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Dünner „Sommerpolster“ für die Gletscher

Eispanzer in den Hohen Tauern gehen mit alarmierend niedriger Schneehöhe in die heiße Phase.

Im Rahmen eines Beobachtungsprogramms der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) werden in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur Wien jedes Jahr im Frühling die Gletscher am Hohen Sonnblick (Goldbergkees und Kleinfleißkees) vermessen und die Massenbilanzen berechnet.

Gletschermessungen in der Sonnblickregion im Frühling 2022. Die bräunlichen Einlagerungen sind Saharastaub. Foto: ZAMG

„Um den Massenzuwachs im vergangenen Winter zu berechnen, haben wir an rund 600 Punkten am Gletscher die Schneehöhe mit Sonden ermittelt und an weiteren sieben Positionen Schneeschächte gegraben, um die Schneedichte und Schneetemperatur zu messen“, erklärt Gletscherexperte Anton Neureiter von der ZAMG. Aus den gemessenen Werten wurde anschließend berechnet, welche Masse an Wasser in der Schneedecke enthalten ist.

Das Goldbergkees muss den Sommer mit einer verhältnismäßig dünnen Schneedecke überstehen. Foto: Webcam/ZAMG

Die ernüchternde Bilanz: Die beiden Gletscher in den Hohen Tauern verzeichnen eine der geringsten Schneehöhen der letzten Jahre. Die mittlere Schneehöhe lag im Frühling am Goldbergkees bei 330 Zentimetern (70 Zentimeter unter dem Mittel der letzten Jahre). Am Kleinfleißkees lag der Wert bei 260 Zentimetern (90 Zentimeter unter dem Mittel). Seit Messbeginn gab es hier nur selten so wenig Schnee.

„Für die langfristige Entwicklung der Gletscher ist aber die Witterung im Sommer wichtiger als im Winter“, erklärt Neureiter. Entscheidend sei, ob gelegentliche Kaltlufteinbrüche im Sommer Schnee bringen. „Eine frische, sehr weiße Schneedecke reflektiert die Sonnenstrahlen zu fast 100 Prozent und kann den Gletscher bis zu einer Woche vor dem Schmelzen schützen. Ein Gletscher ohne Neuschnee ist hingegen viel dunkler, nimmt Sonnenstrahlung auf und kann in einer Woche bis zu einen halben Meter Eisdicke verlieren“, warnt der Experte.

Seit 2019 kommen bei der Ermittlung der Massenbilanz in der Sonnblick-Region und auf der Pasterze Drohnen zum Einsatz. So können die Forscher:innen ein präzises 3D-Modell der Gletscher erstellen. Die Flüge finden Ende April und am Ende der Schmelzperiode im September statt. Durch den Vergleich der Höhenmodelle wird die Volumenänderung der Gletscher berechnet und anschließend mit der direkt gemessenen glaziologischen Methode verglichen.

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