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Wenn du glaubst, du bist endlich am Ziel …

... dann geht es erst richtig los. Ein Roadtrip vorbei an Modriach und Edelschrott.

(Was bisher geschah!) – Wenn du dich jetzt auf den Abschiedsbrief an meine Freundin gefreut hast, muss ich dich leider enttäuschen. Der ist mir gleich, nachdem ich ihn fertig geschrieben habe, abhandengekommen. Ich hab bei der BP-Tankstelle einem älteren Herrn zugeschaut, wie er mindestens vier Liter Desinfektionsmittel in seine Scheibenwischanlage geschüttet hat. Dass man die Windschutzscheibe von innen her nicht infizieren darf, ist mir inzwischen klar. Wozu hätten die Fahrzeuglenker, vor allem, wenn sie alleine im Auto sitzen, sonst Masken auf? Aber von außen?? Gut, in diesem Fall hat es schon seinen Sinn gehabt, denn der Wind hat den Brief aus meiner Hand direkt an seine Scheibe geweht, mit der beschriebenen Seite zum Fahrer. Und der war nicht ganz sauber. Der Brief, nicht der Fahrer. Den Fahrer konnte ich nicht erkennen, aber das Kennzeichen habe ich mir gemerkt. Etwas mit BP am Anfang. Von der Tankstelle war der aber nicht, sonst wäre er grün gewesen. Vor dem Wegfahren aber hat er noch mit dem Scheibenwischer gegrüßt. Dann kann es eigentlich nur mehr der Bundespräsident gewesen sein. Die Pack ist das Grenzland zwischen Kärnten und Steiermark und die Straße hinauf wie ein Gleichnis des Lebens: Wenn du glaubst, du bist endlich am Ziel, dann geht es erst richtig los. Und wenn du dann endlich am Ziel bist, dann möchtest du dort nicht verweilen. Umgeben von Orten wie Modriach, Edelschrott oder Kloster. Trotzdem will es die Tradition, dass ich hier immer halte, denen unter dem Rasen ihr Leiblied zu blasen.
Dieses Foto ist nicht von Paul Albert Leitner sondern von der ASFINAG.
Am Spielplatz ist auch nicht viel los. Die Jugend, die hier sonst das große Piratenschiff entert, ist heute mit dem Bespucken älterer Leute beschäftigt. Etwas abseits kniet eine ganz junge Mutter neben ihrem Kind auf dem Boden. Das Kind hält eine kleine Plastikschaufel in der Hand, weiß aber noch nicht so recht, was es damit anfangen soll. Zum Hausbauen ist es noch viel zu klein. Also klopft es mit der Schaufel ein paarmal auf die Erde und ist überrascht von den Tönen, die es damit erzeugt. Es untersucht die Schaufel und probiert es gleich noch einmal. Wieder dieselben Töne. Belustigt von seiner Entdeckung schaut das Kind jetzt zur Mutter und lächelt sie an. Sein Lächeln wird aber nicht erwidert, weil die Mutter eine Maske aufhat. Entweder hat sie noch nichts von den neuesten pädagogischen Masken mit den aufgedruckten Mündern gehört, oder sie kann sich schlicht keine leisten. Es gibt sie für alle Gelegenheiten, in denen sich eine alleinerziehende Mutter zurechtfinden muss. In einer beispiellosen Hilfsaktion haben Schauspieler ihr Lächeln zur Verfügung gestellt. Manche sind auch mit den Social-Distancing-Suits meines Bruders zu kombinieren. Das Modell „Nehammer“ zum Beispiel mit dem Cul de Paris. Der absolute Renner unter den Stoffmasken ist aber das „Lächeln der Mona Lisa“, das uns Julia Roberts geschenkt hat. Es eignet sich gut für den häuslichen Unterricht. Du glaubst gar nicht, wie viele schlecht verdienende alleinerziehende Mütter nach „Erin Brockovich“ ihre Töchter Julia genannt haben! Einige von denen sind mittlerweile selbst Mütter und erfahren zum ersten Mal, was ihr Name bedeutet. Vor Erin Brockovich hießen sie Joy. Die haben ihr Lächeln schon sehr früh eingefroren. Für später. „Ich versuche, in jedem Kind den Erwachsenen zu sehen, der es einmal sein wird“, soll Johannes XXIII gesagt haben, „und in jedem Erwachsenen das Kind, das er einmal war.“ Ich aber sage, dass, wenn der Mund nicht mehr sichtbar ist, die Augen eine erhöhte Bedeutung bekommen. Und natürlich die Ohren, damit die Maske gut sitzt. Das Modell „Kurz“ ist hier besonders empfehlenswert, da braucht die Mutter nicht einmal ihre Stimme verstellen. Wenn sie ihr Kind anlügen oder ängstigen will. (Fortsetzung folgt.)
Rudi Ingruber ist Kunsthistoriker, Leiter der Lienzer Kunstwerkstatt und freier Autor – auch für dolomitenstadt.at. Sein Corona-Tagebuch erscheint während der Zeit der „Corona-Krise“ in unregelmäßigen Abständen.
Rudolf Ingruber ist Kunsthistoriker und Leiter der Lienzer Kunstwerkstatt. Für dolomitenstadt.at verfasst er pointierte „Randnotizen“, präsentiert „Meisterwerke“, porträtiert zeitgenössische Kunstschaffende und kuratiert unsere Online-Kunstsammlung.

3 Postings

Senf
vor 4 Jahren

kann es sein, dass ausgerechnet das maskenmodell kurz bei den stadtmarktstanderln säckeweise verschenkt wurde? ich habe abgelehnt und wurde deswegen mit dölsacher frühjahrsmelonen beworfen.

 
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    r.ingruber
    vor 4 Jahren

    Sie können gern für mich weiterschreiben. Ich glaube, Sie könnten das.

     
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    bergfex
    vor 4 Jahren

    Das Modell "Kurz" ist aber schlecht für die Ohren. Diese haben das Bestreben, sich aus zu klappen, was auch nicht von Vorteil ist ,wenn der Wind zum Sturm bläst.

     
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