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Lienz sollte sich dem Alemagna-Widerstand anschließen

Die offizielle Unterzeichnung des Memorandums wäre ein Signal in Richtung Brüssel.

Manchmal neigen wir dazu, dem Aberwitzigen keine Beachtung zu schenken, weil wir glauben: „Dieser Wahnsinn wird sowieso nie Realität.“ Mir geht es so mit dem Schreckgespenst der „Alemagna“, das wie Nessie, das Ungeheuer von Loch Ness, gelegentlich aus dem Sommerloch auftaucht, eine Schlagzeile produziert, aber niemanden einschüchtert. Alle vernunftbegabten Menschen in diesem Bezirk halten eine italienische Autobahn, die bei Kartitsch aus den Bergen herausbricht, sich hinunter ins Pustertal schwingt und zigtausende Transitfahrzeuge durch unseren Bezirk schwemmt, für derart abstrus, dass man am besten nicht einmal darüber redet.
Zur Alemagna gehört auch der Cavallino-Tunnel, der unter dem Kinigat hindurch genau in Kartitsch seinen Ausgang hätte. Mautstelle statt Dorfidylle? Für manche in Matrei und Obertilliach offenbar eine schöne Vorstellung.
Doch halt! Alle vernunftbegabten Menschen? Eben nicht! Dolomitenstadt.at berichtete im Dezember 2016 über ein sehr seltsames Treffen eines italienischen Rechtspolitikers und seiner Delegation mit einer Handvoll Osttiroler Möchtegern-Großdenkern, angeführt vom Matreier Bürgermeister Andreas Köll. Er leitet den Planungsverband der Iseltaler Gemeinden. Flankiert von seinen Bürgermeisterkollegen Matthias Scherer (Planungsverband Pustertal) und Josef Mair (Planungsverband Lienzer Talboden), aber auch von den Touristikern Franz Theurl und Werner Frömel wollte man sich angeblich nur anhören, was der in Brüssel einschlägig bekannte Remo Sernagiotto zum Thema Autobahn zu sagen hat.
Der weißhaarige Herr mit der Brille in der Bildmitte glaubt an die Alemagna. Er ist umringt von einigen bekannten Gesichtern aus Osttirol.
Als die Sache öffentlich wurde, gaben sich zumindest die Touristiker peinlich berührt, die drei politischen Verbandsobleute und Dorfbürgermeister traten aber die Flucht nach vorne an, frei nach dem Motto: Man wird ja wohl noch Visionen haben dürfen. Sie verkündeten in einer Presseaussendung, die das Gemeindeamt Matrei verschickte, dass in Italien an technisch visionären Autobahnkonzepten gearbeitet werde. Von „weltweitem Innovationscharakter“ und „neuen Formen des umweltgerechten Straßenbaus“ wurde da halluziniert und gleich eine „ergebnisoffene Studie“ des Osttiroler Regionsmanagements RMO angekündigt, um auszuloten, ob Osttirol nicht doch an diese Weltsensation andocken sollte. Beim RMO will man von einer derartigen Forschungsarbeit allerdings nichts wissen. Eine Anfrage der Landesregierung beantwortete Geschäftsführer Michael Hohenwarter so: „Es ist richtig, dass im Rahmen einer RMO-Sitzung im Jahr 2016 am Rande über das Thema Mobilität und möglichen Studien dazu gesprochen wurde. Es wurden jedoch keine Details (konkrete Fragestellungen, Finanzierung udgl ...) erörtert und auch keine Beschlüsse gefasst.“
Sehen so Visionen aus? Nein. Denn der italienische Teil der Alemagna ist schon lange Realität. Foto: Wikicommons
Also doch das Ungeheuer von Loch Ness? Eben nicht. Peter Hasslacher, Cipra-Vorsitzender in Österreich bringt es auf den Punkt: Aus der Brüsseler Ferne werden nur die lauten Töne wahrgenommen. Deshalb ist es wichtig, dass nicht nur die Baulobby (um nicht Mafia zu schreiben) aus Italien und einige Osttiroler Provinzpolitiker mit Profilierungszwang ihre europäischen „Transit-Visionen“ hinausposaunen, sondern sich ein ernstzunehmender, professionell agierender Widerstand aufbaut, der jeden Vorstoß im Keim erstickt.
Josef Außerlechner ist derzeit die Zentralfigur des Osttiroler Widerstands gegen die Alemagna. Er sollte Rückendeckung auch aus Lienz bekommen. Foto: Dolomitenstadt/Klammer
Noch trägt die Fahne der Alemagna-Gegner der Kartitscher Bürgermeister, der eine Allianz geschmiedet hat, aus der im unmittelbar betroffenen Osttiroler Gailtal und Pustertal bislang nur Obertilliach ausbricht. Wichtig wäre, dass das Memorandum zur endgültigen Beerdigung der Alemagna auch dort unterzeichnet wird, wo jeder zusätzliche Transit zum totalen Verkehrschaos und einem Kollateralschaden für die Lebensqualität führen würde: in Lienz. Grünpolitikerin Gerlinde Kieberl – aber auch jede andere Fraktion – könnte schon bei der Gemeinderatssitzung am 18. Juli einen Antrag einbringen, dass die Stadt Lienz offiziell das Alemagna-Memorandum unterzeichnet und damit klarstellt: Europäischer Schwerverkehr passt nicht zum „Modell schöner leben“!
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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16 Postings

Schoene Dolomiten
vor 7 Jahren

Auch mit dem inzwischen schon legendären „ Köll-Bashing“ auf dolomitenstadt wird es nicht gelingen, dieses Thema vor zwei anstehenden Wahlen in Bund und Land wieder hochzukochen: Das nützt dem Matreier Bürgermeister nur und erhöht weiter seinen Bekanntheitsgrad, weshalb er Gerhard Pirkner oder Puls 4 eigentlich dankbar sein müsste.

Die weltweite Glaubwürdigkeit mancher Medien nimmt mit solchen Aktionen nur immer mehr ab und werden die Menschen zunehmend Medien-kritischer...Grün-Themen sind zudem derzeit in Österreich nicht gerade „in“, siehe z.B. dritte Piste in Schwechat, und die Grünen ohnehin gerade dabei, sich selbst abzuschaffen: Mit dem Rauswurf ihrer Jungen, die jetzt mit der KPÖ kandidieren und dem Rauswurf von Peter Pilz, der vehement gegen den „politischen Islamismus“ kämpft, werden die Grünen nicht mehr grüner und wohl so niedrig einstellig bei den Nationalratswahlen bleiben, dass sogar der Wiedereinzug fraglich ist. Da hilft auch das künstlich hochgezogene grüne Krokodil „Alemagna“ nichts! Wie sich diese Niederlage dann auf die Landtagswahlen in Tirol auswirken wird, werden wir sehen...

Und ob die Italiener ihr Autobahnnetz mit Unterstützung des „Junker-Fonds“ weiter ausbauen oder nicht, wird mit Sicherheit nicht in Osttirol entschieden werden: Da werden auch neue Technologien wie Wasserstoff (was wird etwa in dreißig Jahren durch die TAL- Röhre fließen?) oder die boomende E-Mobilität eine entscheidende Rolle spielen und dann ist das alles nur mehr eine Frage der Frequenz. Nur eines ist schon jetzt sicher: Eine Alemagna wird nie durch Osttirol gebaut werden und der Anschluss des norditalienischen Autobahnnetzes aus Friaul/Venezien an das hochrangige südösterreichische Straßennetz wird nicht über Kartitsch erfolgen:

Das ist nur ein verzweifeltes, grünes Krokodil zur „Sauren Gurken-Zeit!“

 
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iseline
vor 7 Jahren

Ich finde nicht nur in Lienz, sondern auch im Drautal und Iseltal sollten die Bürgermeister öffentlich ihre Haltung zur Alemagna kundtun und hoffentlich einer neuen Transitautobahn entgültig eine Absage erteilen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Großteil der betroffenen Bevölkerung so ein Projekt vor der Haustür haben möchte. Wenn man sieht, wie sehr die Bevölkerung z. B. in Nortirol an der Autobahn an Lärm, Abgasen, Bodenverbrauch, Abnahme des Fremdenverkehrts ... leidet, sollte sich das niemand für Osttirol wünschen. Dem Kartitscher Bürgermeister mit seinen Mitstreiter sei für sein Engagement sehr gedankt.

 
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Gorilla im Nebel
vor 7 Jahren

Eine Abstimmung im Lienzer Gemeinderat zu diesem Thema wäre sehr interessant! Hoffentlich wird ein Antrag eingebracht. Ich bin nicht sicher, ob alle Hände in die Höhe gehen, wenn es um die Abwehr dieses Autobahnprojektes geht. Immerhin haben es in der ÖVP sowohl Bürgermeisterin Machné als auch Dr. Hibler als Bürgermeister befürwortet, oder täusche uch mich da?

 
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Osttirol
vor 7 Jahren

Eine Autobahn wäre ja toll finde ich dann würde man von Lienz nach Innsbruck schneller kommen das ist meine Meinung dazu.Jetzt fahren wir mindestens 3 Stunden aber gleichzeitig gehörte die Eisenbahn ausgebaut und hier so wie die Schweiz der Güttertransit auf die Schiene getan.das ist meine Meinung dazu.

 
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walker
vor 7 Jahren

Alle denken etwas zu kurzsichtig. Es ist das Zeitalter der Menschheit. Warum sollten wir keine Alemagna bauen?

 
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    aigner100
    vor 7 Jahren

    na dann viel Spass! ich würde dir raten einmal für 1 Monat ins Wipptal oder Eisacktal neben der Autobahn zu wohnen. dann bin ich sicher dass dir solche Sprüche vergehen

     
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    PdL
    vor 7 Jahren

    Das Zeitalter der Menschheit sollte eigentlich allzeit Gültigkeit besitzen, ich wüsste auch nicht, wann das mal anders war, aber als Argument pro Alemagna taugt es gar nicht.

    Aber wenn wir uns darauf beruhen, dann läge wohl die Kurzsichtigkeit darin, wenn wir es zulassen würden die Alemagna zu bauen, gegen die Interessen von Menschen.

    Abgesehen von den paar wenigen, die via Korruption dadurch profitieren würden - solche soll es ja auch geben, deren Moral durch die Brieftasche definiert wird.

    Osttirol leidet heute schon durch den exorbitanten Straßenverkehr mitsamt seinen negativen Folgen wie Lärm- und Schadstoffemissionen - mit einer zusätzlichen Belastung wäre weder den Osttirolern noch dem Tourismus gedient.

     
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      walker
      vor 7 Jahren

      Manche scheinen Hellseher zu sein. Und weiters glauben manche noch wie so mancher Naturschützer, dass man als Mensch in die Natur eingreifen kann um sie vor allem Schlechten zu schützen, Tiere vor dem Aussterben zu bewahren etc. Wie selbstsüchtig! Die Erde wird die Menschheit bald abschütteln und sich Billionen von Jahren weiter um die Sonne drehen. Also da muss man sich nicht so aufbuddeln. Mit euren Gegenstimmen verliert ihr nur wertvolle Lebenszeit.

       
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beobachter52
vor 7 Jahren

Wer sich den Plan etwas genauer ansieht und die Natur etwas kennt, weiß eigentlich sofort, um welche unmögliche, unrealistische, undurchführbare Seifenblase es sich handelt! Nur eine Frage: Wie kommt die Autobahn von Kartitsch nach Tassenbach?

Einige (un)wichtige Journalisten und Politiker machen daraus aber ein immer wiederkehrendes Thema - Hauptsache gegen Köll und Theurl (auch wenn sie nichts mit der Sache zu tun haben) ....

 
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    aigner100
    vor 7 Jahren

    fakt ist dass obgenannte Herren sehr wohl Mit der Sache zu tun haben, haben nur nicht geglaubt dass man ihnen so schnell auf die Schliche kommt. alemagna ist leider wieder Thema. wenn man jetzt nicht massiv dagegen vorgeht und zusammenhält, dann kann die nächste Generation auswandern .

     
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multi 1
vor 7 Jahren

Was wollen unsere Politiker bringen ja nicht mal eine Umfahrung Lienz zusammen ,einen neuen Airport hätt ma a gern aber wo, und jetzt kommt a Autobahn du mein glückliches Osttirol.

 
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Unholder0815
vor 7 Jahren

Wie die Zeiten sich immer wieder wiederholen. Seinerzeit waren auch alle gegen einen Felbertauerntunnel. Schande Schande

 
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    Thomas28
    vor 7 Jahren

    Auch gegen die Umfahrung Steinfeld.

     
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    aigner100
    vor 7 Jahren

    osttirol als Durchzugsland, bitte vorher nachdenken und dann schreiben.

     
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Vlad Tepes
vor 7 Jahren

Unsere zwei Cheftouristiker treten wirklich in jeden Fettnapf ! ...und von die schworzn Manda is halt leider nix anderes zu erwarten!

 
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thomas78
vor 7 Jahren

Danke für diesen, so treffenden, Kommentar!

 
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