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Rosen für Emerenzia und sechs Frauen in neuen Rollen

Was als kreatives Abenteuer begann, hatte am 4. Juni im Dölsacher Kulturhaus sinnron Premiere.

Eigentlich saßen Roswitha Selinger, Yvonne Steurer, Regina Mayr, Margarethe Oberdorfer, Eva Meissl und Susanne Resl nur zufällig vor zwei Jahren nach einem Flohmarkt im Kulturhaus sinnron gemeinsam unter dem großen roten Sonnenschirm im Garten des Hauses. Doch die Energie zwischen ihnen schien schon damals zu stimmen. Die sechs kunstinteressierten Frauen beschlossen, sich wieder zu treffen und gemeinsam kreativ zu sein. Aus anfänglichem Geschichtenerzählen entwickelte sich im Laufe dieser beiden Jahre ein Theaterstück mit einem Frauen- und Osttirolthema, das am 4. Juni im Kulturhaus sinnron seine Premiere hatte. Auf einer selbst gebauten Bühne, mit selbst gestalteten Kostümen zeigten die sechs Frauen, wie viel Herzblut, Begeisterung und Mut sie in dieses Projekt gesteckt hatten. Roswitha Selinger, die als Regisseurin nur am Anfang und am Ende die Bühne betrat, war sichtlich nervös, als sie das Publikum zu dem Stück "Rosen für Emerenzia - Sechs Frauen und ein Monochord" begrüßte. Unter den Zuschauern war schließlich auch der jüngste Sohn von Fanny Wibmer Pedit, auf deren Roman "Die Pfaffin" das Theaterstück basiert. Alfons Wibmer, der 1932 als einziges ihrer sechs Kinder in dem Haus Erlschütt nahe dem Haidenhof geboren wurde und seit seiner Pensionierung wieder dort lebt, schien vor der Aufführung gerührt und nachher – wie das restliche Publikum – sichtlich begeistert davon zu sein.
Zu Recht. Die fünf szenischen Bilder sind sorgsam ausgesucht und beschreiben die wichtigsten Lebensabschnitte von Emerenzia Pichler - von ihrer Kindheit im Widum in St. Veit über ihre Wanderjahre als Heilerin bis zu ihrer Hinrichtung als Hexe in Lienz - in kurzen, aber zutiefst einprägsamen Bildern. Die Sprache, die im Buch oft noch fremdartig und moralisierend wirkt, wird durch die authentische Darstellung der fünf Laienschauspielerinnen, die scheinbar mühelos von der Rolle der Emerenzia in jene der Gesellschaft wechseln, im Stück zur Osttiroler Alltagssprache. Die Intensität ihrer gezeigten Körpersprache wird zusätzlich noch durch die berührenden Klänge des Monochords, der Klangschalen und anderer Instrumente gesteigert. Kurz, diese Aufführung ist ein Gesamtkunstwerk von sechs Frauen, die zwei anderen Frauen – Emerenzia Pichler und Fanny Wibmer-Pedit – Rosen streuen. Diese Rosen gebühren definitiv auch ihnen selbst, denn ihre Interpretation des Buches „Die Pfaffin“ geht unter die Haut und mitten ins Herz. Wer dieses Theaterstück sehen möchte, hat dazu noch am 5., 6., 11. und 12. Juni im Kulturhaus sinnron die Möglichkeit. Karten im Vorverkauf gibt es in der Trafik Helmut Semrajc beim Kino.
Silvia Ebner ist eine Erzählerin mit Leib und Seele. Ihr erstes Buch „Vom Sterben. Und Leben“ erschien im Sommer 2018 im Dolomitenstadt-Verlag und wurde gleich zum Bestseller. Die Sprachlehrerin arbeitet auch als Journalistin, Theaterautorin und Podcasterin.

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