Die Hochburg der Impfverweigerer
Gräbt man noch tiefer, fällt auf, dass mit Prägraten, Virgen, Innervillgraten, Schlaiten und St. Johann im Walde gleich mehrere Osttiroler Gemeinden beim Anteil der Vollimmunisierten noch immer deutlich unter der 50-Prozent-Marke liegen. Schlusslicht im Bezirk ist Virgen. Das Sonnendorf entpuppt sich als „Hochburg der Impfverweigerer“, nur 44,92 Prozent der Bevölkerung sind voll immunisiert. Damit ist der Anteil der Ungeimpften in Virgen ähnlich hoch wie Tirols Impfrate. Auf diesen schwachen Wert angesprochen, reagiert der niedergelassene Arzt Anton Huber mit Ironie: „Ich glaube, dass wir ein ziemlich geschlossenes Völkchen sind.“ Wirklich lachen kann der Mediziner über seinen Scherz nicht. Zu ernst ist die Lage. „Wir erreichen die Jungen nicht. Bei den Älteren und den Über-60-Jährigen haben wir hingegen eine gute Impfrate“, so Huber. Warum das so ist, wisse er selbst nicht. „Ich bin aber der Meinung, dass die Impfkampagne nicht ganz glücklich verlaufen ist. Jetzt stellt sich die Situation so dar, dass wir einerseits – und das meine ich wertfrei – die klassischen Impfverweigerer haben. Das sind etwa zehn Prozent, die wir sowieso nie erreichen werden. Und dann gibt es jene, die die Impfung noch auf die lange Bank schieben, weil sie Bedenken haben. Da führen wir als Ärzte intensive Gespräche, viele hören aber lieber auf Dr. Google und landen bei Verschwörungstheorien“, erzählt der Landarzt. So würden unentschlossene Patienten etwa fehlende Langzeitstudien ansprechen und junge Frauen sich um ihre Fruchtbarkeit sorgen: „Natürlich sind diese Standpunkte zu akzeptieren, aber wir klären gerne auf. Derartige Sorgen wurden ja schon wissenschaftlich widerlegt.“ Huber impft in seiner Ordination jeden Freitag 40-50 Leute: „Mittlerweile sind es aber mehr Drittimpfungen als Erst- oder Zweitstiche.“ Damit die Impfquote steigt, müsse man sich an die jungen Erwachsenen wenden. „Da wäre viel mehr gewonnen. Kinder zu impfen sollte nicht die Priorität sein. Generell befinden wir uns in einer schwierigen Situation, weshalb der Impfdruck steigen wird“, sagt der Arzt und erlaubt sich noch einen Scherz: „Wir bohren in harten Brettern.“ Dass es noch schlechter geht, beweist ein Blick in die Nachbarschaft. Auch im Mölltal – vom Standard als das „Tal der Ungeimpften“ bezeichnet – ballt sich ein breiter Widerstand gegen die Impfung. Besonders die Einwohner:innen von Stall (35,81 Prozent Vollimmunisierte), Mörtschach (41,53 Prozent) und Rangersdorf (42,40 Prozent) scheuen den Stich. Auch das schmale Kärntner Tal ist nicht vor Verschwörungstheorien gefeit.Hinweis in eigener Sache: Wir haben die Kommentarfunktion bei Covid-Artikeln deaktiviert.