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Was bedeutet „Kein Finger zählt den Himmel“?

Auf den Spuren eines historischen Bauwerks und einer künstlerischen Einsicht.

„Derf i di was fragen?“ hört Angelika Taxer sehr oft. Gefragt wird sie von Menschen, die vor ihrem Haus in Patriasdorf stehenbleiben, Friedhofsbesucher, Gäste des Hotels Moarhof, oder einfach Spazierengänger, darunter Bekannte und Fremde. Der neugierige Blick ist dann meist schon zur Inschrift auf dem Haus gewandert, ihr gilt die nächste, die eigentliche Frage: „Was bedeutet dieser Spruch?“ 

Angie Taxer freut sich sehr darüber. „Kein Finger zählt den Himmel“ steht auf ihrem Haus und regt viele Menschen zum Nachdenken an. Das Haus sei dadurch noch kraftvoller geworden, erklärt die Besitzerin. Sie spricht von einem besonderen Platz, mitten in Patriasdorf, auf uraltem Siedlungsgebiet. Bereits 1380 wird die „Taxer Huebe“ in einer Urkunde genannt. 

„Was bedeutet dieser Spruch?“ Angelika Taxer, Besitzerin dieses historischen Doppelhauses in Patriasdorf, wird das oft gefragt.

Durch die Jahrhunderte sind der ursprüngliche Taxerhof und das benachbarte Kramergut zusammengewachsen, zum heutigen Taxerhaus, eigentlich einem Doppelhaus. Beim genaueren Hinsehen erkennt man die zwei in Firstrichtung zusammengebauten Seitenflurhäuser. Bis zur Renovierung hatten sie je eine eigene Eingangstür nebeneinander. Das Taxerhaus gibt es auch in Miniaturform, im Garten von Hans Stanis in Thurn und als Weihnachtskrippe, nachgebaut von Winkelmoar Lois Lugger.

In unmittelbarer Nähe befindet sich die älteste Kirche von Lienz, die Pfarrkirche St. Andrä, wo schon seit über 1500 Jahren Menschen hinkommen, um nach Antworten auf himmlische Fragen zu suchen. Noch bis zum 24. April ist dort das wertvolle Ostergrab von Anton Zoller aus dem Jahr 1752 aufgestellt, das den Menschen die mystische Erlösungsbotschaft bildlich vermitteln will.

Anfang der 2000er Jahre hat Angie das Taxeranwesen übernommen, nachdem das Haus zwanzig Jahre lang leer stand - na ja, fast leer. Ein Krampuslarven-Schnitzer hatte sich vorübergehend eingemietet und auch Archäologe Harald Stadler hatte das alte Gemäuer zwischenzeitlich bewohnt und erforscht. Über die Jahre hatte sich auch so manch Kleintier und manch Gewohnheit eingeschlichen, die nicht einfach auszumerzen waren.

 

Die Idee, das Haus dem Höfemuseum zu übergeben und einen Neubau hinzustellen wurde bald verworfen und 2002 mit der Renovierung begonnen, die anfangs vielfach auf Unverständnis stieß. „Toll, daß du das machst, so ein schönes Haus!“ bekommt Angie heute oft von den selben Menschen zu hören, die ihr zu Beginn rieten „das alte Ding“ doch endlich abzureißen.

Das Projekt bekam den Namen „Neues Leben blüht aus den Ruinen“. Der vordere Teil – das ehemalige Kramerhäusl – wurde komplett ausgehöhlt, zum Wohnbereich ausgebaut und das gesamte Haus mit einem neuen Holzschindeldach versehen. Um den Charakter des Gebäudes nicht zu gefährden, blieb die Außenansicht unverändert. Im älteren hinteren Teil befinden sich die kleinen Kammern, der direkt daran angrenzende Stadl und Stall, die Rachkuchl mit geschwärzter Decke und die alte getäfelte Stube. 

Die Taxerkinder vor dem Krieg. Johann (links) musste als 17-Jähriger in russische Gefangenschaft. Foto: Taxer

Die ältesten noch bestehenden Bauteile sind an die 400 Jahre alt. Jeder Winkel des alten Taxerhofes erzählt Geschichten von vergangen Zeiten. Wieviel wurde hier wohl gelitten, geboren, gestorben, geliebt? Für Angie ist ihr Zuhause ein besonderer Kraftplatz. Hier ist ihr Vater Johann groß geworden und hier hat ihre Großmutter, die „Taxermutter“ gelebt.  

Der Kornkasten diente Johann und seinen Geschwistern früher als Schlafkammer. An kalten Tagen hätte sich über den Schlafdecken der Kinder eine zweite Decke aus Raureif gebildet, erzählt man. Dieser körperlichen Abhärtung verdanke er sein Überleben als Siebzehnjähriger in russischer Gefangenschaft, davon war Johann Taxer überzeugt. Die selben Räumlichkeiten sind gerade dabei,  sich in eine urgemütliche, sommerliche Schlafresidenz mit Weitblick zu verwandeln.

Der Kornkasten diente den Taxerkindern früher als Schlafkammer.

Der hölzerne Riesenhase Paul, der seine Kammer mit lebensgroßen Krippenfiguren, Vogelscheuchen und anderen Hausverschönerungsobjekten teilt, durfte über die Osterzeit ins Freie. „Der Spirit gehört verbreitet!“ findet Angie. Mal der weihnachtliche, mal der olympische, je nachdem. Aktuell weht von jenem Balkon, auf dem seit Jahrzehnten der Nikolaus flankiert von Engeln seinen Stab über eine aufgeregte Menschenmenge unten am Platzl schwingt, eine große blau-gelbe Fahne. Vor einiger Zeit stand ein Mann unter dem Balkon und wollte wissen, wer die Fahne aufgehängt hat. „Wir wollen uns dafür bedanken, meine Frau ist Ukrainerin.“

Seit 2013 schmückt ein Text von Hans Salcher die Hausfassade. Angie hatte den Künstlerfreund gebeten, irgendeinen Spruch – jeder von Hans hätte für sie gepasst - für ihr Haus zu erschaffen. Nach zwei Jahren der Reifung war er gefunden. „Passt. Und was heißt das?“ fragte Angie. „Kindern wird oft gezeigt, wie sie ihre Finger zum Zählen zu Hilfe nehmen können. Der Himmel ist größer als wir und lässt sich nicht zählen, nicht teilen, dividieren, nicht nach unseren Maßstäben messen. Von niemandem, egal wie gescheit einer glaubt zu sein.“ 

Hans Salcher braucht nur wenige Striche und wenige Worte, um die Dinge auf den Punkt zu bringen. Foto: Gander

Hans Salcher ist ein Meister der Reduktion. Es braucht nicht mehr Worte für das Unsagbare - für etwas, das unseren Verstand übersteigt. Menschen würden sich manchmal über seine Sprüche ärgern, erzählt Hans amüsiert, weil sie es nicht aushalten, wenn sie etwas nicht verstehen, vor allem, dass es auf viele große Fragen keine fixe Antwort, keine einfache Lösung, keine für immer und jeden gültige Wahrheit gibt. Für die fragenden Passanten hat auch Angie keine schnelle Antwort parat, sondern stellt meistens eine Gegenfrage: „Was glauben Sie?“ Die einen könnten gar nichts damit anfangen, andere würden ins Philosophieren kommen, aber jeder mache sich seine Gedanken darüber.

Ein kluger Freund von mir grübelt seit langem über die Bedeutung dieses Textes. Er meint nun, dass wahrscheinlich der Sinn dieses Spruches gerade darin liegt. Nämlich einmal anzuhalten, sich die Frage zu stellen und darüber nachzudenken. Denn sind es nicht die Fragen – statt irgendwelcher Antworten – die uns zum Weiterdenken herausfordern? Uns zwingen, in die Weite zu denken und uns so durchs Leben führen?  

Das macht Sinn. 

 

Evelin Gander ist nicht nur Stadtführerin und Biobäuerin, sondern auch Ideenlieferantin und Geschichtenerzählerin mit viel Einfühlungsvermögen. Thema ihrer Reportagen und Podcasts ist das Leben in all seinen Facetten.

36 Postings

lokal
vor 2 Jahren

gut wär halt, wenn man zu den mitmenschen auch so nett wäre, wie zum eigenen haus, dortselbst hat die freundliche fassade zumindest bestand. davon abgesehen ist das ensamble aber ein sehr gelungenes

 
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Bahner Bernd
vor 2 Jahren

Ob tief- oder hintergründig,scheinbar oder nicht, das bescheidene Sprüchlein an dem schönen Haus lässt einen zumindest immer wieder kurz aufmerken und nachsinnen. Allzu Beckmesserisches aus dem Gemerk, mit einem strengen " versungen und vertan" ist da wohl nicht ganz am Platz.Auch wenn Gedankenschärfe immer willkommmen und notwendig ist,manchmal verstellt sie den Blick aufs Ganze.

 
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soomanides
vor 2 Jahren

@wolf_c: Für den Lügner verdienen Sie einen Ordnungsbiss! - von "Entnahme" will ich nicht schreiben. Dieser Ton hat hier im Forum nichts verloren.

 
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Senf
vor 2 Jahren

mindestens zwanzigmal hab ich die bilder von den hausansichten hier im bericht begutäugelt und sie gefallen mir immer besser. schön, dass es noch einige gut erhaltene objekte in diesen lieblichen proportionen unter den dominanten schuhschachteln unserer schiachen, aber, ach ja so modernen lattlnarchitektur gibt.

ich hoffe, dass dieser hof als geschichtsbuch und kulturdenkmal noch für generationen auf dem platz erhalten bleibt, worauf er gewachsen ist.

 
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    wolf_C
    vor 2 Jahren

    Sie Lügner, Ihnen ist der Verfall auf Stein komplett wurscht, Sie bezeichnen diesen Wahnsinn dort als 'Lauf der Zeit' ...

     
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      Senf
      vor 2 Jahren

      im eifer deines versuchs, immer und jeden auf deine flegelhafte art zu watschen hast du leider nicht mitbekommen, dass der pichler-gutshof auf stein in matrei längst verfallen ist. meine aufmunterung vor vier monaten an dich, die reste dieser hofstelle zu retten, hast du leider in den wind geschlagen, denn der zustand hat sich seitdem ja nicht gebessert. nur quatschen und fordern ist doch zu wenig. aber das war ja eh jeden klar.

      der taxerhof hingegen hatte noch eine chance. dank der eigentümerin frau angelika taxer, die viel herzblut, arbeit und geld in das kulturelle kleinod investiert und damit das objekt weitgehend restauriert, oder besser gesagt für die nachwelt konserviert hat.

      was in zukunft auch immer damit geschehen wird, bleibt der eigentümerin überlassen, ich sorge mich nicht, denn wie man sieht, ist sie ist auf gutem weg und wird das beste daraus machen.

      der spruch von hans salcher fordert. auch zu einer anderen betrachtungsweise - du solltest dich damit innigst beschäftigen, bevor du jemanden als lügner hinstellst.

       
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nitzerhof
vor 2 Jahren

Würde man den Spruch von Hans Salcher rein werbetechnisch sehen, müsste man sagen: eine gute PR für das Haus von Angie Taxer. Denn die geschriebenen Worte verleiten zum innehalten, nachdenken und betrachten. Aber dahinter steckt eine durchaus nachvollziehbare Philosophie. Die Größe des Himmels ist für uns Menschenkinder unbegreiflich. Momentan jedenfalls, bzw in diesem Leben. Das Haus selber braucht natürlich keine PR. Es ist in seiner Art einfach wunderschön zu betrachten. Und wer jemals drinnen war, wird feststellen, dass hier ländliche Tradition kombiniert mit Gemütlichkeit und Gastfreundschaft einhergehen.

 
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Chronos
vor 2 Jahren

Tolles geschichtsträchtiges (Taxer)Haus mit einem interessanten Artikel darüber in vielfältiger Hinsicht!

Wie man sieht, regt der Bericht zu kontroversieller Diskussion (- Copyright unten @spitzeFeder) im Forum an.

Auch ein Gedankenexperiment: "Herr_Kules" (warum?) versus Hercules

Mein etwas differenziertes Verhältnis zu @Herr_Kules rührte daher, weil wir mehrmals hartnäckige politische Diskussionen führten. (Politisch) sehr ins Detail gehend. Zudem seine Meinung/Einstellung zu analysierten Texten einer bekannten PoWi-lerin.

Wenn ich auch die Meinung unten von Fr. Bettina Huber voll teile - er hat schon was, der Herr_Kules!

Das verschwommene Bild lichtet sich etwas… Das spannende u. interessante an @Hercules oder doch Herr_Kules ist jedoch, dass er (gerne?) Meinungen, Berichte "zerklaut", auch wenn er – wie ich meine – mit seiner Meinung nicht immer richtig liegt. Ob richtig, philosophisch oder nicht - vielfältige, bunte Meinungen regen zum Nachdenken und lebendiger Diskussionen an! Sorry, musste etwas abschweifen...

Zum Bericht: Neben/hinter dem liebevollem Taxerhaus liegt ein schöner Kornkasten mit neuem Holzschindeldach! Ist mir so vorher noch nicht aufgefallen. Vielleicht weil ich zu sehr auf das Haus, Dekoration und Spruch vom Künstler Salcher fixiert war. Und darüber in Gedanken schwellend Sekunden zur kleinen Ewigkeit verweile...

Danke, für den netten Bericht!

 
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    Herr_Ethiker
    vor 2 Jahren

    Wollen Sie, dass ich mich meinen Nickname ändere, oder was soll das heißen?🤔Nebenbei bemerkt, habe ich noch nie eine Meinung "zerklaut"... ich habe generell noch nie etwas ge-, geschweige denn zerklaut.

    Wenn wir uns über Politik unterhalten haben, ist es sehr legitim und auch erwünscht, meine Meinung für falsch zu halten. Wenn es allerdings z. B. um die Frage geht, was ein Gedankenexperiment ist, ist eine Meinung eindeutig die richtige. Ansonsten kann man auch die Evolutionstheorie bezweifeln.

     
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PdL
vor 2 Jahren

Es wird mir immer heimelig, wenn ich an diesem Haus bei meinen Winterspaziergängen vorbei ziehe.

Und auch das Sprüchlein hat mir sehr gefallen, beim Spazierengehen hat man Zeit zu sinnieren.

Schön, dass es noch so feine Leut' gibt, wie die Besitzerin des Hauses und der liebe Herr Salcher.

Danke.

 
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Menschenkind
vor 2 Jahren

Georgette, ääh Her_Kules, Sie sind ein gscheider Mensch!

 
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spitzeFeder
vor 2 Jahren

Ein interessanter Artikel über ein Haus mit einer noch interessanteren Inschrift.

Ist es nicht einfach toll, über so etwas kontrovers diskutieren zu dürfen?

Das macht Sinn.

 
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HussaHussaTrollolo
vor 2 Jahren

Was ist nun überflüssiger? Die "scheinsubstanzschwangeren Aphorismen" des Herrn Salcher oder die Kommentare des Herrn Kules? (Spoiler: ich schätze beide)

 
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    Herr_Ethiker
    vor 2 Jahren

    Aber ich bin auch kein Meister der Reduktion.

     
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CLDO
vor 2 Jahren

Es ist nicht sehr fair, eine Person öffentlich anzugreifen und sich dabei hinter einem Synonym verstecken.

 
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    Herr_Ethiker
    vor 2 Jahren

    Ich nehme an, dass das an mich gerichtet ist. Ich kann Ihnen versichern, dass Hans Salcher meinen Namen nicht kennen würde und Sie mit ziemlicher Sicherheit auch nicht. Ist nicht generell das, was gesagt wird, wichtiger als die Identität der Person, von der etwas gesagt wird? Nur wenn es sich bei meiner Kritik um einen persönlichen Angriff gehandelt hätte, hätten sie wiederum recht.

    Außerdem: Das, was Sie meinen, ist ein Pseudonym und kein Synonym.

     
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Claudia Moser
vor 2 Jahren

Jedenfalls ein schönes Anwesen! Und der "unzählbare Himmel" eine schöne Metapher...

 
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    Herr_Ethiker
    vor 2 Jahren

    Was ist denn überhaupt eine Metapher?

     
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      manchmalgottseidankexilosttiroler
      vor 2 Jahren

      Otto Grünmandl hat schon gemeint, das Schlimmste , was es gibt, ist Oberlehrerhaftigkeit.

       
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Herr_Ethiker
vor 2 Jahren

Über den Spruch habe ich schon Besseres auf Dolomitenstadt gelesen, ist noch nicht einmal ein Jahr her: https://www.dolomitenstadt.at/2021/06/13/finger-die-den-himmel-zaehlen-oder-im-himmel-sind/

Wenn Hans Salcher ein "Meister der Reduktion" ist, sollte ihm klar sein, dass solche scheinsubstanzschwangeren Aphorismen in erster Linie überflüssig sind. Ich wiederhole mich nur ungern, aber mit Philosophie hat so was rein gar nichts zu tun. Was Philosophie wirklich ist, wird man aber generell auf Dolomitenstadt kaum herausfinden, wie mir scheint.

 
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    BettinaHuber
    vor 2 Jahren

    Herr_Kules, Sie haben ein anderes Textverständnis als ich. Der Gedanke von Hans Salcher am Taxerhaus und seine philosophische (Un)Bedeutsamkeit (Interpretations- und Ansichtssache!) spielen bestenfalls eine nette Nebenrolle in dem Beitrag von Evelin Gander, der Satz wird in seiner Bedeutung als Innehalter, Anstoß zur Kommunikation und zum Nachdenken hervorgehoben. Die inhaltliche Interpretation wird hier nicht diskutiert, sondern auf eine Erklärung des Erschaffers "reduziert", womit ich Ihre Kritik nicht ganz verstehe. Dieser Artikel hat zu keinem Zeitpunkt den Anspruch erhoben, "Kein Finger zählt den Himmel" als philosophischen Diskurs in den Mittelpunkt zu stellen, vielmehr wurde versucht, einen kleinen Einblick in die Geschichte dieses offensichtlich liebevoll renovierten Hofes zu geben. Mich freut es jedes Mal, wenn ich vorbeikomme und die "Seele" dieses Ortes spüre - der Text an der Hauswand gibt immer wieder Anlass zum Schmunzeln und Sinnieren, für mich persönlich ein unerwarteter, positiver Moment. Nicht "Philosophie" genug???

     
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    BettinaHuber
    vor 2 Jahren

    Ich bin philosophisch ungebildet, d.h., mir fehlen jegliche Theorien zur Philosophie als Argumentationshintergrund. Was ich zu verstehen meine ist, dass der Philosophie "Gedankenexperimente" zu Grunde liegen. Wenn Sie diese als "grundlegend überflüssig" bezeichnen (und obendrein dies wie eine absolute Wahrheit ausformulieren), scheinen Sie selbst den Begriff der Philosophie ad absurdum zu führen. Sie dürften davon überzeugt sein, zu wissen, was genau Philosophie ist und was nicht ... Menschen, die von Ihrem Wissen derart überzeugt sind, sind mir - auch ohne eigenes theoretisches Hintergrundwissen - suspect. Zur Ergänzung: Sie formulieren Ihre Argumentation nicht als persönliche Meinung, sondern als "so ist es" ... Für mich ein großer Unterschied.

     
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      Herr_Ethiker
      vor 2 Jahren

      Dass der Bericht nicht in erster Linie den Spruch zum Thema hat (obwohl er im Titel steht), stimmt wohl. Dennoch sollte es mir erlaubt sein, mich dazu zu äußern.

      Zu urteilen, was der tatsächliche literarische Wert des Satzes ist, kann jemand, der diesbezüglich mehr Bildung hat als ich, sicher viel besser. Bezüglich Philosophie sehe ich mich aber (dank meiner Bildung) durchaus dazu in der Lage, ein adäquates Urteil zu fällen. Im Text steht: "Die einen könnten gar nichts damit anfangen, andere würden ins Philosophieren kommen [...]". Auch ist Ihre empörte Reaktion darauf, dass ich dem Satz seinen Bezug zu Philosophie abgesprochen habe, Rechtfertigung genug, eben genau das zu machen, immerhin scheinen Sie ja zu meinen, dass der Satz "philosophisch" ist.

      "Nicht 'Philosophie' genug???" - Nein, hat mit Philosophie gar nichts zu tun. Philosophie ist eine Wissenschaft; eine Wissenschaft, die genau so exakt sein kann, wie es andere Wissenschaften sind. Sie hat mit dem vor sich hin Sinnieren, dem man landläufig viel zu leicht den Namen "Philosophieren" gibt, ungefähr so viel gemeinsam wie ein betrunkener Kopfsprung vom Gehsteig auf die Straße mit einer Studie der Gravitation.

      Eine Wissenschaft genau zu definieren ist sehr schwer. Kaum einmal erreicht eine Definition zu einem komplexen Gegenstand das, was man in der Fachsprache extensionale Adäquatheit nennt. Daher will ich nicht für mich in Anspruch nehmen, ganz genau zu wissen, was die Philosophie ist. Ich weiß aber, dass, wenn etwas sehr weit von Philosophie entfernt ist, das keine Philosophie ist, und da ist dann auch die Formulierung ohne Hinweis auf meine persönliche Meinung gerechtfertigt.

      Ich will Sie zuletzt darauf hinweisen, dass sie, so meine ich, nicht wissen, was ein Gedankenexperiment ist. Hier ein paar bekannte Beispiele, die Sie mit dem Satz von Hans Salcher vergleichen können:

      - Hillary Putnam: Brain in a vat

      - Frank Jackson: What Mary didn't know

      - Edmund Gettier: Is justified true belief knowledge?

      - Das Schiff des Theseus

      - Platons Höhlengleichnis (Wenn vielleicht auch nicht gänzlich als Gedankenexperiment zu bezeichnen)

      - Ludwig Wittgenstein: Käfer in der Box

      - Erwin Schrödinger: Schrödingers Katze

       
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      BettinaHuber
      vor 2 Jahren

      Dieser Kommentar gefällt mir nun weitaus besser als Ihr erster.

       
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    BettinaHuber
    vor 2 Jahren

    Herr_Kules: Ihr letzter Kommentar ganz unten gefällt mir deutlich besser als ihr erster. Da er an mich gerichtet ist, antworte ich auch gerne. Ihr philosophisches Hintergrundwissen ist offensichtlich und beeindruckend. Wenn ich Sie recht verstehe, stoßen Sie sich daran, dass der Begriff der Philosophie und des Philosophierens "inflationär" gebraucht wird, was ich durchaus verstehen und nachvollziehen kann. Allerdings war Ihr Anspruch auf eine rein wissenschaftliche Definition nicht meiner - was wohl einiges erklärt. In Zukunft werde ich also, wenn ich an besagter Textstelle vorbeikomme, leise vor mich hin sinnieren - und nicht philosophieren. Ob dieser rein wissenschaftliche Anspruch an das Philosophieren allerdings gerechtfertigt ist, möchte ich mir dann doch noch einmal in Ruhe überlegen, denn so gesehen müssten dann alle, die musizieren, Musikwissenschaft studiert haben.

     
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      Herr_Ethiker
      vor 2 Jahren

      "[...] denn so gesehen müssten dann alle, die musizieren, Musikwissenschaft studiert haben." Dieser Satz ist das, was man in der Argumentationstheorie einen Fehlschluss der Äquivokation nennt. Arthur Schopenhauer hat das in dem Buch "Die Kunst, Recht zu behalten" eindrücklich beschreiben. Dort nennt er diesen Fehlschluss allerdings den "Kunstgriff der Homonymie" und zu finden ist er als der zweite der 38 angeführten "Kunstgriffe". Sie verwenden hier Musik einmal mit Bezug auf die Tätigkeit des Musizierens und einmal mit Bezug auf die dazugehörige Wissenschaft. Musikwissenschaft zu betreiben und Musizieren sind aber zwei sehr verschiedene Angelegenheiten. Zur Verdeutlichung eine Gegenfrage: Muss jemand, der Physik betreibt nicht Physik studiert (oder sich zumindest anderweitig die nötige Vorbildung erarbeitet) haben?

       
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      BettinaHuber
      vor 2 Jahren

      Sie wollen mich einfach nicht verstehen, oder? Der Wortgebrauch Philosophie/das Philosophieren usw. ist sowohl in der Alltagssprache als auch in der Bildungssprache ein Begriff, der in seiner Verwendung nicht rein auf seine wissenschaftliche Definition reduziert ist. Redewendungen wie "Ins Philosophieren kommen ..." "Die Philosophie, die dahintersteckt ..." sind jedem bekannt und es ist wohl auch den meisten Menschen bewusst, dass hier nicht vom Philosophieren im engen wissenschaftl. Sinn die Rede ist. Genau so habe ich auch die Verwendung des Begriffes im Ausgangstext verstanden. Also - das Philosophieren in diesem sprachgebräuchl. Sinn ist zu unterscheiden von der Wissenschaft der Philosophie (philosophieren - im Sinne von diskutieren - als sprachliches Werkzeug vs. die Wissenschaft dazu). Dass Sie mich mit Ihrem philosophischen Wissen überschütten und korrigieren ist Ihr gutes Recht - mir war allerdings von vorn herein bewusst, dass ich hier dumm dastehen werde, da ich - wie bereits erwähnt - von der WISSENSCHAFT der Philosophie keine Ahnung habe. Dass ich mich trotzdem dazu geäußert habe, liegt daran, dass meine Definition des Wortes "Philosophie" keine rein wissenschaftliche ist - ob Sie damit einverstanden sind oder nicht, ist mir aber dann doch herzlich egal. Und um wieder zum Ausgangstext und Ihrem ersten Posting zurückzukehren: Für mich war offensichtlich, dass mit "Philosophieren" hier was anderes gemeint war als Ihre eng wissenschaftliche Definition und ich war und bin der Meinung, dass Ihr etwas harscher Kommentar zu Beginn eine glatte Themaverfehlung war.

       
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      BettinaHuber
      vor 2 Jahren

      Im Ünrigen sehe ich das auch bei dem Begriff "Gedankenexperiment" so. Dass damit eine streng wissenschaftliche Vorgehensweise gemeint ist, ist mir völlig klar, ich kann/darf mich aber auch mit meinem heranwachsenden Kind, das mir eine Frage stellt, die nicht leicht zu beantworten ist, auf ein Gedankenexperiment einlassen, ohne ein philosophisches Studium absolviert zu haben. Der Sprachgebrauch und die wissenschaftliche Definition zu einem Begriff sind nicht immer ident - der Kontext beeinflusst die Definition mit. Die Frage ist natürlich, ob dieser Sprachgebrauch "legitim" ist - in Ihren Augen nicht, soviel dürfte klar sein.

       
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      r.ingruber
      vor 2 Jahren

      Völlig d'accord! Jesus hat auch ganz ohne Medizinstudium Kranke geheilt. Aber er war immerhin der Sohn Gottes. Und, um im Bild zu bleiben: Die Diskussion erinnert mich an Markus, Kapitel 6, Verse 2-6 😉

       
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      BettinaHuber
      vor 2 Jahren

      Nachdem ich wohl eher nicht die Tochter Gottes bin, halte ich dann jetzt doch lieber meinen Mund. 🙃

       
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      Herr_Ethiker
      vor 2 Jahren

      Dass man dem Diskussionspartner generelles (absichtliches) Unverständnis vorwirft, wenn man ständig das Diskussionsthema verschiebt, ist keine besonders nette Spielart. Aber sei's drum.

      Ich erkläre die Absurdität Ihrer Argumentation anhand des von Ihnen angeführten Begriffes des Gedankenexperiments:

      Sie schrieben vormals: "Ich bin philosophisch ungebildet, d.h., mir fehlen jegliche Theorien zur Philosophie als Argumentationshintergrund. Was ich zu verstehen meine ist, dass der Philosophie "Gedankenexperimente" zu Grunde liegen." Zu behaupten, Sie hätten hier eine andere, meinetwegen umgangssprachliche Definition für das Wort Philosophie angelegt, wäre absurd. Also haben Sie den Begriff Gedankenexperiment auch mit Bezug auf eine klassische Definition der Philosophie in diese Diskussion eingeführt. Ich habe Ihnen nun geantwortet, dass der Spruch von Hans Salcher nicht im Entferntesten etwas mit einem philosophischen Gedankenexperiment gemeinsam hat. Anstatt zuzugeben, dass Sie (mit Verlaub) keine Ahnung haben, was ein Gedankenexperiment ist, behaupten Sie nun, Sie hätten eine generell andere Definition von diesem Begriff.

      Hier liegt aber genau der Knackpunkt meiner vormalig vorgebrachten Kritik auch in Bezug auf den Begriff der Philosophie, aber beim Begriff des Gedankenexperiments wird er noch klarer: Es gibt nur eine richtige Definition des Begriffs und wer diesen anders verstanden wissen will, begeht einen Fehler.

      Was wäre denn, wenn man für jeden wissenschaftlichen Begriff plötzlich eine umgangssprachliche Definition anführen sollte/müsste/könnte? Was ist die umgangssprachliche Definition der Quantenmechanik, die umgangssprachliche Definition der Evolutionstheorie oder die das umgangssprachliche Atommodell? Warum sind die Definitionen dieser Begriffe keine Befindlichkeitsfrage? Und ist der, von mir bereits öfter strapazierte Vergleich des betrunkenen Köpflers eine umgangssprachlich verstandene Studie der Gravitation?

       
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      BettinaHuber
      vor 2 Jahren

      Gut, dann liege ich falsch. Ich werde darüber sinnieren - und hoffentlich zu einer Erkenntnis kommen.

       
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      Chronos
      vor 2 Jahren

      @Herr_Kules, merken Sie es nicht? Ihre penible Art sich in Details zu verfangen? Absicht oder nicht, Sie wirken nicht nur verletzend, sondern sind es! Beziehe mich auf Ihr Zitat: "Anstatt zuzugeben, dass Sie (mit Verlaub) keine Ahnung haben…"

      Bettina Huber, Sie liegen nicht falsch!!! Denken Sie nicht nur annähernd, dass Sie keine Ahnung haben! Sie haben zum Thema absolut die "richtigen" Worte gefunden

       
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      Herr_Ethiker
      vor 2 Jahren

      Wenn's so schlimm ist, nehme ich die Formulierung zurück und entschuldige mich. Dann sage ich halt das: "Anstatt zuzugeben, dass Sie (mit Verlaub) nicht wissen, was der Begriff bedeutet (...)".

      @Chronos, können Sie mir sonst erklären, was ein Gedankenexperiment ist?

       
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      BettinaHuber
      vor 2 Jahren

      liebe(r) Chronos, erstmal DANKE für die wertschätzenden Worte. Zu Ihrem Posting: Ich gebe Herr_Kules in einigen Punkten recht - er/sie argumentiert schlüssig und mit viel Hintergrundwissen. Die Hinweise auf meine Wissenslücken verkrafte ich schon, da müssen Sie sich keine Sorgen machen. Ich gehör nicht zu denen, die austeilen aber nicht einstecken können. Herr_Kules hat die Diskussion auf einer Ebene geführt, auf der ich nicht mithalten kann - trotzdem habe ich versucht, meine Sichtweise darzulegen. So seh ich das - und schäm mich auch kein bisschen dafür. 😉

       
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      BettinaHuber
      vor 2 Jahren

      Und das Schöne dabei: Wer möchte, bekommt in diesem Forum Gelegenheit zum Reflektieren - nie schlecht!

       
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