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Der Brand mag gelöscht sein. Doch welche Rückstände hat das Feuer im Wasser, auf Pflanzen und im Boden hinterlassen? Foto: Expa/Groder

Der Brand mag gelöscht sein. Doch welche Rückstände hat das Feuer im Wasser, auf Pflanzen und im Boden hinterlassen? Foto: Expa/Groder

Land schreibt Rossbacher ein Sanierungskonzept vor

Verpflichtendes Mess- und Überwachungs­programm muss unter fachlicher Aufsicht ab sofort installiert werden.

Um nach dem Großbrand im Abfallwirtschaftszentrum der Firma Rossbacher in Nußdorf-Debant reißen die kritischen Fragen aus der Bevölkerung nicht ab. Auch in der Dolomitenstadt-Redaktion treffen täglich Mails besorgter Bewohner:innen des Talbodens ein, die mehr Aufklärung verlangen, ob tatsächlich keine Gefahr mehr von den Nachwirkungen des Brandes ausgeht.

Anrainer berichten von nach wie vor schwelenden und stinkenden Stellen im Areal, Bio-Landwirtschaften sorgen sich um die Qualität ihrer Produkte ebenso, wie Menschen mit Privatgärten in unmittelbarer Umgebung der Anlage. Zwar gibt es mittlerweile auch den Originaltext des Gutachtens der Münchner Spezialfirma, die unmittelbar nach dem Feuer vor Ort Boden, Wasser und Luft getestet und für unbedenklich befunden hat. Demnächst werden auch die ausführlichen Messdaten einer Bozner Spezialeinheit veröffentlicht, kündigt die Pressestelle des Landes an.

Doch die persönliche Wahrnehmung, etwa nach wie vor bei bestimmten Windrichtungen wahrnehmbarer Brandgeruch oder auch Rußspuren auf Pflanzen im eigenen Garten, stimmen viele Menschen skeptisch. Eine der meist gestellten Fragen: Was ist mit dem Grundwasser? Zwar gibt es auch hier Entwarnung, etwa von Oskar Januschke, dem Leiter der städtischen Umweltabteilung, der versichert, dass das Grundwasser generell laufend getestet wird. Doch Zweifel bleiben speziell bei Fragen der nachhaltigen Beobachtung und Sanierung von Brandfolgen.

Um auch mittel- bis langfristige Folgen sowohl für die Bevölkerung als auch für die Umwelt möglichst weitgehend auszuschließen, hat das Land Tirol nun per Bescheid ein Sanierungskonzept für die betroffene Anlage vorgeschrieben. „Ein Sanierungskonzept ist ein detaillierter Plan, der alle notwendigen Maßnahmen zur Wiederherstellung eines durch Feuer beschädigten Gebäudes oder Bereichs umfasst“, erklärt Pressesprecher Florian Kurzthaler. 

Dieses Konzept sieht unter anderem vor, dass das Areal des Abfallwirtschaftszentrums zügig geräumt werden muss. Für Abfälle, welche nicht zeitnahe entsorgt werden können, muss vom betroffenen Unternehmen bis Mitte Juli ein Entsorgungskonzept vorgelegt werden. Ebenso bis Mitte Juli muss ein Mess- und Überwachungsprogramm zur Sicherung der Grundwasserqualität erstellt werden.

„Das detaillierte Sanierungskonzept beinhaltet klare Vorgaben für die notwendigen Nachsorgemaßnahmen und ein entsprechendes Mess- und Überwachungsprogramm für die Recyclinganlage. Damit wollen wir verhindern, dass es vor Ort zu mittel- und langfristigen Folgen kommt.

Landesrat René Zumtobel

Zudem ist vom Betreiber ein Untersuchungsprogramm für den festen Untergrund bis Ende Juli auszuarbeiten. Dieses beinhaltet die Nachsorge auf dem betroffenen Areal – z. B. Behandlung und Reinigung von Oberflächen – und die Untersuchung des Untergrundes auf mögliche Verunreinigungen. Alle behördlich vorgeschriebenen Untersuchungen, Beprobungen und Messungen müssen von fachlich geeigneten Personen begleitet und dokumentiert werden.

„Das detaillierte Sanierungskonzept beinhaltet klare Vorgaben für die notwendigen Nachsorgemaßnahmen und ein entsprechendes Mess- und Überwachungsprogramm für die Recyclinganlage. Damit wollen wir verhindern, dass es vor Ort zu mittel- und langfristigen Folgen kommt. Der Bescheid zur gesetzlich verpflichtenden Umsetzung des Konzepts unter externer fachlicher Aufsicht wurde dem Betreiber bereits zugestellt und ist nun unmittelbar umzusetzen“, informiert Umweltlandesrat René Zumtobel.

Firmenchef Franz Rossbacher betont: „Wir haben den Bescheid des Landes Ende letzter Woche erhalten und arbeiten bereits unter Hochdruck daran, die darin genannten Punkte schnellstmöglich umzusetzen und haben bereits Fachfirmen hierfür beauftragt.“

„Neben dem Sanierungskonzept direkt bei der Recycling-Anlage in Nußdorf-Debant wird die Situation auch im erweiterten Umfeld weiter beobachtet, indem weitere Messungen durchgeführt wurden und werden“, versichert man beim Land und verweist einmal mehr auf die bisher vorliegenden Messergebnisse der Analytischen Taskforce München sowie die Zwischenergebnisse der Berufsfeuerwehr Bozen. Diese hätten zum Zeitpunkt der Probennahme keine Hinweise auf besondere Gefahren für Bevölkerung und Umwelt ergeben.

Alle Artikel zum Großbrand bei Rossbacher auf einen Klick.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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6 Postings

willnichtmehrhaben
vor 2 Stunden

„Wir haben den Bescheid des Landes Ende letzter Woche erhalten und arbeiten bereits unter Hochdruck daran, die darin genannten Punkte schnellstmöglich umzusetzen und haben bereits Fachfirmen hierfür beauftragt.“ Im Foto sieht man eh die beauftragten Fachfirmen, im spezielen die Fachfirma mit den großen Traktoren!

 
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Viola
vor 4 Stunden

Mich würde immer noch eine Stellungnahme der Firma Rossbacher interessieren was denn nun genau da alles verbrannt ist???

Falls es diese Stellungnahme bereits gibt würde ich um den Link zu dieser bitten.

 
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Village Pizza
vor 6 Stunden

Das Land hat also das Abfallwirtschaftsgesetz 2002 (AWG 2002) entdeckt. Das ist sehr beruhigend.

 
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saguen
vor 6 Stunden

Eine Frage stellt sich, gibt es keine Institution hier im eigenen Land die Messungen, Überprüfungen durchführen können ??? Warum Bozen, München ??

 
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    Hannes Schwarzer
    vor 3 Stunden

    @saguen: Kritik um des Kritisierens Willen: würde (sofern vorhanden) ein Einheimischer genommen, käme das Geplärre: Vertuschen, unter den Teppich kehren usw., nimmt man Techniker aus Bozen und München, kommt der Aufschrei: warum Auswärtige! Was bitte wäre genehm ?

     
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Ist es so
vor 7 Stunden

Sehr gut, wenn das Land so schnell reagiert und dies per Bescheid vorschreibt!

Wir hoffen ja, dass dieser Wiederaufbau (wenn tatsächlich wieder hier) jetzt auch mal nach modernen Standards erfolgt, denn Geld dafür sollte genügend vorhanden sein, ansonsten müsste Fam. Rossbacher halt mal ein paar Zinshäuser verkaufen, die sie ja in einer ordentlichen Anzahl besitzen.

Dieses ganze Areal gehört doch grundsätzlich mal überdacht, denn wenn man nur mal den benachbarten Wald in Tristach genauer ansieht, liegen dort überall durch Wind und Sturm verfrachteter Kleinstmüll herum. Vom "Geruch" ganz abgesehen, der bei verschiedenen Wetterlagen in unsere Wohngegend in Tristach herüber weht.

Da wäre wohl überhaupt der gesamte Standort generell mal zu überdenken, ob dieser in diesem Bereich überhaupt noch zeitgemäß ist, wenn sich z.B. südl. der Drau ein großes Wohngebiet befindet. Aber offenbar will man das Gelände zur Drau hin sogar noch vergrößern, offenbar führt dann der Radweg mitten durch den Abfall, wenn dieser Waldstreifen zwischen Weg und Drau bis zum Hundeplatz hin gerodet wird? Dann kann der Müll noch leichter nach Tristach oder in die Drau verfrachtet werden, sollte es wieder stürmen. 🙈

Zudem erscheint auch die Nähe zum Umspannwerk recht gefährlich, vorallem der Leitungsmast IM (!) Gelände verblüfft schon sehr. Dieser stand ja laut den Fotos mitten im Feuer! 🫣

Und was noch auffiel war die schiere Masse an Müll, der hier gelagert wurde. Alleine die Anzahl der alten KFZ fällt jedem der hier Rad fährt auf. Aber auch sonstige Ablagen, kommt denn hier auch der "Italienmüll" hin, der aus Profitdenken nach Lienz importiert und hier (wie man so hört) erst bei Bestpreis wieder weiter verkauft wird?

Es MUSS sich hier sehr viel ändern, denn nur den Gewinn abschöpfen, das kann auch nicht sein, wenn man die Folgen dieser Feuersbrunst sieht. Spätfolgen tauchen sowieso erst irgendwann auf....

 
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