Am 8. September, also in zweieinhalb Monaten, jährt sich zum hundertsten Mal der Tag der Einweihung der von Clemens Holzmeister entworfenen und von Albin Egger-Lienz ausgestalteten Kriegergedächtniskapelle im Norden der Lienzer Stadtpfarrkirche St. Andrä. Für dieses Jubiläum sind allerhand Aktivitäten geplant, deshalb drängt die Zeit, wenn es darum geht, das Denkmal für die Gefallenen im Sinn des Wortes herauszuputzen.
Arkaden und Kapelle des Bezirkskriegerdenkmals sind nämlich arg sanierungsbedürftig, wie man mit freiem Auge mittlerweile gut sehen kann. In der Kapelle steigt die Feuchtigkeit vom Boden schon in gefährliche Nähe der Egger-Lienz-Fresken auf und von der Fassade der Arkaden bröckelt der Putz.

Wie Bürgermeisterin Elisabeth Blanik bei der Gemeinderatssitzung am 24. Juni betonte, „besteht höchster Handlungsbedarf“. Zumindest was die Fassaden anbelangt, soll deshalb schnell die Sanierung in Angriff genommen und möglichst bis September fertiggestellt werden.
Zuständig ist die Stadt allerdings nur für die von Clemens Holzmeister entworfene Kapelle. Die Erhaltung der Arkaden liegt in der Verantwortung der Bezirkshauptmannschaft Lienz. Seit 1. Juli 1927 gibt es nämlich einen Interessenschaftsvertrag, der alle 33 Gemeinden in die Pflicht nimmt, weil an den Wänden dieses Gedächtnisbauwerks die Namen von Gefallenen aus ganz Osttirol verewigt sind. Tatsächlich bestimmt die Zahl der aufgelisteten Gefallenen auch den Anteil der jeweiligen Gemeinde an den Sanierungskosten.
Diese Kosten werden laut Voranschlag der nach Ausschreibung beauftragten Firma Kollreider aus Anras für die Kapelle und die Arkaden insgesamt rund 115.000 Euro betragen. Davon rund 9.500 Euro fallen für die Fassade der Kapelle an und müssen von der Stadt Lienz alleine übernommen werden, der Restbetrag wird unter 33 Gemeinden aufgeteilt und muss von den Gemeindeparlamenten bis zum 30. Juni genehmigt werden. Lienz muss neben den Kosten für die Kapelle noch rund 4.000 Euro bei den Arkaden mitzahlen.
Damit ist die Sache für die Stadt aber keineswegs erledigt, denn die wirklichen Problemzonen schlummern nicht an, sondern in der Kapelle. Stadtbaumeister Klaus Seirer schilderte den Gemeinderäten den Weg des Wassers in die historischen Mauern und diverse bereits unternommene Versuche, die Kapelle trockenzulegen. Mit mäßigem Erfolg. Die Feuchtigkeit kommt laut Seirer offensichtlich von unten, entsprechend aufwändig – „und unmöglich bis September zu bewältigen“ – ist das Sanierungsvorhaben.
5 Postings
warum hat man seitens der Stadt bisher nichts unternommen?????Und fuer eine Mauersanierung einen Malereibetrieb nehmen???? Oder wird nur verspachtelt.....und die Aussage des Stadtbaumeisters zeigt von hoechster Fachkenntnis,oder?..............
Es gibt viele Gründe für den aktuelle Zustand der Kapelle. Der fatalste ist, dass man in Lienz und in Österreich mit Egger-Lienz nicht viel anzufangen wusste. Den Schwarzen Peter teilten die Stadt und die Kirche sich gerne. Als Rechtfertigung musste das Interdikt herhalten, das offenbar nicht nur liturgische Feiern, sondern auch restauratorische Maßnahmen verbot. Nicht von ungefähr hat man sein Erlöschen um mehrere Jahre verpennt.
traurig aber wahr......so wie das fresko in der Schweizergasse in Haus Egger im Hof.
🤭. stadtbau....
Das mag jetzt recht protzig klingen, aber warum braucht es zur Halterung einer Gedenktafel eine ganze Kapelle? Manchmal ist es schon sehr zweifelhaft, Sachen für die Ewigkeit zu bauen, krampfhaft zu konservieren und zu erhalten. Das Verschwinden von Kulturelementen bedingt zeitlich bedingter Verfall, Verdrängung oder Nachlässigkeit. Die Frage wird wohl sein, wie man aktuell dazu steht.
Und ja, gilt ein "Interdikt" den auch für die Stadt und das Land?
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