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Die Gläubigerversammlung in der WKO. Am Podium (v.l.): Bezirkshauptfrau Olga Reisner, Bürgermeister Raimund Steiner, Anwalt Norbert Abel, Magnus Gratl (Büro LH Mattle) und Wirtschaftsprüfer Hannes Oberschmid. Fotos: Dolomitenstadt/Wagner

Die Gläubigerversammlung in der WKO. Am Podium (v.l.): Bezirkshauptfrau Olga Reisner, Bürgermeister Raimund Steiner, Anwalt Norbert Abel, Magnus Gratl (Büro LH Mattle) und Wirtschaftsprüfer Hannes Oberschmid. Fotos: Dolomitenstadt/Wagner

Matrei legte Tilgungsplan vor: „Ein echter Kraftakt.“

Die 118 Gläubiger sollen 100 Prozent ihrer Forderungen erhalten, dafür aber auf Zinsen verzichten.

Auf Einladung der Marktgemeinde Matrei versammelten sich am Freitagvormittag, 26. Mai, die Gläubiger der Tauerngemeinde in der Wirtschaftskammer Lienz. In enger Abstimmung mit dem Land hat dabei die Gemeinde allen Gläubigern einen neuen Tilgungsplan vorgelegt, der eine hundertprozentige Abgeltung aller Verbindlichkeiten vorsieht.

„Diese Gleichbehandlung aller Gläubiger war mir sehr wichtig. Damit haben sie ein faires Angebot auf dem Tisch liegen. Das Land Tirol als einer der größten Gläubiger wird diesem Tilgungsplan jedenfalls die Zustimmung erteilen“, ließ Landeshauptmann Anton Mattle, der von seinem Mitarbeiterstab bei der Versammlung vertreten wurde, wissen.

Die 118 Gläubiger wurden im Zuge der Besprechung von Bürgermeister Raimund Steiner über das konkrete Angebot und die Tilgungsmodalitäten informiert. Jene Gläubiger, bei denen die Verbindlichkeiten bis zu 50.000 Euro ausmachen, werden noch heuer zur Gänze bedient. Die Verbindlichkeiten von über 50.000 Euro bis zu 100.000 Euro werden bis spätestens April 2024 vollständig beglichen.

Und jene Gläubiger, bei denen die Schulden der Gemeinde über 100.000 Euro betragen, sollen in den nächsten vier Jahren in vollem Umfang bedient werden. Das Land als größter Gläubiger, bei dem die Gemeinde Rückstände von rund 3,7 Millionen Euro aufweist, werde die zinslose Rückzahlung der Summe – aufgeteilt auf die nächsten 15 Jahre – akzeptieren.

Insgesamt muss die Kommune einen Schuldenberg von 36 Millionen Euro abstottern. Davon entfallen 8,8 Millionen Euro auf offene Rechnungen, 14,2 Millionen auf Kredite und 12,7 Millionen auf Haftungen für Darlehen von neun Millionen Euro beim Abwasserverband Hohe Tauern.

„Wir bieten allen Gläubigern eine Tilgungsquote von hundert Prozent und bezahlen dies ohne Zinsen, dafür aber raschestmöglich zurück. Diese Tilgungen werden für uns als Gemeinde ein echter Kraftakt werden. Gleichzeitig verpflichten wir uns zu zahlreichen Sparmaßnahmen, um dies überhaupt zu schaffen“, erklärte Bürgermeister Raimund Steiner nach der Sitzung.

Gläubiger der Gemeinde Matrei auf dem Weg zur Sitzung in der Wirtschaftskammer Lienz.

Dank der finanziellen Unterstützung des Landes – in Höhe der bereits bekannten 6,6 Millionen Euro auf drei Jahre – werde man „diese Herausforderung meistern. Wir werden unseren Beitrag leisten, auch wenn er noch so schmerzhaft für unsere Gemeinde ist.“ Laut Steiner müssten nun alle „an einem Strang ziehen. Auch die Finanzgläubiger, also die betroffenen Banken und Kreditinstitute, die an einer gemeinsamen Lösung mitarbeiten sollen.“

Die Gläubiger erhielten unmittelbar nach der Versammlung ein individuelles Schreiben der Gemeinde, in dem die jeweilige Forderung und deren Tilgung im Detail dargelegt wird. Der Bürgermeister ersucht darin um ehestmögliche Zustimmung: „Im Idealfall erhalten wir diese bis zu unserer Gemeinderatssitzung kommende Woche, damit die entsprechenden Beschlüsse gefasst werden können.“

„Die Zusicherung, nunmehr 100 Prozent aller Forderungen bedienen zu wollen, trägt dazu bei, das Vertrauensverhältnis zwischen regionaler Wirtschaft und den Kommunen wiederherzustellen“, betonte die ebenfalls anwesende Obfrau der Osttiroler Wirtschaftskammer, Michaela Hysek-Unterweger, nach der Sitzung. „Unsere Rolle in diesem Prozess ist und bleibt die Vertretung der Interessen der heimischen Unternehmer:innen.“

Der frisch gekürte Bezirksobmann der Osttiroler Volkspartei, Markus Stotter, sieht die Matreier Finanzmisere als mahnendes Beispiel: „Die Gemeindeaufsicht wird in Zukunft bei ähnlichen Fällen noch konsequenter einschreiten müssen. Außerdem ist es mir und meinen Bürgermeisterkollegen aus der Region wichtig, dass andere Gemeinden durch die Vorgänge in Matrei bei den Banken nun keine schlechteren Konditionen erhalten.“

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10 Postings

Stadtner
vor 11 Monaten

Ich denke in allen Verträgen, den AGB's der Firmen gibt es auch Thema zu Verzugszinsen. Wenn Land uns jetzt erklärt, dass 100% geleistet werden ist das eine Täuschung, denn Land ist ja keine Bank und wird die Millionen nicht herum liegen lassen. Also muss das Geld irgendwo her. Wenn es für das Land so einfach ist auf diese zu verzichten sollte sie auch die Wohnbauförderung zinsfrei stellen. Da bekommt Land auch 100% und das ist ja genug für das Land. Beim Abwasserverband müssen durch diese Konstruktion alle Gemeinden des Verbandes Kosten von Matrei übernehmen, den der hat Kredite laufen, oder die anderen Gemeinden weigern sich und dann müssen wohl Banken trotzdem in Zukunft für Gemeinden die Zinsen erhöhen. Da wäre die Haftungserklärung und deren Inhalt interessant. Dasselbe beim AWV. Also diese bekommen jedenfalls, wenn Matrei keine Zinsen zahlt nicht 100% Die Politik und da vor allem die ÖVP versucht sich mit dieser Aktion rein zu waschen. Was ist mit der Aufarbeitung der ganzen Angelegenheit, was ist da der Stand? Gibt es da Verantwortliche?

 
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    GoggeWanz
    vor 11 Monaten

    Offenbar gibt es genügend "Beteiligte", die es wissen, und für die es besser ist ihren "Schnabel" zu halten! es gilt die UV

     
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Sinnlos
vor 11 Monaten

was spricht gegen einen Konkurs der Gemeinde? Die Altlasten wären mit einem Schlag weg und ein sauberer Neustart kann hingelegt werden. Die Einnahmen sind ja dank der Industriebetriebe respektabel.

 
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    unholdenbank
    vor 11 Monaten

    Konkurs würde bedeuten zugeben zu müssen, dass "man" falsch gewirtschaftet hat. Und das soll auf Teufel komm raus vermieden werden. Jeder Private würde erbarmungslos geschlachtet werden - nicht aber das schwarze Schaf.

     
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      Senf
      vor 11 Monaten

      Eine wohl sehr eigenwillige Interpretation des Konkursbegriffs, die du da aus dem Insolvenzrecht für dich herausgelesen hast. Scönen Sonntag!

       
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GoggeWanz
vor 11 Monaten

Und der/die Verursacher gehen straffrei aus? Ja, wegen schwarzen Deckel in der BH u. Land Tirol!

 
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Edi1913
vor 11 Monaten

Stotter: "...noch(!) konsequenter..." weiß der was er redet? Fürchte das ist auch so ein Parteisoldat.

 
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unholdenbank
vor 11 Monaten

Und ewig brennt der Bürger für den Größenwahn der - allerdings selbstgewählten, selbstgefälligen - Politiker. Schwarzmandern geschieht in Tarrroul nichts, wäre ja noch schöner!

 
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manchmalgottseidankexilosttiroler
vor 11 Monaten

Am Ende muss man sagen, der Matreier Wähler hat 30 Jahre brav vor dem Altbürgermeister gekniet und ist natürlich auch der einzige wahre Verlierer der Geschichte. Hände falten Goschn halten hat sich, wieder einmal, eindrucksvoll durchgesetzt.

 
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    unholdenbank
    vor 11 Monaten

    Nicht alle in Matrei haben "Hände falten Goschn halten" gemacht - allerdings immer die "Richtigen". Der Sepp Brugger hat in mühevoller Kleinarbeit immer wieder auf diese Schieflage hingewiesen. Gebracht hat es ihm nur verbal/persönliche Angriffe des A.K. Perversion der Demokratie !

     
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