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Therese Lukasser bei unserer Podcast-Aufnahme. Links im Bild das Buch, das sie über ihr Leben verfasst hat. Foto: Dolomitenstadt/Huber

Therese Lukasser bei unserer Podcast-Aufnahme. Links im Bild das Buch, das sie über ihr Leben verfasst hat. Foto: Dolomitenstadt/Huber

„Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen“

Wie man seiner Bestimmung folgt und sich manchmal auch Zufälle ergeben, erzählt Therese Lukasser im Podcast.

„Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“, dieses Zitat von Immanuel Kant hat die Mutter von Therese Lukasser ihrer Tochter mit auf den Weg gegeben. „Ich weiß nicht mehr, wann sie das gesagt, vielleicht, bevor ich nach Graz gegangen bin, vielleicht schon früher“, meint Lukasser heute. In jedem Fall ist sie dem Zitat immer zielstrebig gefolgt, wie ihre Lebensgeschichte eindrucksvoll zeigt.

1932 wurde Therese als Älteste von zehn Kindern auf einem Bergbauernhof in St. Jakob i. D. geboren. Ihr wacher Verstand zeigte sich schon, als sie mit knapp zweieinhalb Jahren beim abendlichen Gebet meinte, heute wolle sie die Litanei beten. Später hatte sie durch Zufall die Möglichkeit, ein Gymnasium in Graz zu besuchen, trotz schwieriger Umstände in Kriegszeiten schloss sie die Unterstufe dort erfolgreich ab und wechselte an die Lehrerbildungsanstalt nach Innsbruck.

Als fertig ausgebildete Volksschullehrerin kehrte sie 1952 nach Osttirol zurück und trat ihre erste Dienststelle in St. Veit i. D. an. „Ich musste gleich in meinem ersten Jahr alle Schulstufen von der ersten bis zur vierten Klasse unterrichten“, erinnert sie sich heute. Später erwarb sie außerdem das Lehramt für die Hauptschule und unterrichtete unter anderem in Lienz, Außervillgraten und Matrei. „Für mich ist das der schönste Beruf der Welt“, meint Therese Lukasser. Neben dem Unterrichten war sie außerdem als Referentin für das Katholische Bildungshaus im Einsatz, durch ihre Vorträge zu Sexualerziehung in der Familie wurde sie in ganz Osttirol bekannt.

So kam es auch, dass sie im Jahr 1980 nicht nur als erste Frau in den Matreier Gemeinderat einzog, sondern dabei auch die meisten Vorzugsstimmen erhielt und vom vierten Listenplatz auf den ersten aufrückte. 1988 zog sie in den Landtag ein, wo sie allerdings nur für eine kurze Zeit verblieb, weil sie als Bundesrätin nach Wien bestellt wurde. Dort schätzte man sie vor allem für ihre Expertise im Bildungsbereich und ihren Einsatz für Frauen- und Familienthemen, die ihr als dreifache Mutter – und inzwischen siebenfache Großmutter – ein großes Anliegen waren.

Für ihre politische Tätigkeit wurden ihr sowohl das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik als auch das Verdienstkreuz des Landes Tirol verliehen. Zeit, sich zur Ruhe zu setzen, war es für Therese Lukasser dennoch nicht, als sie 1999 auf eigenen Wunsch aus dem Bundesrat ausschied: Gemeinsam mit Gleichgesinnten rief sie eine eigene Radiosendung für Senior:innen bei Radio Osttirol ins Leben, welche sie bis zum Jahr 2009 leitete.

Im Podcast erzählt Therese Lukasser von ihrem bewegten Leben und verrät, warum sie mit ihren 90 Jahren immer noch so rüstig ist – ganz sicher auch deshalb, weil sie sich immer ihres eigenen Verstandes bediente und weiterhin bedient.


Der Dolomitenstadt Podcast ist ein akustisches Magazin, das die Redaktion von dolomitenstadt.at in Lienz zusammenstellt. Das Themenspektrum ist breit und beschränkt sich nicht nur auf die Region. Wir stellen spannende Projekte vor, widmen uns den Künsten und der Kunst des Lebens, schauen in Kochtöpfe und über den Tellerrand, greifen heiße Eisen an und diskutieren die Themen unserer Zeit mit Menschen, die etwas zu sagen haben. Zu finden auch bei Apple Podcasts und Google Podcasts.

Anna Maria Huber unterrichtet an der International School in Innsbruck und schreibt nicht nur für dolomitenstadt.at sondern auch für die Straßenzeitung 20er. Annas Stärken sind penible Recherchen und die Fähigkeit, komplexe Inhalte in klare und verständliche Artikel zu verwandeln.

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Ein Posting

stattegg
vor einem Jahr

Beeindruckende Lebensgeschichte ! Sehr geehrte Frau Lukasser ..ihr Mut und Einsatz ..besonders in ihren jungen Jahren ..ist bewundernswert ! Ich hoffe das ihre Geschichte viele Schüler und angehende Lehrerinnen ...und viele andere Mitbürgerinnen...hören werden ...und dankbar sind dass sich die (Schul- und Ausbildungs) Zeiten geändert haben ! Danke für diesen Einblick in ihr Leben und Osttirol !!! Ihr Lebensmotto ist aktueller denn je und regt hoffentlich auch zum Nachdenken an !

 
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