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Nach einer massiven Hangbewegung wird der Grafenbach durch ein Großprojekt gesichert. Fotos: Dolomitenstadt/Wagner

Nach einer massiven Hangbewegung wird der Grafenbach durch ein Großprojekt gesichert. Fotos: Dolomitenstadt/Wagner

Millionenprojekt soll den Grafenbach zähmen

Um den Wildbach zu sichern, wurde ein dreistufiger Plan ausgeheckt. Im Unterlauf wird eine Sperre gebaut.

Während in Osttirol an diesem Wochenende wieder dunkle Gewitterwolken aufziehen, wirken die Wetterkapriolen der vergangenen Jahre noch immer nach. Angespannt ist die Situation auch am Grafenbach, der über Gaimberg nach Lienz fließt und dort in die Drau mündet. Im vergangenen Sommer prasselte der Regen auf das Bachbett nieder und löste auf einer Fläche von 14 Hektar einen massiven Hangrutsch aus.

„Damals hatten wir Bewegungsraten von einem halben Meter pro Tag“, erinnert sich Hans-Peter Pussnig von der Wildbach- und Lawinenverbauung, die umgehend erste Maßnahmen setzte. Pussnig koordiniert die Arbeiten als Projektleiter. 550.000 Euro wurden 2021 notgedrungen investiert, nun soll der unscheinbar wirkende Bach nachhaltig gesichert werden. Um den gefährdeten Siedlungsraum in Gaimberg und Lienz zu schützen, wurde ein umfassendes Paket geschnürt.

Hanspeter Pussnig und sein Team von der Wildbachverbauung bremsen den Grafenbach ein.

Gearbeitet wird bis 2031 in drei Stufen. In einem ersten Schritt wird der Mittellauf gestaffelt und entwässert. Dafür werden Rinnsale und Bäche an der Rutschung vorbeigeführt und unterhalb zurück in den Grafenbach geleitet. Diese Phase läuft bereits und soll 2024 abgeschlossen werden. Die Kosten liegen bei 1,7 Millionen Euro, der Interessentenanteil der Stadt Lienz liegt bei 14,5 Prozent. Die entsprechende Summe von 246.500 Euro wurde in der jüngsten Gemeinderatssitzung freigegeben. Die Gemeinde Gaimberg muss 6,5 Prozent der Kosten übernehmen.

Nach der Entwässerung steht das kostspieligste Vorhaben an. Im Unterlauf wird ab 2025 oberhalb der Egger-Brücke in Gaimberg eine wuchtige Schiebedosieranlage mit 8 Metern Höhe und 62 Metern Flügellänge aufgestellt. Das Bauwerk löst die mittlerweile unterdimensionierte Sperre ab. „Die jetzige Anlage ist nicht auf diesen Bedarf ausgelegt“, stellt Pussnig klar. Das im Oberlauf gesammelte Wasser des Grafenbachs reißt im engeren Mittelabschnitt Geschiebe mit ins Tal. Ab dem Becken bei der Egger-Brücke beginnt der Bach damit, das Material abzulagern. Hier ist ein stärkerer Rückhalt gefragt.

Die bestehende Sperre bei der Egger-Brücke bietet nicht mehr genügend Schutz. Sie wird durch ein 62 Meter breites Bauwerk ersetzt.

Nach der Errichtung der neuen Stahlbetonsperre, die rund zwei Millionen Euro kostet, werden in einem letzten Schritt die lädierten Sperren saniert. Der Grafenbach birgt nicht erst seit der jüngsten Hangbewegung ein gewisses Risiko für den Siedlungsraum. Seit 1882 wird der Bach verbaut, 17 Muren rauschten bereits Richtung Lienzer Becken. Auch deshalb säumen das Gewässer mittlerweile 190 Schutzbauten.

1921 wurde das erste Wildbachprojekt ausgearbeitet, das aktuelle Vorhaben ist bereits das achte Projekt am Grafenbach. Bis 2031 werden 6,3 Millionen Euro investiert, 58 Prozent davon übernimmt der Bund und 19 Prozent fließen aus den Landeskassen. Die Stadt Lienz kosten die Maßnahmen insgesamt 913.500 Euro.

Im Bild deutlich erkennbar ist die Stirnfläche der Rutschung aus dem Vorjahr. In diesem Bereich wird die erste Phase des Schutzprojekts umgesetzt.

Derzeit ist die Situation am Grafenbach unter Kontrolle und die Arbeiten laufen planmäßig. An der Stirn der Rutschung aus dem Vorjahr löst sich Material geordnet und in überschaubaren Mengen. Die Masse bewegt sich nur einen Zentimeter pro Monat. Anhaltender Starkregen könnte das jedoch ändern, so Pussnig: „Bei Unwettern sind wir immer etwas unruhig.“ Dennoch habe man die Lage im Griff – auch, weil die Masse mittels GPS-Sensoren genauestens vermessen wird.

Dolomitenstadt-Redakteur Roman Wagner studierte an der FH Joanneum in Graz und ist ein Reporter mit Leib und Seele. 2022 wurde Roman vom Fachmagazin Österreichs Journalist:in unter die Besten „30 unter 30“ gewählt.

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5 Postings

chiller336
vor 2 Jahren

grundsätzlich gut - bei den vorherrschenden starkregenereignissen leider viel zu spät. es ist nur eine frage der zeit, bis auch hier wieder ein murgang passiert. es ist noch gar nicht so lange her, vlt 20 jahre, dass eine mure die haidenhofbrücke abmontiert hat und die bewohner des brennerleweges ihre häuser verlassen mussten, weil man nicht wusste, was passieren wird. seither ist wenig passiert - aus den augen, aus dem sinn. bleibt nur zu hoffen, dass uns das murenfiasko der gemeinden in kärnten erspart bleibt. daran würden auch unzählige sensoren nichts ändern - leider

 
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    1234
    vor 2 Jahren

    Aus den Augen, aus den Sinn.... Genau gleich wie beim Thema Isel..

    Wenn die Isel mal über geht, dann können wir zusammenpacken.

     
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      Hannes Schwarzer
      vor 2 Jahren

      Bedanken Sie sich bitte bei dem einen Anrainer, der dieses Projekt durch Einsprüche und diverse Verfahren blockiert hat! Das Bundesgewässer ISEL ist momentan auf ein HQ30 ausgelegt, d.h. auf ein Ereignis, das statistisch gesehen slle 30 Jahre vorkommen kann. In der nächsten Niedrigwasserperiode (Winter) soll es aber losgehen!

       
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      1234
      vor 2 Jahren

      Sorry aber wie kann es möglich sein, dass ein Anrainer den Schutz vor Hochwasser für hunderte Menschen verhindert?

      Dass die Isel nur auf HQ 30 ausgelegt ist wusste ich nicht, eigentlich dramatisch!!

      Aber wenn dieses Jahr bei Niedrigwasser mit den Bauarbeiten angefangen wird, bin ich schon sehr froh.

      Nachdem ich täglich über die Isel muss um in die Arbeit zu gelangen, werde ich die Situation genau beobachten.

      @dolomitenstadt.at: Sie könnten die Situation auch beobachten, sollte sich in Zukunft nichts ändern, könnten Sie der Sache auch medial aufleben lassen. 😉

      *Bezüglich meines vorherigen Posting, natürlich meine ich aus dem Sinn...

       
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      Hannes Schwarzer
      vor 2 Jahren

      @1234: ja, es ist leider so. Besagter Anwohner hat das Projekt um ca. 10 Jahre verzögert! Durch das neue Projekt soll die Isel soweit eingetieft werden, dass man auf den Wert HQ100 kommt. Die Gefahr scheint momentan relativ gering, zumal ja im Oberlauf / Richtung Ainet Retentionsfläche vorhanden ist. Der Problembereich bleibt aber die Schlossbrücke.

       
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