Der heurige, verregnete Sommer mag zwar für Freiluftsportler nicht ideal gewesen sein, Pilzesammler haben jedoch Grund zur Freude. Die abwechselnd nassen und heißen Tage haben in Teilen Österreichs Eierschwammerl, Steinpilze und Parasole aus dem Boden sprießen lassen. Besonders in Niederösterreich, Kärnten und Salzburg hätte man beim Sammeln gute Chancen, fündig zu werden, erklärte die Präsidentin der Österreichischen Mykologischen Gesellschaft, Irmgard Greilhuber.
Wer sammeln gehen möchte, müsse jedoch bedenken, dass für den Eigenbedarf nur maximal zwei Kilogramm pro Tag und Person erlaubt seien. Die Expertin empfiehlt außerdem, die Merkmale giftiger Pilzsorten vor dem Sammeln erkennen zu lernen. Bei manchen giftigen Pilzsorten wie dem Grünen Knollenblätterpilz kann der Verzehr eines Fruchtkörpers allein bereits tödlich sein.
Längere Pilzsaison auf den Klimawandel zurückzuführen
Damit Pilze wachsen können, benötigen sie abwechselnd Regenperioden und warme Phasen. Wenn es regne, müssten es mindestens 40 Liter pro Quadratmeter sein, damit das Wachstum gefördert werde, außerdem dürfe der Boden nicht zu trocken sein, da er sonst die Wassermengen nicht aufnehmen könne, so Greilhuber. Laut der Expertin habe sich die Pilzsaison in den vergangenen Jahren verlängert, was auf den Klimawandel zurückzuführen sei. Aufgrund milderer Winter starte die Saison bereits früher im Jahr und auch das Ende verschiebe sich weiter nach hinten, da im Herbst der Frost immer später eintrete. Außerdem würden Herbstpilzarten bereits viel früher aus dem Boden sprießen.

In der Mykologie (Pilzforschung, Anm.) wird zwischen den Niederen Pilzen wie den Schimmelpilzen und den Höheren Pilzen, zu denen alle Großpilze gehören, unterschieden. Die Höheren Pilze sind mit bloßem Auge gut erkennbar. In Österreich gibt es über 4.500 Großpilzarten, davon sind rund 200 Arten Speisepilze. Wirklich giftig sind 20 Arten, manche davon sogar tödlich - zu diesen zählen der Ziegelrote Risspilz, der Orangefuchsige Raukopf, der Gifttäubling oder die Knollenblätterpilze. Ein halber Fruchtkörper des Grünen Knollenblätterpilzes reiche beispielsweise aus, um verheerende Leberschäden anzurichten, ein ganzer könne sogar zum Tod führen, so Greilhuber.
Der Fruchtkörper des Pilzes, den man in Wäldern finden kann, ist nur ein kleiner Teil des Organismus. Das eigentliche Lebewesen, das weder Pflanze noch Tier ist, nennt man Myzel. Myzelien können sich über große Flächen erstrecken und sind ein Geflecht aus feinen Pilzfäden (sogenannte Hyphen, Anm.), die im Boden oder Holz wachsen. Laut Greilhuber könne sich der Fruchtkörper nur dann entwickeln, wenn das Myzel aktiv sei und es ihm gut gehe.
Pilze wichtiger Bestandteil des Ökosystems
Wer Pilze sammeln gehen möchte, dem rät Expertin Greilhuber neben dem Erlernen der Merkmale giftiger Arten auch zur Zurückhaltung. Das Sammeln solle in Maßen stattfinden und man solle sich bewusst sein, dass die Pilze im Ökosystem eine besondere Bedeutung hätten, da sie einerseits zu den wichtigsten Zersetzern von organischem Material und andererseits zum Wachstum von Bäumen beitragen würden. In einer Aussendung der Land- und Forstbetriebe aus 2018 wurde beim Sammeln empfohlen, die Pilze abzuschneiden und nicht auszureißen, grob zu putzen und die Reste im Wald liegen zu lassen, da sich dadurch neue Myzelien bilden können.
In Österreich ist es laut Forstgesetz nicht erlaubt, mehr als zwei Kilogramm pro Tag pro Person für den Eigenbedarf zu sammeln, zudem gibt es in jedem Bundesland ein eigenes Naturschutzgesetz, das eventuell Änderungen wie besonderen Schutz gewisser Arten oder Sammelverbote in gewissen Gebieten vorsieht. Die Teilnahme an oder Durchführung von organisiertem Sammeln, etwa durch Pilz- oder Beerensammelveranstaltungen, ist ebenso untersagt. Schwammerlsuchen in bestimmten Regionen kann außerdem vom jeweiligen Waldbesitzer verboten werden, da Pilze neben Beeren, Kräutern und sonstigem Wildobst im Eigentum des Grundeigentümers stehen.
Beim Sammeln Nase und Augen einschalten
Laut Expertin seien rund zwei Drittel aller Pilzvergiftungen auf den Konsum verdorbener Pilze zurückzuführen. Beim Sammeln müsse darauf geachtet werden, dass die Pilze noch knackig und frisch seien - auch die Nase könne bei der Erkennung helfen. Anzeichen dafür, dass ein verdorbener oder giftiger Pilz konsumiert worden ist, können Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle oder Schweißausbrüche sein, gaben die Johanniter einmal bekannt.
Hausmittel gebe es bei Pilzvergiftungen nicht, nur ein Arzt könne wirklich Hilfe leisten. Bei Verdacht einer Vergiftung solle je nach Zustand ein Krankenhaus aufgesucht oder die Rettung alarmiert werden, so die Aussendung. Außerdem sollten Pilz- oder Speisereste zum Arzt mitgenommen werden, da sie bei der Identifikation des Gifts helfen könnten.
Keine Postings
Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren