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Kunst, Kultur und Kirchenkrimi rund um Egger-Lienz

Das 100-Jahre-Jubiläum der Kriegergedächtniskapelle wird in St. Andrä und in der DolomitenBank zelebriert.

Am 8. September jährt sich die Einweihung der von Clemens Holzmeister entworfenen und von Albin Egger-Lienz ausgestalteten Kriegergedächtniskapelle der Stadtpfarrkirche St. Andrä zum hundertsten Mal. Das Jubiläum ist Anlass für ein Projekt, das bereits vor einem Jahr angekündigt wurde. Bei einem Pressegespräch wurden nun Details bekannt.

In der Ausstellung „Albin Egger-Lienz und der Teufele-Maler: Zwiespältige Zeitgeschichte vor 100 Jahren.” soll Vergangenes bis zum 9. Januar 2026 neu betrachtet werden können. Weil ein großer Ansturm erwartet wird, finden von Montag, 8. September bis Mittwoch, 10. September, gleich drei Vernissagen in der DolomitenBank-Galerie am Südtiroler Platz in Lienz statt. Bankvorstand Hansjörg Mattersberger bittet um Voranmeldung bis zum 5. September.

Kunstsachverständiger Erich Mair, DolomitenBank-Vorstand Hansjörg Mattersberger, TVBO-Obmann Franz Theurl und Dekan Franz Troyer. Fotos: Dolomitenstadt/Franz

Zum Auftakt des lange geplanten Projekts zelebriert Bischof Hermann Glettler eine Gedenkmesse beim Kriegerdenkmal im Norden der Lienzer Stadtpfarre. In diesem Rahmen werden am 8. September um 17.30 Uhr der Arkadengang und die in den Jahren 1924-25 erbaute Kriegergedächtniskapelle auf den Tag genau neu eröffnet. Die Arkaden werden derzeit noch saniert, der Arkadengang soll ab diesem Zeitpunkt die Inschrift „Dem Frieden dienen” tragen, so Dekan Franz Troyer. Der Ort ist Teil der Erinnerungskultur Osttirols. Auf den Mauern sind die Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus allen Gemeinden des Bezirks namentlich aufgeführt. Insgesamt sind dort rund 3.200 Namen aus dieser Zeit verzeichnet.

In der Gedächtniskapelle hat Albin Egger-Lienz einen vierteiligen Bilderzyklus realisiert, „Sämann und Teufel“, „Der Sturm“, „Totenopfer“ und der „Auferstandene“. Die beiden Werke „Der Sturm“ und „Totenopfer“ wurden in der Kapelle gemalt. Die beiden anderen fertigte Albin Egger-Lienz in seinem Atelier in St. Justina an und brachte sie mit der Bahn nach Lienz.

Deren Ankunft und damit auch Anblick wurden nicht von allen gefeiert. Insbesondere der damalige Dekan der Pfarre, Gottfried Stemberger, war kein Fan der Abbildung des Auferstandenen. Das Gemälde sorgte über Jahre hinweg für heftige Diskussionen in der Bevölkerung und in klerikalen Kreisen.

Diese Unstimmigkeiten spiegeln sich auch in der Kunst wider. So fanden die Hetze gegen Eggers Malerei auch Ausdruck im Bild „Der Teufele-Maler” des Künstlers Karl Untergasser, wie Erich Mair, Kunstsachverständiger und Initiator der Ausstellung, erklärt. Die Bezeichnung „Teufele-Maler” erhielt Untergasser nicht durch die Herstellung kleinformatiger Tafelbilder, sogenannter „Täfelchen”, sondern weil sich auf seinem 1925 gemalten Aquarell sechs Teufel über das Werk von Albin Egger-Lienz lustig machen.

Karl Untergassers eingerahmtes Aquarell. Im Hintergrund das Werk, über das sich die Teufel lustig machen: „Der Auferstandene” von Albin Egger-Lienz.

Auch TVBO-Obmann Franz Theurl betonte im Rahmen eines Pressegespräches in der DolomitenBank die Bedeutung Albin Egger-Lienz als Teil der Identität Osttirols. Das Projekt wird – finanziell unterstützt vom TVBO – von einem auf ORF III ausgestrahlten, 45-minütigen Dokumentarfilm begleitet und in internationalen Kulturformaten beworben. Einen zehnseitigen Bericht „einer großen Zeitschrift des Axel Springer-Verlags“ hat Erich Mair vertraglich vereinbart.

„Der Teufele-Maler” befindet sich im Besitz Mairs. Er will das Bild nicht verkaufen, sondern „allgemein zugänglich machen“. Wo ist vorerst nun kein Geheimnis mehr: in der DolomitenBank-Galerie am Südtiroler Platz.

Dort werden neben „Der Teufele-Maler” fünf weitere Werke des im Jahre 1940 in Gaimberg verstorbenen Künstlers ausgestellt. Besonders spannend sei die Präsentation von 51, zum Teil noch nie gezeigter Werke Albin Egger-Lienz, verrät Mair in Hinblick auf die Ausstellung. Sie wird durch Gemälde von Zeitgenossen Egger-Lienz und Untergassers ergänzt. Insgesamt werden 73 Exponate ausgestellt, darunter Werke von Hugo Engl, Franz von Defregger, Alfons Siber und dem Bildhauer Konrad Verra. Auch Werke des Lienzer Bildhauers, Malers und Architekten Josef Manfreda, der sich ursprünglich als Erster mit der Idee eines Kriegerdenkmals beschäftigt hatte, werden zu sehen sein.

 

Lea-Sophie Franz studiert und arbeitet in Wien. Nach dem Abschluss in Germanistik studiert die Lienzerin derzeit Publizistik und Kommunikationswissenschaft. Sie schreibt für die Verlagsgruppe FLEISCH und für dolomitenstadt.at.

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Ein Posting

r.ingruber
vor 4 Stunden

Exzellentes Foto: Man beachte, wie die Herren auf den Exorzismus des Dekans reagieren! Interessant wäre noch, ob Seine Exzellenz Hermann Glettler bei allen drei Vernissagen zugegen sein wird. Heute jedenfalls ist er es, um 11:00 im Schloss Bruck!

 
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