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Kinder, das ist eine Geschichte zum Fürchten!

Ausgerechnet eine Wölfin ist die Mutter unserer zivilisierten abendländischen Welt.

„Und kleine Kinder fängt und beißt er“, so heißt es in einer Moritat, nein, nicht über den Wolf, sondern über den muslimischen Zuwanderer, der um die vorletzte Jahrhundertwende illegal und in böser Absicht nach Österreich kam. Nicht über den Balkan und nicht über das Mittelmeer, sondern über den Luftweg. Ertrunken ist er zum Schluss aber doch. Bei der Ausreise.

Hatschi Bratschi war ursprünglich Türke, doch hat die Political Correctness später aus ihm einen Zauberer gemacht. Das heißt, man hat das Problem einfach ein Stück nach Südosten verschoben. In das Morgenland. Wenn der türkische Präsident will, kann er uns von dort noch mehr Menschen schicken. Gegen Bezahlung, versteht sich.

Auch der Wolf ist ein Zuwanderer. Verhaltensforscher behaupten, er sei dazu noch ein Mensch, doch der Mensch hat ihn zum Hund stilisiert. Für mich ist und bleibt der Wolf eine Sau. Eine Quotensau. Seit über drei Jahren taucht er auf dolomitenstadt.at öfter auf als das Ungeheuer von Loch Ness in allen schottischen Medien zusammen. Dabei wurde er nicht halb so oft auch wirklich gesehen.

Der Wolf, genauer gesagt eine Wölfin, ist so etwas wie die Mutter unserer zivilisierten abendländischen Welt. Der König von Alba Longa, das ist in etwa das heutige Castel Gandolfo, ließ seine zwei Großneffen, die Zwillinge Romulus und Remus, um nicht die eigene Dynastie zu gefährden, in einem Weidenkorb auf dem Tiber aussetzen. Das war im Altertum international üblich, dem kleinen Moses erging es am Nil nicht viel anders.

Josef Binder, Romulus und Remus, 1850, Österreichische Galerie Belvedere. Bild: Wikimedia Commons/CC0

Der Hirte Faustulus beobachtete eine Wölfin, die sich dem Hochwasser führenden Fluss näherte. Statt sich aber an seinem Vieh zu vergreifen gab sie den Säuglingen ihre Zitzen, bevor sie sie dann dem Hirten anbot. Die Säuglinge, nicht die Zitzen. Als Erwachsene gründeten Romulus und Remus die Stadt Rom. Aber, und auch das ist international üblich, die beiden begannen zu streiten, Romulus umgrenzte die Stadt mit einer Mauer und sein Bruder durfte nicht mehr hinein. War es Trotz, war es Übermut, Remus übersprang die zu niedrige Hürde und wurde von seinem Bruder erschlagen. Heute würde man sagen: entnommen.

„So wird es jedem ergehen, der über meine Mauern springt!“ Von elektrischen Zäunen wusste Romulus, 753 v. Chr., verständlicherweise noch nichts. Die Drohung ist aber bis heute auch in unserer Gegend gebräuchlich. Romulus hat noch ein anderes Brauchtum begründet. Seine Stadt zog nämlich so manches fragwürdige Gesindel an, allesamt Männer. Gendern war da nicht nötig. Aber natürlich wollten auch sie auf ihre Kosten kommen und luden die Nachbarn zu einem Fest. Weit oberhalb der ortsüblichen Promillegrenze machten sie sich dann über die jungen Frauen her. In Matrei wird dieses Fest noch heute alljährlich zu Nikolo nachgestellt. Danach wird wieder dem Wolf nachgestellt.

Nicht jedes gerissene Tier ist ein Wolf. Aber jeder Wolf ist gerissen. Und er stellt hinterfotzige Fragen. Als ich ihm einmal beim Schwammerlsuchen begegnet bin, wollte er von mir wissen, wo meine Großmutter wohnt. Da habe ich ihn einfach belogen. Meine Großmutter wohnt nämlich im Mohrfeld, aber das Wort „Mohr“ sollte man in Interviews mit dem Wolf tunlichst vermeiden. Dem Vilimsky hat er eine ähnliche Frage gestellt, der hätte ihm beinahe einen Prozess angehängt. Also habe ich gesagt, meine Großmutter wohne in Feld, und seither treibt sich der Wolf in dieser Gegend herum.

Wenn du ihn dort einmal triffst, dann grüße ihn, bitte, nicht. Der Wolfsgruß ist nämlich auch nicht erlaubt!


Nach dem dramatischen – oder doch dramaturgischen? – Abgang von Rudi Ingruber auf der Fahrt nach St. Corona sind seine Tagebucheinträge zwar Geschichte, doch die Dolomitenstadt-Community kann aufatmen. Unser pointiertester Autor hat den literarischen Absturz überlebt und spitzt neuerlich den Bleistift. Diesmal kritzelt Rudi nicht in sein Tagebuch, sondern an den Rand der Ereignisse, also dorthin, wo die offizielle Berichterstattung ein Ende hat. Wir präsentieren in unregelmäßigen Abständen „Rudis Randnotiz“. Das Motto dieser neuen Serie kennen Sie bereits: „Was Sie auf Schloss Bruck nicht zu sehen und im Stadtbuch Lienz nicht zu lesen bekommen!“ Viel Spaß!

Rudolf Ingruber ist Kunsthistoriker und Leiter der Lienzer Kunstwerkstatt. Für dolomitenstadt.at verfasst er pointierte „Randnotizen“, präsentiert „Meisterwerke“, porträtiert zeitgenössische Kunstschaffende und kuratiert unsere Online-Kunstsammlung.

2 Postings

todo
vor 4 Jahren

Ich hatte mal ein Auto mit einem Remussportauspuff. Das würde heutzutage auch entnommen werden, allerdings nicht von einem ausgefuchsten Matreier Jäger, sondern bei der Kontrollstelle in Leisach.

 
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vielleserin
vor 4 Jahren

Welch gelungener Start in meinen Tag! Umweltschutz der besonderen Art - meine wird es nämlich danken! Da wird heut niemand zum Fürchten gebracht, nicht mal Kinder....

 
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