eine Lösung. Als Laie frage ich mich, warum durch eine Tieferlegung der Flusssohle keine Strasse mehr möglich sein sollte.

 
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amRande
vor 7 Jahren

Die Sillianer sind "zum Derbarmen". Wieder einmal wird, ähnlich wie in Lienz seit Jahrzehnten, eine Umfahrung thematisiert. Da können Steixners kommen und gehen, wieviel wollen. Herauskommen wird nichts, davon gehe ich einmal aus.

 
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Mariazell
vor 7 Jahren

Die Umfahrung von Sillian die Nordvarariante hat sicher auch Vorteile für Sillian aber es müssen auch Leute Besicher noch gerne in den Ort kommen wollen eine Umfahrung hat nicht nur Posetive Seiten aber auch och sage die Umfahrung brsucht es sejr dringend. Gleichzeitig muss aber auch der Thorismusverband dafür sorgen das die Gäste gerne nach Sillian kommen aber ohne Umfahrung wird das nicht gehen die Kosten für die Umfahrung sind von Land Tirol von Bund und sicher auch von der Eu mitzutragen rs gibt für dieses Projekt sicher Eu Förderungen das müsste dann Sillian beantragen. So wird dann sicher die Kosten nicht so teuer sein das sich die Gemeinde Sillian leisten kann.

 
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bergfex
vor 7 Jahren

Seit mehreren Jahrzehnten zieht sich die Thematik einer Umfahrung....... Und in dieser Zeit wurde, ohne nach zu denken über eine ev. Trassenführung, alles verbaut.

 
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