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Borkenkäfer breitet sich in Osttirol „explosionsartig“ aus

91,3 Millionen Euro investiert das Land in Schutz vor Naturgefahren, davon 20,5 Millionen im Bezirk Lienz.

Der Klimawandel macht Osttirols Wäldern zu schaffen und heizt den stark ausgeprägten Borkenkäferbefall weiter an. Wie Tirols LHStv. Josef Geisler (ÖVP) am Freitag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck berichtete, war die Ausbreitung zuletzt "explosionsartig". Der Borkenkäfer-Zuwachs war im vergangenen Jahr im Vergleich zu den vorherigen um das Fünffache gestiegen, sagte Landesforstdirektor Josef Fuchs. Daher wird heuer wieder kräftig in den Naturgefahrenschutz investiert.

Der Borkenkäfer hat derzeit in Osttirol "leichtes Spiel", beschrieb Geisler den Status quo. Der Befall sei eine "Folgewirkung von Schadereignissen", wie heftigen Stürmen oder besonders viel Schneefall. In einer "Notfallaktion" versuchten vergangenes Jahr Förster aus Nordtirol durch Unterstützung ihrer Osttiroler Kollegen durch Waldarbeiten Abhilfe zu leisten. Man habe so die Problematik ein "bisschen abgemildert", die heftige Ausbreitung sei aber "nicht zu verhindern" gewesen. Dadurch sei die Schutzwaldfunktion in Osttirol vielerorts nicht mehr gegeben - dort sei dann eine Sicherung der Wege vor Steinschlag und Lawinen nötig. Laut Geisler macht der Käfer nun aber zunehmend vor anderen Landesteilen nicht Halt und wird auch in Nordtirol zum Problem. Im Vorjahr hatte der Borkenkäfer in Osttirol für Schäden im Ausmaß von 30 Millionen Euro gesorgt.

Einen Maßnahmenkatalog zum Schutz vor Naturgefahren präsentierten (von links): Landesforstdirektor Josef Fuchs, Markus Federspiel (Abteilung Wasserwirtschaft) Landesrat Josef Geisler und Gebhard Walter, Leiter der Wildbach- und Lawinenverbauung. Foto: Die Fotografen

In Osttirol sei die Verbreitung "diffus", Hotspots sind das Defereggen-, Villgraten-, oder das Gailtal, berichtete Fuchs. Die Tiere, die großen Schaden in den Wäldern anrichten, seien aber auch in Anras, Assling bis in den Lienzer Talboden zu finden. Durch den heurigen niederschlagsarmen Winter und die hohen Temperaturen findet der Borkenkäfer nun wieder "ideale Bedingungen" vor, sagte der Landesforstdirektor. Daher gelte es auch weiterhin, die Wälder zu verjüngen und aufzuforsten.

Im vergangenen Jahr wurden daher eine Million Pflanzen ausgebracht, für heuer sei selbiges geplant, kündigte Fuchs an. Der Wald werde in Zukunft jedenfalls "bunter und strukturierter" und dadurch widerstandsfähiger. Von den für die Schutzwalderhaltung budgetierten 20,5 Millionen Euro geht die Hälfte in die Käfer-Bekämpfung und die Wiederaufforstung. Ziel sei es, den bestehenden und frischen Befall zu bekämpfen - allerdings gebe es durchaus Bereiche, wo man aufgrund der Steilheit des Geländes und der Gefährlichkeit das Holz nicht mehr nutzen kann. Dort bleiben die Waldbestände auch stehen: "Es ist immer noch ein stehender, toter Baum besser, als gar keiner mehr" - besonders mit Blick auf Steinschlag und Lawinenschutz.

Insgesamt stehen dem Land Tirol im Jahr 2023 91,3 Millionen Euro für den Schutz vor Lawinen, Wildbächen und Steinschlag sowie für den Hochwasserschutz und den Schutzwald bereit, das sind 10,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Klimawandel spielt bei allen Bereichen eine zentrale Rolle, wie bei der Pressekonferenz deutlich wurde. "Das Gefahrenbild und das Gefahrenpotenzial verändert sich aufgrund des Klimawandels", hielt Geisler fest.

Laut Gebhart Walter, Tiroler Sektionsleiter der Wildbach- und Lawinenverbauung, gehe es künftig auch stark um die nachhaltige Ausführung von Bauwerken und Schutzmaßnahmen. Ein Schwerpunkt liege beim Wildbachschutz, dafür werden 31,6 Millionen Euro in die Hand genommen. "Wir wollen mit unserem Programm präventiv arbeiten, aber auch Sofortmaßnahmen ermöglichen", sagte er.

Im Bereich des Hochwasserschutzes sind heuer 65 Vorhaben geplant, wobei 24,3 Millionen Euro investiert werden sollen, berichtete Markus Federspiel, Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft im Land Tirol. Diese werden einerseits in neue Maßnahmen und andererseits in die Instandhaltung investiert. Er hielt fest, dass "Flüsse ihren Raum brauchen" und es Retentionsflächen geben müsse. Dadurch könnten wirtschaftliche und ökologische Schäden verringert werden.

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4 Postings

miraculix
vor einem Jahr

Dass die nun schon zwei volle Jahre andauernde Trockenheit neben den "unnatürlich" hohen Temperaturen auch einen großen Beitrag zum Problem mit dem Borkenkäfer liefert, wird im Bericht nicht erwähnt. Wegen der zu geringen Bodenfeuchtigkeit stehen die Bäume, besonders die Fichten als Flachwurzler unter großem Stress. Sie können kaum genug Wasser aus dem Boden aufnehmen. Dieses Wasser wäre aber wichtig für die Abwehr von Käfern. Diese würden vom Saft der Bäume eingeharzt und ersticken noch vor der Eiablage. so sind auch die besondes großen Schadholzmengen an den sonnseitigen Hängen erklärbar. Ebenso stark betroffen sind Standorte mit felsigem Untergrund und geringen Humusdicken.

Ich kann mich an eine Vernstaltung in der LLA Lienz erinnern, bei der schon vor viele Jahren Meteorologen vor "schon in absehbarer Zeit deutlich abnehmenden Niederschlagesmengen besonders im Südalpenbereich" gewarnt haben. Diese absehbare Zeit ist inzwischen eingetroffen und führen neben der geringen Feuchtigkeit in den oberen Bodenschichten auch zu immer geringeren Quellschüttungen und rekordverdächtig niedrigen Grundwasserspiegeln.

Es wird sich wohl nicht ausgehen, unter der Devise "weiter wie bisher" zu wirtschaften und darauf zu warten, bis andere Länder etwas gegen den Klimawandel unternehmen. Betroffen werden nämlich auch nicht nur die anderen Länder sein ...

 
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    hubert
    vor einem Jahr

    das trifft es auf den punkt. wenn die wasserversorgung der sonnseitig gelegenen gemeinden knapp wird das kann schon in den nächsten monaten so sein, dann werden wir ganz andere sorgen haben, als dass wir uns gedanken über den ausbau der beschneiung für eine gute wintersaison machen sollten. die erforderlichen holzschlägerungen führen zudem dazu, dass die niederschlagswässer nicht mehr gespeichert werden, also auch die wenigen regen- und schneefälle nicht mehr ausreichen, die quellbehälter zu befüllen. schaut euch die pegelstände der isel und der drau an, fragt euren wassermeister in der gemeinde, dann wisst ihr was ich meine.

     
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    Senf
    vor einem Jahr

    "Dauer und Dynamik der Entwicklung der Borkenkäfer ist maßgeblich vonder Temperatur abhängig. So benötigt beispielsweise der Buchdrucker für die Entwicklung vom Ei bis zum Käferbei einer Durchschnittstemperatur von19°C etwas mehr als sieben Wochen, bei durchschnittlich 24°C jedoch nurmehr fünf Wochen. Deshalb bildet er intieferen Lagen meist zwei, in Hochlagendagegen nur eine Generation aus. Erhöhtsich die Temperatur um 4°C benötigt derFichtenborkenkäfer nur mehr die halbeZeit je Generation.

    Durch die prognostizierten klimatischenVeränderungen verlängert sich derZeitraum, in dem sich die Borkenkäferentwickeln können. Demzufolge könnenbis zu drei Generationen ausgebildetwerden. Wenn im Frühjahr nur ein Käferbaum übersehen wird, können daraus bis zumHerbst 1.000 Käferbäume entstehen. Vorbeugung und Bekämpfung sind dahervor allem nach Windwürfen von größterBedeutung. Auslöser für Massenvermehrungen von Borkenkäfern sind in den meisten Fällen Naturereignisse wie Stürme, ausgeprägte Trockenperioden oder in geringerem Ausmaß auch Schneedruckschäden. In der Regel fällt in Regionen mit viel Sturmholz in den Folgejahren auch viel Käferholz an".

    So in der Einleitung der Broschüre "Borkenkäfer - Vorbeugung/Bekämpfung" des LFI, 2019.

     
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so ist es vielleicht
vor einem Jahr

Zumindest geht die Wiederaufforstung mal in Richtung "bunter"! Der Mensch kann sich nicht alles untertan machen, nur weil er immer NUR den wirtsch. Aspekt verfolgt. Die Natur hat nun mal ihre Gesetze und Grenzen und wir Menschen müssen uns danach richten. Ob wir wollen, oder nicht, ansonsten wird uns die Rechnung halt postwendend präsentiert! Hoffentlich lernen wir das endlich, das System Naturausbeutung ist an ihre Grenzen gestoßen!

 
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