Das Städtepaar Nova Gorica (Slowenien) und Gorizia (Italien) trägt 2025 gemeinsam mit dem deutschen Chemnitz den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“. Unter dem Motto „Go! Borderless“ ist es das erste Mal, dass sich ein urbaner Siedlungsraum, der sich über zwei verschiedene Länder erstreckt, als Kulturhauptstadt Europas präsentiert. Das grenzüberschreitende Kulturprogramm „GO!2025“ wurde am 10. Dezember in Gorizia vorgestellt.
Großer Eröffnungstag ist der 8. Februar, der eine symbolische Bedeutung hat. Am 8. Februar wird der slowenische Kulturtag gefeiert, gedacht wird außerdem des Geburtstags des italienischen Dichters Giuseppe Ungaretti (geboren am 8. Februar 1888) und des Todestags des slowenischen Poeten France Prešeren (gestorben am 8. Februar 1849). Die Eröffnungszeremonie wird in einem grenzüberschreitenden Umzug stattfinden, der um 9.30 Uhr am Bahnhof von Gorizia beginnt. Erwartet werden als Gäste der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella und seine slowenische Amtskollegin Nataša Pirc Musar erwartet.
Rund 400 Veranstaltungen zu den Themen Krieg und Frieden, Wiederaufbau, Ökonomie des Schmuggels und grüne Nachhaltigkeit sind nach der feierlichen Eröffnung geplant. Konzerte, Ausstellungen, internationale Kongresse, Festivals und Theateraufführungen stehen auf dem umfangreichen Programm. Auch kulinarische Veranstaltungen, Führungen in den beiden Städten und in der Region, Schulungen und Filmvorführungen sind vorgesehen. Hier der Link zur Programm-Website.
„Die Veranstaltungen, die wir präsentieren, haben nicht nur symbolischen Wert, sie sind die Vereinigung mehrerer Identitäten. Nova Gorica und Gorizia sind für ganz Europa und die Welt ein Beispiel dafür, wie ein friedliches Zusammenleben erreicht werden kann“, sagt Sebastiano Callari, Kulturbeauftragter der Region Friaul Julisch Venetien.
Vielen Dolomitenstadt-Leser:innen dürfte bewusst sein, dass die Wurzeln der künftigen europäischen Kulturhauptstadt bis nach Lienz reichen, das aktuell auch eine Partnerstadt von Görz ist. Die Chance, diesen Umstand zu nutzen und sich als kultureller Hotspot in nur 300 Kilometern Entfernung einzubringen, wurde vom offiziellen Lienz bislang nur zaghaft wahrgenommen. MFG-Mandatar Paul Meraner gratulierte in Gorizia im Mai des Jahres als offizieller Vertreter der Stadt Lienz zur Auszeichnung und pflanzte symbolisch ein paar Lienz Rosen. Ansonsten sind keine kulturellen oder touristischen Akzente geplant.
Hintergrund:
Die Grafschaft Görz entstand Anfang des 12. Jahrhunderts als Herrschaftsgebiet der Meinhardiner, die eng mit den Patriarchen von Aquileia verbunden waren und große Lehensgüter in Friaul und Istrien besaßen. In ihren besten Zeiten beherrschten die Görzer von Tirol über Kärnten weite Gebiete südlich der Dolomiten und Karawanken. Allerdings wurde die Grafschaft mehrfach unter Brüdern geteilt. 1323 gab es vom Pustertal bis Istrien vier verschiedene görzische Grafschaften.
Wegen der Bedrohung durch Venedig verlegten die Görzer Grafen ihre Residenz nach Schloss Bruck bei Lienz, das bis zum Schluss ihr Hauptwohnsitz und Herrschaftszentrum blieb. Leonhard, der letzte Graf von Görz, versuchte zeitlebens, durch verschiedenste Bündnisse verlorenen Besitz zurückzugewinnen. Als das nicht gelang, schloss er kurz vor seinem Tod im Jahr 1500 über einen Vermittler einen Vertrag mit den Habsburgern. Sie erbten die Grafschaft und so gehörte Görz ab dem 16. Jahrhundert zum Habsburgerreich.

Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) wurde das Gebiet Italien zuerkannt. Aus dem Barockstädtchen Görz wurde das italienische Gorizia, das nun zur Region Friaul Julisch Venetien mit der Hauptstadt Triest gehört. Rund 60 Prozent der Bevölkerung der Görzer Region waren Slowenen. Mit dem Schengen-Beitritt Sloweniens 2007 und dem Verschwinden der Binnengrenzen verschwanden auch zwischen Nova Gorica – das 1948 gegründet wurde – und Gorizia die sichtbaren Merkmale einer kontrollierten Staatsgrenze.
8 Postings
was für eine schöne gegend. mein großvater ist im 1. ww dort in der nähe gefallen. ich fahre öfter in diese wunderschöne gegend und denke mir oft, großvater, wenigstens bist du in einem schönen land gestorben.
Der Fehler mit dem aktuellen Titel vom ehemaligen Präsidenten Sloweniens ist ja jetzt ausgeräumt , kann passieren .
Was mich aber persönlich wundert , das ich sehr selten etwas über gelebte Städtepartnerschaft in Lienz mitbekomme . Kenne so etwas aus eigener Erfahrung ganz anders , von Jugendaustausch ganzer Schulklassen , Fußball Turniere , große Abordnungen mit aktiver Teilnahme bei Stadtfeste , viele private Kontakte , gefühlt jeder Verein einen regen Austausch .
Ich kann ein Beispiel nennen , einen Teil meiner Ausbildung habe ich in Freising verbracht , die eine Partnerschaft mit Obervellach im Mölltal hat . Die Mölltaler haben auf die großen Stadt oder Kirchenfeste von Freising , sogar einen eigenen Stand . Jedes Jahr kommen Freisinger nach Obervellach zu die Feierlichkeiten , von Feuerwehr , Offizielle der Stadt , oder private die Urlaub in der Region machen . Hat natürlich historische Gründe , da Bayrische Bistümer und Adel in Tirol und Kärnten viel Besitz hatten , Görz ist auch ein bayrisches Adels Geschlecht.
Oder ich bin blind und bekomme von die gelebten Städte Partnerschaften der Stadt Lienz nichts mit , damit meine ich nicht alle 5-10 Jahre an Ausflug in die USA.
Danke für die aufklärenden Hinweise. Tatsächlich stammt die Information von der APA, die sich wiederum auf die Pressekonferenz der Veranstalter beruft. Nachdem Pahor schon 2022 von Nataša Pirc Musar abgelöst wurde, ist der Fehler in jedem Fall peinlich, selbst dann, wenn Pahor gemeint war. Er wäre dann nämlich der „ehemalige Staatspräsident“. Ich entschuldige mich und korrigiere den Text in der Annahme, dass doch die amtierende Präsidentin in die Kulturhauptstadt kommen wird.
Aber vermutlich werden unsere Bürgermeisterin und/oder ein paar ihrer Gemeinderäte auf unsere Kosten nach Görz reisen um dort Veranstaltungen zu besuchen... :-(
Ein Gemeindeoberhaupt oder auch der jeweiligen Sachgebietsbeauftragte hat auch Repräsentationsaufgaben. In kulturellen, wirtschaftlichen so wie in allgemein gesellschaftlichen Belangen. Wenn nun eine Delegation aus Lienz der Stadt Gorizia Wertschätzung zeigt ist das in Ordnung, im obigen Artikel findest du auch ausreichend Begründung dafür.
Leider wurde "Die Chance, diesen Umstand zu nutzen und sich als kultureller Hotspot in nur 300 Kilometern Entfernung einzubringen, vom offiziellen Lienz bislang nur zaghaft wahrgenommen", schreibt der Redakteur Pirkner und hat damit recht. Das sonst so "friaul-, istrien- , und adriatamische Lienzer Völklein" scheint - zumindest, so wie du dich äusserst - nichts mit der Geschichte, Identität und Herkunft der Region am Hut zu haben. Hauptsache das Urlaubshäutchen ist nach der Rückkunft braun und man kann von den Sonnenuntergängen, Stimmungseindrücken und Pizzabelegung erzählen. Die jahrhunderte alte Kultur die ja auch Einfluss auf die Regentschaft unserer Region hatte isch den meisten anscheindend wurscht. Schade!
Was meinst du mit Lisls Gemeinderäte? Eine wohl ganz neue Erfindung. Lieber @Macki, man wird dich ins Freitagsgebet einschließen :-)
Pahor ist doch gar nicht mehr slow. Präsident, oder irre ich mich?
Sie haben recht , der Fehler wurde wahrscheinlich von der Presse Agentur übernommen . Erwarte schon , das man seine Nachbarn kennt , erst recht wenn Slowenien eine lange Geschichte mit Österreich hat .
Nach einer kurzen Recherche muss ich dir Recht geben. Aktuell hat Slowenien eine Präsidentin: Nataša Pirc Musar
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