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Wolfgang Mückstein: „Die Kinderimpfung ist sicher“

Das Nationale Impfgremium empfiehlt die Impfung für Kinder ab fünf Jahren.

Nachdem die Europäische Arzneimittelbehörde EMA am Donnerstag Grünes Licht für den Einsatz des Corona-Impfstoffs von BioNTech/Pfizer bei Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren gegeben hat, wird die Impfung auch vom Nationalen Impfgremium (NIG) empfohlen. Das sagte die Leiterin des NIG, Ursula Wiedermann-Schmidt, bei einer Pressekonferenz in Wien. "Die Kinderimpfung ist sicher", betonte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). 258.000 Dosen des eigenen Impfstoffs mit neuer Formulierung sollen bis zum Jahresende nach Österreich geliefert werden. "Das ist die maximale Menge, die wir bekommen haben", sagte Mückstein. Der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte erklärt, die gesamte EU erhalte die Lieferung des Kinder-Impfstoffs am 20. Dezember. Bisher ist das Vakzin in der Europäischen Union erst ab zwölf Jahren zugelassen. In Österreich leben knapp 600.000 Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Bis zum eigenen Vakzine sollen die Kinder unter zwölf Jahre - wie derzeit bereits "off label" durchgeführt wird, weiterhin mit einem Drittel der Erwachsenen-Dosis immunisiert werden. Die zweite Impfung erfolgt im Abstand von drei Wochen. Die Impf-Empfehlung des NIG soll noch am Donnerstag veröffentlicht werden, kündigte Wiedermann-Schmidt an. Die Impfung wird für alle Kinder empfohlen, besonders aber für jene, die Grunderkrankungen haben.
Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Nationalen Impfgremiums, betont die Sicherheit der Kinderimpfung und verweist auf Erfahrungen in Israel und den USA. Foto: Expa/Schrötter
Auch Wiedermann-Schmidt betonte, dass die Impfung sicher ist. In den USA und in Israel wird sie bereits verabreicht, 3,3 Millionen Kinder haben sie bereits erhalten, sagte die Expertin. Dabei seien keine Fälle von schweren Nebenwirkungen aufgetreten. Wie auch Kinder ab zwölf und Erwachsene sollen Kinder unter zwölf Jahren sich drei Tage nach der Impfung erholen, außerdem für eine Woche sportliche Aktivität einschränken, empfahl Wiedermann-Schmidt. Zwar erkranken Kinder und Jugendliche im Vergleich zu Erwachsenen weniger schwer an Covid-19, doch müssen auch in Österreich immer wieder Kinder intensivmedizinisch behandelt werden. Es gibt Fälle, wo Kinder am multisystemischen Inflammationssyndrom (MIS-C) oder dem pädiatrischen hyperinflammatorischen Syndrom (PIMS) erkranken. Welches Kind es trifft, "weiß man nicht", sagte Wiedermann-Schmidt, auch deshalb wird die Impfung empfohlen.
„Es gibt sie noch, die guten Nachrichten“, freut sich Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein. Foto: APA/Hochmuth
"Es gibt eine klare Notwendigkeit der Kinderimpfung", betonte auch Peter Voitl, Gründer des Kindergesundheitszentrums Donaustadt. In der Gruppenpraxis des Kinderarztes wurden schon hunderte Kinder geimpft. Auch er warnte, dass Kinder zwar nicht oft, aber doch auch schwere Verläufe haben. "Jeder einzelne dieser Fälle ist vermeidbar", konstatierte Voitl. Von Long Covid sind laut dem Mediziner sechs bis zehn Prozent der Kinder betroffen. Bereits seit Oktober impft der Arzt Kinder in seiner Praxis. Starke Impfreaktionen habe er da keine gesehen. Der Andrang auf Kinderimpfungen sei jedenfalls nach wie vor sehr groß. "Es gibt sie noch, die guten Nachrichten", sagte Mückstein. Seine beiden Töchter - 13 und 16 Jahre alt - wurden bereits im Sommer geimpft, berichtete er. "Es war ein sehr gutes Gefühl." Dass diese Möglichkeit nun auch die Eltern der 600.000 Kinder in der Altersgruppe von fünf bis elf Jahren bekommen, freue ihn sehr. An die Eltern richtete er die "große Bitte", sich bei der Kinderärztin und dem Kinderarzt zu informieren. "Bitte schützen Sie ihre Kinder mit der Coronaimpfung", appellierte der Gesundheitsminister. Es seien jedenfalls bereits "sämtliche Vorkehrungen getroffen, damit in den Bundesländern zeitnah mit den Kinderimpfungen begonnen werden kann", sagte Mückstein. Ab Februar ist die Corona-Schutzimpfung in Österreich Pflicht. Ob sie auch für Kinder gelten wird, beantwortete Mückstein auch auf mehrfache Nachfrage nicht. Das müsse breit mit Experten besprochen werden, im Parlament werde es einen ausreichenden Begutachtungsprozess geben. Die Nachfrage nach Kinderimpfungen ist jedenfalls "sehr groß", sagte Voitl. "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass eine Impfpflicht nicht notwendig sein wird", meinte der Kinderarzt. Österreich zählt bei der Impfquote weiterhin zu den Schlusslichtern, derzeit haben nur 66,2 Prozent der Österreicher ein gültiges Impfzertifikat. Man sei bei den Immunisierungen "nicht so rasch wie wir das gerne haben würden", sagte Mückstein. Österreich hat am Donnerstag ein zusätzliches Kontingent von Comirnaty (Biontech/Pfizer) bestellt. Mit der angekündigten Impfpflicht und den der Empfehlung des früheren Drittstichs haben sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen Tagen geändert, hieß es aus dem Gesundheitsministerium. Deshalb rufen die Bundesländer überdurchschnittlich viele Dosen ab. Mit der zusätzlichen Bestellung sollen ab Dezember laufend die Impfstofflieferungen verstärkt werden. "So kann das aktuelle Momentum bestmöglich genutzt und die Impfkampagne noch weiter beschleunigt werden", betonte das Ministerium.
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