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Henry David Thoreau und die „Pflicht zum Ungehorsam“

Malcolm Sylvers und Peter Paul Wurzer lesen einen Kulttext für Widerständige.

Henry David Thoreau war ein amerikanischer Schriftsteller und Philosoph, er wurde 1817 in Massachusetts geboren. Als 1861 der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, erklärte der damals schwer an Tuberkulose erkrankte Thoreau, er werde nie mehr genesen: „Denn dieses Land macht mich krank.“ Er erklärte weiter, dass auch die schwere moralische Schuld, die die amerikanische Regierung angehäuft hatte, ihn krank mache: durch die Sklaverei, den Krieg gegen Mexiko und nun auch noch den Krieg im eigenen Land. Mehr als zehn Jahre zuvor hatte Thoreau eine Nacht im Gefängnis verbracht, er wollte seine Steuern nicht zahlen – seine Form des Protests gegen die Regierung, die mit seinen Steuergeldern Kriegsgerät für den Raubzug in Mexiko und Fesseln für die afrikanischen Sklaven auf den Baumwollfeldern der Südstaaten erwerben wollte. Thoreau sollte Recht behalten, er erholte sich nicht mehr und starb 1862.
Henry David Thoreau. Foto: Wikicommons
Das dünne Büchlein „Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat“ gehört vielleicht zu den Werken, von denen man sagen kann, dass sie die Welt verändert haben: Sowohl Bürgerrechtler, Hippies und Kriegsgegner beriefen und berufen sich darauf, aber auch Martin Luther King und Mahatma Gandhi haben es gerne zitiert. Alle, die in Amerika irgendwie links oder ökologisch fühlen, haben Thoreau zu einem ihrer Hauptheiligen erkoren, obwohl er mittlerweile auch von als eher konservativ geltenden Denkern zitiert wird. Ob das ein bisschen merkwürdig ist? Vielleicht. Schließlich ist Thoreaus anarchischer Zugang, das, was an diesem Essay am Meisten auffällt. Würde Thoreau heute leben, wie er wohl auf unsere Welt reagieren würde…. Wir dürfen uns darüber unsere eigenen Gedanken machen.
Die Lesereihe „Unerwartete Begegnungen“ wird vom Literaturkreis der Stadtbücherei Lienz realisiert, dessen Mitglieder die Texte ausgewählt und selbst eingelesen haben. Ursprünglich waren adventliche Lesungen in der Bücherei geplant, die aber der Pandemie zum Opfer fielen. 
Anja Kofler leitet die Lienzer Stadtbücherei und arbeitet als freie Journalistin für dolomitenstadt.at. Zu unserem Podcast steuert sie regelmäßig unterhaltsame Interviews und Audiobeiträge über die Abenteuerlust und das Lesen bei.

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2 Postings

aktuell
vor 2 Jahren

Wir befinden uns derzeit in der schwierigen Herausforderung zur Bewältigung der Corona Pandemie und der dadurch leider gespaltenen Gesellschaft. Jetzt noch in der Bücherei Lienz aus Thoreau und die "Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat" vorzulesen, ist meiner Meinung nach unpassend !

 
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    wolf_C
    vor 2 Jahren

    was für eine -aktuelle- Ansage: eher sind für jeden lebendigen Mensch die jetzt gerade noch herrschenden Gesetze ein wirkungsarmes Auslaufmodell

     
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