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Leidenschaft: Vom Sammeln zur Kunst

In Hall in Tirol hat das Klocker Museum eröffnet. Leiterin Lena Ganahl führt durch die Ausstellung.

Am Eingang zur Haller Altstadt, im historischen Dachgeschoss der ehemaligen Galerie „Goldener Engl“, hat das Klocker Museum seinen Standort gefunden. Dort sollen ab nun Ausstellungen mit Fokus auf die rund 1.200 gesammelten künstlerischen Werke der Familie Klocker gezeigt werden. „Die Familie – das sind Mutter Emmy, Vater Hans und Sohn Wolfgang – waren leidenschaftliche Sammler. Sie haben alles Mögliche gesammelt, darunter Mineralien, Briefe und Fotos. Das Wesentliche ihrer Privatsammlung sind aber Kunstwerke aus Tirol und Österreich von den 1960er Jahren bis heute“, so Museumsleiterin Lena Ganahl. Anstoß für die Kunstsammlung gab Wolfgang Klocker, der damit begonnen hat, Karikaturen des Künstlers Paul Flora anzukaufen, von denen die Sammlung circa 500 Stück zählt. Diese machen neben Werken von Max Weiler, für den die Familie ebenso eine Leidenschaft entwickelte, den Hauptbestandteil der Sammlung aus.

Lena Ganahl leitet das Klocker-Museum in Hall in Tirol. Foto: WEST. Fotostudio

Nachdem Wolfgang Klocker im jungen Alter von 29 Jahren tödlich verunglückte, führte Mutter Emmy die Kunstsammlung fort – mit der Absicht, ein Museum zu eröffnen, das die gesammelten Werke der Öffentlichkeit zugänglich macht. Der Bestand sowie das Vermögen der Familie werden nun von der Klockerstiftung verwaltet. „Wir haben es hierbei mit einem sehr umfangreichen Familienarchiv zu tun“, sagt Ganahl, die das breite Spektrum für ihre kuratorische Arbeit zu schätzen weiß. „Da die Klockers keine bestimmte Kunstrichtung fokussiert haben, finden sich darin unterschiedlichste Positionen wieder, die sich auf vielfältige Weise bearbeiten lassen“. 

Interessant sei auch die Auseinandersetzung damit, wie die Familie zu den einzelnen Werken gekommen ist. „Die Kunstankäufe sind hauptsächlich aufgrund persönlicher Kontakte und Freundschaften mit Künstlern entstanden“. Was sich abzeichnet: „Die Familie Klocker hat immer in der Gegenwart – in ihrem Zeitgeist – gesammelt“. Andere Kriterien, wonach gesammelt wurde, seien aber schwer zu ergründen. „Das macht die Tätigkeit des Sammelns gerade so spannend“, findet Ganahl, die „Die Kunst des Sammelns“ als Titel für die Dauerausstellung wählte. „Damit wird der Kunstbegriff ausgedehnt – um zu verdeutlichen, dass es nicht nur um die Kunstwerke geht, sondern eben auch um das Sammeln selbst“.

Gezeigt werden in der aktuellen Ausstellung allerdings keine Werke von Paul Flora oder Max Weiler. „Ich habe bewusst nur weibliche Positionen ausgesucht. Für Sammlungen aus den Lebzeiten der Familie Klocker ist es nicht untypisch, dass fast ausschließlich männliche Künstler vertreten sind. Ich wollte daher die Künstlerinnen aus der Sammlung in den Vordergrund heben“. Mit dem Stiftungsvermögen werden jährlich Kunstpreise vergeben. Vor allem bei den Förderpreisen wird darauf geachtet, dass vermehrt Frauen gefördert werden. Das sei auch im Sinne der Familie Klocker, die stets darum bemüht war, junge und aufstrebende Künstlerinnen und Künstler durch Kunstankäufe zu fördern.

Eine Arbeit von Ernst Caramelle im Klocker Museum. Zu sehen bis 18. September. WEST. Fotostudio

Neben der Dauerstellung, die der Sammlung gewidmet ist, führt das Klocker Museum einen zweiten Raum, wo zeitgenössische Wechselausstellungen ihren Platz finden. Derzeit zu sehen sind Werke des gebürtigen Haller Künstlers Ernst Caramelle, der 2022 mit dem Hauptpreis der Klockerstiftung ausgezeichnet wurde. Bekannt ist Caramelle für seine Wandmalereien sowie für seine Auseinandersetzung mit Fragen nach der Originalität und Fälschung von Kunstwerken und deren Reproduktion. Das Besondere an dieser Ausstellung sind nicht nur seine beeindruckenden Werke, sondern auch die künstlerische Art und Weise, wie Caramelle die Architektur des historischen Gebäudes nutzt, um seine Kunst zu präsentieren. Somit sind manche Teile seiner Ausstellung nur einmalig zu sehen – noch bis 18. September in den Räumlichkeiten des neu eröffneten Klocker Museums.
 

Brigitte Egger, geb. 1993, hat in Innsbruck Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie studiert. Sie schreibt als freie Journalistin über Kunst und Kultur und ist auch selbst in der Kulturarbeit tätig.

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Ein Posting

r.ingruber
vor 2 Jahren

Schöner Einblick in ein wenig bekanntes Museum mit einer bedeutenden Sammlung. Auch in Osttirol lebende Künstler sind dort vertreten, am prominentesten Lois Salcher mit mindestens drei seiner Werke.

 
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