Seit 1. November gilt in Österreichs Unternehmen die 3G-Regel für Mitarbeiter:innen. Nur wer geimpft, genesen oder getestet ist, darf an der Werkbank stehen oder am Schreibtisch Platz nehmen – zumindest in der Theorie.
Bis einschließlich 14. November gilt eine Übergangsfrist: Wer in dieser Zeit in der Arbeitsstätte keinen 3G-Nachweis hat, muss durchgehend eine FFP2-Maske tragen. Arbeitgeber müssen ihre Mitarbeiter:innen über die 3G-Pflicht am Arbeitsplatz durch Aushänge, mündlich oder schriftlich informieren und die Einhaltung stichprobenartig überprüfen.
„Es müssen keine Eingangskontrollen gemacht werden“, erklärt Reinhard Lobenwein, Leiter der Wirtschaftskammer-Bezirksstelle Lienz. Bei ihm laufen schon länger die Telefone heiß. Lobenwein ortet zwei gravierende Schwachstellen bei der neuen Regelung. Zum einen fehlt auch diesmal – wie schon sooft bei neuen Corona-Auflagen – die konkrete gesetzliche Verordnung. Schwerer wiegt für den Wirtschaftskämmerer aber das Fehlen von Testmöglichkeiten. „Nachdem in Osttirol gerade die Teststationen reduziert wurden, muss beispielsweise ein Arbeitnehmer aus Virgen auf eigene Kosten und außerhalb der Arbeitszeit täglich nach Matrei fahren, um einen Antigentest zu machen. In Lienz sperrt die Teststraße um 16.00 Uhr zu. Da arbeiten aber viele noch.“
Doch selbst diese Szenarien sind demnächst überholt. Denn bereits mit 8. November greift die nächste Verschärfung. Dann soll die 2,5G-Regel kommen und der Antigentest Geschichte sein. Für die Gastronomie in Tirol ist diese Verschärfung schon beschlossen, erwartet wird sie aber auch in anderen Branchen.
Nur noch PCR-Tests werden dann akzeptiert. Für AK-Präsident Erwin Zangerl sind diese Pläne der Bundesregierung ein Anschlag auf die Beschäftigten: „Dieser Plan ist völlig unrealistisch, weil er schon aufgrund der fehlenden Teststrukturen nicht durchführbar ist. Wiederum hat man die vergangenen Monate nicht genützt, um hier Vorkehrungen zu treffen. Täglich grüßt das Murmeltier, kann man dazu nur sagen“, poltert Zangerl.
Schnelle Abhilfe soll der sogenannte „PCR-Gurgeltest“ schaffen. Er gilt zwar als nicht immer ganz zuverlässig, ist aber einfach umsetzbar und in Wien seit vielen Monaten etabliert. Bei der Wirtschaftskammer rechnet man damit, dass Tirol ab 24. November diese Möglichkeit schaffen wird. Im Bundesland Salzburg wird bereits seit Ende Oktober gegurgelt, da bekommt man die Testkits zum Beispiel in Supermärkten und kann sie dort oder auch bei McDonald’s wieder abgeben. Täglich um 10.00 Uhr werden die Tests gesammelt und binnen 24 Stunden ausgewertet. Tirol dürfte eine ähnliche Abwicklung im Auge haben.
Bei Osttirols Großbetrieben gibt man sich vorerst gelassen. Liebherr setzt laut Geschäftsführer Holger König auf intensive Mitarbeiter:innen-Information, Hella überprüft stichprobenartig und bietet ebenso wie Loacker keine Testmöglichkeiten in der Firma an. Loacker-Geschäftsführer Frank Hess und Hella-Chef Andreas Kraler begründen das mit der guten Infrastruktur im Oberland. In Sillian gibt es eine Teststraße.
Die gibt es zwar auch in Matrei, dennoch setzt man bei iDM, dem größten Arbeitgeber in der Tauerngemeinde, auf eine breiter angelegte Strategie. „Bei uns im Betrieb gilt die 3-G-Regel schon länger. Diese wird von den Abteilungsleitern überprüft. Zusätzlich bieten wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit der Tauern Apotheke Matrei Gratis-Testmöglichkeiten an. Auch eine Impfung im Betrieb ist möglich”, erklärt Geschäftsführer Hans-Jörg Hoheisel.
Er ist stolz auf die hohe Impfbereitschaft seiner Belegschaft: Letzte Woche hatten wir eine Schwerpunktaktion über den Impfbus der Wirtschaftskammer Tirol. 20 Mitarbeiter haben das Angebot genutzt. Natürlich sind diese Maßnahmen mit zusätzlichen Kosten für das Unternehmen verbunden. Die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Beschäftigten stehen für uns jedoch an erster Stelle. Der aktuelle 2G-Status – also geimpft und genesen – beträgt bei iDM knapp 70 Prozent. Das ist ein toller Erfolg.“
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3G und 2,5G am Arbeitsplatz – die Regeln werden schärfer!
Wie funktionieren Umsetzung und Kontrolle? Osttirols Betriebe reagieren unterschiedlich.