Wer in einem Mehrparteienhaus wohnt und sich noch nie über ein verdrecktes Stiegenhaus aufgeregt hat, ist entweder selbst der Schmutzfink oder hat großes Glück und tolle Nachbarn. Im Normalfall ist die kollektiv übernommene Verantwortung für die Sauberkeit gemeinsam genutzter Zonen ein ständiger Quell nachbarschaftlicher Irritation, schon deshalb, weil „Sauberkeit“ offenbar höchst unterschiedlich definiert wird.
Die Stadt Lienz als großer Vermieter kann ein Lied davon singen, das Bürgermeisterin Elisabeth Blanik bei der Gemeinderatssitzung am 24. Juni auch vortrug. Zwischen Peggetz, Brennerle und Südtirolersiedlung sind 52 Häuser mit rund 250 Wohnungen im Besitz der Stadt. Praktisch alle Einheiten sind mit Mietpreisen zwischen 322 und 510 Euro recht günstig. Und überall gilt per Hausordnung fixiert: Die Stiegenhäuser sind von den Mieter:innen selbst sauber zu halten.
Was eigentlich Hausgesetz ist, bleibt in der Realität offenbar ein frommer Wunsch. Also stellte die Bürgermeisterin in den Raum, eine professionelle Reinigungsfirma auf die Stiegenhäuser der Stadt loszulassen. Mehrere Angebote wurden eingeholt, der sozialökonomische Betrieb Schindel & Holz legte das günstigste davon: 86.530 Euro netto.
Das sind mit Mehrwertsteuer gut 100.000 Euro im Jahr, rechnete Gemeinderat Norbert Mühlmann von der ÖVP vor, dividiert durch 250 also ein Betrag von 400 Euro pro Wohnung und Jahr. „Bei manchen ist das mehr als eine Monatsmiete“, gab der Mandatar zu bedenken, an einem solchen Betrag hätten viele der städtischen Mieter zu kauen.
Damit war die Diskussion eröffnet und schnell war klar, dass ein pauschaler Schnellschuss Richtung Sauberkeit doch nicht klappt und noch etwas Feinjustierung benötigt wird. Schließlich wäre ja denkbar, dass es auch Stiegenhäuser gibt, deren Anwohner ihren Job gern und gut machen. Die Bürgermeisterin wusste aus eigener Anschauung von eklatanten Unterschieden zu berichten und kündigte an: „Wir werden uns Haus für Haus anschauen.“
Nach dieser Bestandsaufnahme wird entschieden, ob und wo Schindel & Holz anpacken darf. Natürlich wird den Mietern auch noch die Chance zur Selbstoptimierung und Kosteneinsparung gegeben. Blanik: „Wir schicken an alle ein Motivationsschreiben.“
6 Postings
Ich glaube es ist in jedem Wohnblock so, egal ob Stadt Lienz , Tigewosi oder OSG usw.
Der eine Mieter putzt genau, der andere so LA LA und dem anderen ist es komplett egal, der macht überhaupt nichts.
Natürlich ärgert man sich darüber , wer hat es denn gerne schmutzig?! Meiner Meinung nach, sollten nur für Menefregisten eine Ersatzperson die Arbeit übernehmen.
dafür gab es früher einen Hausmeister, der kostenlos wohnte und dafür die Reinigung übernahm.
@Koal: Auch in einer "brennenden Welt" will ich nicht durch ein schmutziges Stiegenhaus gehen müssen.
Da sieht man's wieder, wie gut es uns in Osttirol geht ! Die Welt "brennt" und in unserm Geimeinderat wird über putzscheue Mieter diskutiert !?! Gott sei Dank ist Osttirol noch eine "Insel der Seeligen" !? - Oder ?
Schon einmal daran gedacht, dass sich Soziologie und Demographie auch im Sozialbau ändern? Alle über einen Kamm zu
ist ziemlich simpel.
Warum so kompliziert ! Ganz einfach, Rundschreiben an alle Mieter: Wollt ihr zahlen oder doch selbst putzen ! Die Mehrheit "siegt" - wenn's zu faul sind zum sauber machen, wird halt für eine Putzfirma - in diesem Fall Schindel & Holz - beauftragt und bezahlt. Wehe dann eine(r) "jammert" , kann sie/er ja ausziehen !!!
Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren