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Die italienische Alemagna-Delegation, angeführt von Remo Sernagiotto (7.v.l.) traf sich mit den Osttiroler Planungsverbandsobleuten und Touristikern, angeführt von Andreas Köll (5.v.r.).

Die italienische Alemagna-Delegation, angeführt von Remo Sernagiotto (7.v.l.) traf sich mit den Osttiroler Planungsverbandsobleuten und Touristikern, angeführt von Andreas Köll (5.v.r.).

Osttiroler Allianz mit den Alemagna-Betonierern?

Obleute der Planungsverbände trafen italienische Autobahn-Lobbyisten.

Am 1. Dezember flatterte eine Mitteilung des Planungsverbandes 34 in die Redaktion. Den PV 34 leitet Andreas Köll, der Matreier Bürgermeister. Er und seine Kollegen Matthias Scherer (Bürgermeister Obertilliach, Obmann PV 36) und Josef Mair (Bürgermeister Dölsach, Obmann PV 35) trafen sich vor kurzem mit „einer Delegation der benachbarten italienischen Regionen Belluno, Veneto und Friaul-Julisch Venetien zum Gedankenaustausch über mögliche ökonomische Entwicklungen und Mobilität in der alpinen europäischen Region/Eusalp.“ Man könnte die illustre Runde aus dem Belluno weniger charmant auch als Alemagna-Lobbyisten bezeichnen, angeführt vom EU-Abgeordneten Remo Sernagiotto. Er wurde 2014 für Forza Italia ins Europäische Parlament gewählt. Seit 2015 gehört er der politischen Bewegung Conservatori e Riformisti rund um Raffaele Fitto an, die im politischen Mitte-rechts-Spektrum angesiedelt ist. Wenn man Sernagiotto googelt, kommt Interessantes zu Tage. Der Südtiroler Europaabgeordnete Herbert Dorfmann von der SVP verriet dem Internetportal stol.it im Oktober, dass Sernagiotto, der aus Venetien stammt und dort Regionalassessor war, jede „passende und unpassende Gelegenheit“ nutze, um die Alemagna-Autobahn auf die politische Agenda der EU zu setzen. Die Hintergründe dieses Interesses seien, so Herbert Dorfmann, ökonomischer Natur. Sernagiotto fungiere als verlängerter europäischer Arm venezianischer Mitte-rechts-Kreise sowie der dortigen Baulobby. Gerhard Unterweger, Sprecher der Arge stop Transit, bestätigt diesen Eindruck: „Das Ziel der Delegation aus dem Veneto mit Remo Sernagiotto ist es, die Alemagna-Autobahn, die derzeit von Venedig/Mestre bis Ponte nelle Alpi führt, bis nach München weiterzubauen. Es soll damit ein neuer leistungsfähiger Straßenkorridor zwischen dem Hafen von Venedig und Skandinavien geschaffen werden.“ Laut Unterweger würde ein solcher Korridor den Transportkonzernen erlauben, der notwendigen Verlagerung auf die Schiene der Brennerroute zu entkommen und auf die parallel verlaufende Alemagna auszuweichen. Osttirols Planungsverbandsobleute, flankiert von den TVB-Vertretern Werner Frömel und Franz Theurl stört das laut Aussendung wenig. Man gibt sich sogar visionär: „Die Osttiroler und Kärntner Teilnehmer verfolgten mit Interesse die präsentierten, möglichen technischen Entwicklungen in Norditalien, welche z.T. sogar weltweiten Innovationscharakter aufweisen sollen, wie z.B. geplante Verkabelungen von Stromleitungen, neue Formen von umweltgerechtem Straßenbau, in deren Rahmen auch Strom, Gas, Telefon und Breitband transportiert werden sollte, mögliche neue Formen der Wasserstoff- und elektrischen Energieversorgung sowie der neuen Technologie für Wireless-Aufladung (induktive Aufladung) von Elektrofahrzeugen im Straßenbereich. Diese Maßnahmen sollten u.a. aus dem sogenannten ‚Junker-Investitions-Fonds‘ finanziert werden.“ Dass auch noch der Kärntner FPÖ-Landtagsabgeordnete Harald Trettenbrein mit von der Partie im Tourismushaus und im Lienzer Grandhotel war, passt ins Bild. Er signalisierte „Interesse an solchen Konzepten für den Oberkärntner Raum“. Die Arge Stop Transit reagiert mit scharfer Kritik: „Die Verfasser dieser Aussendung des Planungsverbandes möchten offenbar unter dem fadenscheinigen Motto ‚Verhinderung der Abwanderung‘ Osttirol in ein Tollhaus für den internationalen Straßengütertransit verwandeln.“ Gerhard Unterweger weist darauf hin, dass Autobahnen und Schnellstraßen die Abwanderung nicht stoppen. Auch der Lungau sei beispielsweise ein Abwanderungsbezirk – direkt an der Tauernautobahn. Bemerkenswert ist die Aktion der Osttiroler Planungsverbände auch vor dem Hintergrund, dass sowohl das Land Tirol als auch die Südtiroler Landesregierung und das Trentino strikt gegen die Alemagna sind. „Wir sprechen uns klar gegen neue Transitstrecken durch die Alpen aus. Der Ausbau der ‚Alemagna‘ ist der absolut falsche Weg. Wir werden dies mit allen uns möglichen Mitteln unterbinden und alle Hebel in Bewegung setzen“, betonte Landeshauptmann Günther Platter Mitte Oktober nach einer Euregio-Sitzung auf Schloss Toblino im Trentino.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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Platter: „Die Alemagna ist der absolut falsche Weg“

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9 Postings

wolf_C
vor 7 Jahren

... das die Planungsverbände und Gemeinden mit Klimaschutz nicht viel anfangen können ist ja nichts neues ... aber sie sind in Europa dabei in bester Gesellschaft, also plant weiter fesche Autobahnen und Parkplätze, ist ja eine große KunstForm unserer Kultur ...

 
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iseline
vor 7 Jahren

@beobachter 52 Nein, es ist nicht negativ, wenn sich Politiker mit benachbarten Kollegen treffen. Wenn diese italienische Delegation aber genau aus Personen besteht (Danke an G. Pirkner für die Recherche), die für den Ausbau der Alemagna stehen, ist Feuer am Dach.

In Nordtirol nimmt der Verkehr weiterhin zu, die Luftbelastung ist Dauerthema und der Transit ist nicht zu bremsen. Und das soll für Osttirol ein Modell sein? Auf diese Form der Mobilität in der "alpinen europäischen Region" möchte ich gerne verzichten und mich würde sehr interessieren, welche Argumente die hiesige Delegation für so eine Transitachse hat.

 
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Na Servas
vor 7 Jahren

...diesen Herren Frömel, Theurl & co.... ist ja offensichtlich nichts zu scheinheilig, als unter einem solchen Vorwand 'andere Gespräche' zu führen.... oder verkaufen die uns alle für blöd...??? Jetzt wissen wir wenigstens, wofür wir ein solch großes pompöses Tourismushaus brauchen - wohl um solch voluminöse und bedeutende Delegationen ins rechte Bild zu rücken...! Osttiroler Tourismus - quo vadis ???

 
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beobachter52
vor 7 Jahren

Ist es gleich negativ, wenn sich Osttiroler Politiker (und Tourisitiker) mit Kollegen aus den benachbarten Regionen treffen? dolomitenstadt.at macht da schon wieder Politik anstelle eines Berichtes!

 
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Wundawuzzi
vor 7 Jahren

Das muss wohl eine offene Revolte gegen die offizielle Linie der Tiroler Landesregierung sein! Ein Herr Scherer bettelt andauernd um Geld bei seinen Parteifreunden in Innsbruck für das Biathlonzentrum , für die neue Bergbahn usw. und fällt dann ganz ungeniert seinen Gönnern in den Rücken! Der Herr Theurl kassiert gerade erst 300000€ dür sein Tourismushaus und stellt sich Tage später gegen den Tourismusverantwortlichen des Landes. Und der Herr Köll ? Der bekommt scheinbar keine Almosen mehr in Innsbruck und versammelt die letzten Unbelehrbaren um sich und macht alles , nur nicht seine Aufgaben als Bürgermeister von Matrei. Aber Innsbruck wird auch noch die 2. Backe hinh............. Man will ja keinen Streit, schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Kann man das alles so einfach tolerieren?

 
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    Alter Schwede
    vor 7 Jahren

    @ Kiebitz: Ja ja Herr Kuenz, das scheint wirklich Ihre Meinung zu sein: Denkverbot für alle Nicht-“Vordenker“, bloß nicht eigenständig nachdenken und alles kommentarlos schlucken, was andere für Osttirol als gut erachten, nur nicht dessen direkt vom Volk oder vom Tourismus gewählte Repräsentanten?

    Sie selbst wurden ja nicht von der Osttiroler Bevölkerung gewählt und deswegen glauben Sie wohl auch, ständig „das Land“ gegenüber Osttirol vertreten zu müssen und nicht „Osttirol“ im Land: „Hände falten, Gosch“n halten!“, ist wohl das bevorzugte Motto und jeden Tag mindestens einmal „danke“ sagen zu „den Gönnern“ in Innsbruck?

    Sie vergessen beim Schwingen „mit der Geldkeule“ nur, dass das Steuermittel sind, die allen TirolerInnen objektiv zustehen! Wenn man aber seit Jahrzehnten gewohnt ist, als Angehöriger eines, gegenüber allen anderen Berufsgruppen privilegierten Standes alles nachgetragen zu bekommen (Stichworte : sogar noch Essensmarken für Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer auf Landeskosten oder Nachlaß von Sozialversicherungsbeiträgen auf Staatskosten, wovon Gewerbetreibende oder Arbeitnehmer nur träumen können...), dann kann man wahrscheinlich gar nicht anders....Wie lange das noch gut geht?

     
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Gertrude
vor 7 Jahren

...man gibt sich visionär? Würde dieser Ostt. Delegation mal vorschlagen, ein halbes Jahr an einer Transitroute zu wohnen. Wie kommen diese Personen eigentlich dazu, mit öffentlichen Geldern zu verreisen und die Osttiroler Bevölkerung zu vertreten. Ich fühle mich nicht vertreten und bin klar GEGEN DIE ALEMAGNA!!!

 
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    Alter Schwede
    vor 7 Jahren

    Liebe Gertrude! Ist doch einfach ungeheuerlich: Verreist doch „diese Osttiroler Delegation mit öffentlichen Geldern“ - von Matrei, Obertilliach und Dölsach aus - nach ....Lienz! Einfach ungeheuerlich, was sich die da schon wieder erlauben....

     
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    e ist mc 2
    vor 7 Jahren

    Bin ganz bei Ihnen Gertrude, welchem Vertreter des Volkes fällt bloß immer noch so ein Schwachsinn ein, dass Autobahnen der Zukunft dienen sollen. Wohl nur den ewig gestrigen, die einfach keine Zukunftsperspektiven mehr haben, weil sie schon viel zu lange an der MACHT sind und diese einfach nicht abgeben wollen!!!

     
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