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Groß war das Publikumsinteresse an einem besonderen Kinoabend im Lienzer Cine X. Gezeigt wurde „Der Fuchs“. Moderatorin Silvia Ebner kündigte den Besuch des Regisseurs an. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Groß war das Publikumsinteresse an einem besonderen Kinoabend im Lienzer Cine X. Gezeigt wurde „Der Fuchs“. Moderatorin Silvia Ebner kündigte den Besuch des Regisseurs an. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Adrian Goiginger: „Gute Filme schwingen lange nach“

Der Salzburger Filmemacher bemüht sich um Wahrhaftigkeit und berührt ganz ohne Pathos. 

"Gute Filme schwingen lange nach", sagt einer, der es nicht nur liebt, besondere Filme zu sehen, sondern auch solche zu machen. Dass er das beruflich tun möchte, ließ Adrian Goiginger sein Umfeld bereits mit elf Jahren wissen. Mit 14 wusste er, welche Geschichte er unbedingt verfilmen möchte und als 30-Jähriger hat er diesen Vorsatz nun umgesetzt. Und das mit einer gleich großen Vision und – wie es sich nun nach den ersten Premierentagen bereits abzeichnet – mit sicher genauso viel Erfolg wie schon bei seinen ersten beiden Filmen. 

Mit "Der Fuchs" bestätigt Adrian Goiginger wiederum, was er schon in "Die beste aller Welten" (2017) und "Märzengrund" (2022) gezeigt hat: sein Talent, höchst berührende Geschichten ohne großes Pathos, aber mit so viel Gefühl und Einfühlungsvermögen zu erzählen, dass die Bilder davon nicht nur direkt ins Herz gehen, sondern dort eben tatsächlich noch lange nachschwingen. Effekthascherei und den Druck auf die Tränendrüse weiß er dabei gekonnt zu vermeiden. Goiginger scheint es vielmehr um einen gesunden Perspektivenwechsel zu gehen. So ließ er den Zuschauer in "Die beste aller Welten" die Drogenszene in Salzburg in den 90er Jahren durch die Augen eines Kindes, nämlich seiner eigenen, betrachten und kreierte damit – ohne diese Welt schön zu reden – eine Hommage an seine Mutter, ihre Liebe zu ihrem Kind und das Leben an und für sich.  

Nach der Filmvorführung und einer angeregten Fragerunde mit dem Publikum nahm sich Regisseur Adrian Goiginger noch die Zeit für ein ausführliches Dolomitenstadt-Podcastgespräch mit Silvia Ebner. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Um in seiner Arbeit so wahrhaftig wie nur irgendwie möglich zu bleiben, setzt Adrian Goiginger bei seinen Filmen auf eine akribische Vorbereitung des Stoffes – und das nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei seinen Schauspielern. Für die Verfilmung von "Märzengrund", einem auf einer ebenfalls wahren Geschichte beruhenden Theaterstück von Felix Mitterer, tauchte er in die Welt von Tiroler Bauern im Zillertal ein und für seinen neuen Film "Der Fuchs" verbrachte sein Hauptdarsteller Simon Morzé vier Monate auf einem Pinzgauer Bergbauernhof. Einerseits um als Wiener den kernigen Dialekt zu lernen, andererseits aber auch, um das Leben in dieser Bergwelt kennen zu lernen und damit jenem von Franz Streitberger, dem Protagonisten in "Der Fuchs", näher zu kommen.   

Franz Streitberger war der Urgroßvater von Adrian Goiginger. Er wurde in der Zwischenkriegszeit schon als Kind von seinen Eltern einem reichen Bauern übergeben. Diese frühe Trennung von seiner Familie und ein Aufwachsen ohne Liebe machten ihn zu einem wortkargen Menschen, der dann auch als Soldat im Krieg ein Außenseiter blieb. Eine ganz besondere Freundschaft verband ihn allerdings ein Jahr lang mit einem Fuchs, den er als Motorradkurier bis in die Normandie mitnahm. Diese Geschichte konnte Adrian Goiginger erst nach dem Tod seines Urgroßvaters, der 100 Jahre alt wurde, verfilmen, denn dieser hätte diese mediale Aufmerksamkeit in keinster Weise gewollt. „Den Film selbst“, so sagt Adrian Goiginger, „hätte er aber sicher mögen.“

Mehr von seinem Urgroßvater, aber auch von den Dreharbeiten mit Füchsen oder dem Recherchieren der historischen Hintergründe erzählte Adrian Goiginger persönlich einem sehr interessierten Publikum nach der Filmvorführung im Lienzer CineX. Anschließend durften wir mit ihm auch noch einen Podcast zu seiner bisherigen Arbeit und zu seinem nächsten Kinoprojekt machen, das auch einen sehr nahen Einblick in eine wiederum völlig andere Welt geben wird. Wir freuen uns schon darauf!


Der Dolomitenstadt Podcast ist ein akustisches Magazin, das die Redaktion von dolomitenstadt.at in Lienz zusammenstellt. Das Themenspektrum ist breit und beschränkt sich nicht nur auf die Region. Wir stellen spannende Projekte vor, widmen uns den Künsten und der Kunst des Lebens, schauen in Kochtöpfe und über den Tellerrand, greifen heiße Eisen an und diskutieren die Themen unserer Zeit mit Menschen, die etwas zu sagen haben. Zu finden auch auf Spotify, bei Apple Podcasts und Google Podcasts.

Silvia Ebner ist eine Erzählerin mit Leib und Seele. Ihr erstes Buch „Vom Sterben. Und Leben“ erschien im Sommer 2018 im Dolomitenstadt-Verlag und wurde gleich zum Bestseller. Die Sprachlehrerin arbeitet auch als Journalistin, Theaterautorin und Podcasterin.

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2 Postings

mink
vor einem Jahr

Ein zutiefst sympathischer Filmemacher, dem man einfach gerne zuhört. Toll, dass er in Lienz war, durch seine Ausführungen nach der Vorstellung konnte man noch so viel mehr mitnehmen. Auch "Der Fuchs" schwingt lange nach.

 
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    Burgi
    vor einem Jahr

    Super Film, absolut sehenswert!

     
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