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Anna unterrichtet an der Mittelschule in Greifenburg und bewirtschaftet mit ihrem Partner eine Landwirtschaft im Lesachtal. Fotos: Privat

Anna unterrichtet an der Mittelschule in Greifenburg und bewirtschaftet mit ihrem Partner eine Landwirtschaft im Lesachtal. Fotos: Privat

„Das war wie kopfüber ins kalte Wasser zu springen.“

Anna Leibetseder spricht im Heimweh-Interview über das Glück, in den Osttiroler Bergen zu leben. 

Anna Leibetseder ist eine unserer zahlreichen Heimweh-Interviewpartner:innen, die nun schon zum zweiten Mal Einblicke in ihre Lebenswege geben. 2017 stand Anna dem Dolomitenstadt-Team Rede und Antwort, damals studierte sie Deutsch und Geografie auf Lehramt in Klagenfurt. 

„Das Großstadtgetümmel brauche ich nicht unbedingt“, hat sie schon als Studentin für sich erkannt. „Klagenfurt als Studienort zu wählen, war auf jeden Fall die richtige Entscheidung“, sagt sie heute. Zum einen sei das Pendeln einfach, die Nähe zu den Bergen bleibe bestehen, und „im Sommer kann man jederzeit Schwimmen oder Radfahren gehen“, erinnert sich die begeisterte Sportlerin gerne an die Zeit in Klagenfurt. 

„Ohne Abschluss durfte ich allerdings nicht als Lehrerin in einer Schule anfangen.“

Anna Leibetseder

„Auch das Studium hat mir gut gefallen“, erzählt sie. Ihr vierjähriges Lehramtsdiplom wollte Anna im Jahr 2020 abschließen, „aber dann kam die Pandemie dazwischen“. Die Diplomarbeit schrieb sie im Fach Geografie zur Zukunft des Wintertourismus in Österreich. „Der Plan war, eine Befragung unter Touristen durchzuführen, die in Österreich ihren Winterurlaub verbringen. Wegen Corona waren aber keine Gäste erreichbar.“ 

Die Abgabe ihrer Arbeit verzögerte sich. „Ohne Abschluss durfte ich allerdings nicht als Lehrerin in einer Schule anfangen.“ Doch Stillstand ist für Anna keine Option und schnell fand sie eine andere Möglichkeit, ihre pädagogischen und fachlichen Fähigkeiten einzusetzen: „Ich begann, Berufsreifeprüfungskurse zu geben." Das sei ganz eine andere Art, zu unterrichten, „erstens, weil die Kursteilnehmer:innen in etwa so alt waren wie ich selbst und zweitens, weil alle motiviert waren, aus den Einheiten etwas mitzunehmen und wirklich zu lernen.“

Anna studierte Deutsch und Geografie auf Lehramt in Klagenfurt.

Trotzdem war Anna erleichtert, als sie schließlich ihre Abschlussarbeit für das Lehramtsstudium abgeben konnte. „Ich bekam durch Zufall mitten im Schuljahr eine Stelle an der Mittelschule in Greifenburg.“ Zunächst unterrichtete sie allerdings Physik, Chemie und Mathematik: „Das war ganz eine andere Richtung als das, was ich studiert hatte“, lacht sie. Mit Beginn des darauffolgenden Schuljahres wurden ihr dann aber ihre ‚eigenen‘ Fächer zugewiesen und sie übernahm eine erste Klasse als Klassenvorständin: „Das war ein bisschen, wie kopfüber ins kalte Wasser zu springen.“ Trotzdem schätzt sie ihre Rolle als Klassenvorständin sehr: „Da baut man noch einmal eine ganz andere Beziehung zu den Schüler:innen auf und begleitet sie über eine längeren Zeitraum hinweg.“

„Ich schätze es sehr, dass man in Osttirol jederzeit in der Natur unterwegs sein kann.“

Anna Leibetseder

Inzwischen ist sie im dritten Schuljahr an der Mittelschule in Greifenburg tätig: „Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht gerne in die Schule fahre“, schmunzelt sie. „Wenn man merkt, dass man etwas bewirken kann, dass die Schüler:innen lernen und dass etwas weitergeht, ist das schön zu sehen.“ Gleichzeitig schätzt sie den Zusammenhalt im Kollegium und die positive Stimmung in der Schule. Mittlerweile unterrichtet sie neben Deutsch und Geografie auch Kunst und Sport. 

Die Kombination der vier Fächer deckt sich mit ihren eigenen Interessen, in der Freizeit der Kunst-BORG-Absolventin spielt Sport eine große Rolle. In einer Gegend ohne Berge zu wohnen, wäre für Anna wohl unvorstellbar: „Ich schätze es sehr, dass man in Osttirol jederzeit in der Natur unterwegs sein kann.“ Im Winter findet man die begeisterte Schifahrerin meistens auf der Piste – als Kind war der Lienzer Hochstein ihr Haus- und Trainingsberg. Jetzt ist sie regelmäßig auf den Pisten in Obertilliach anzutreffen, wo sie wochenends Kindergruppen trainiert. 

Anna fährt regelmäßig nach Obertilliach zum Skifahren.
Die Begeisterung für die Natur teilt sie mit ihrem Partner.

Auch im Sommer geht es für die gebürtige Lienzerin hoch hinaus: Entweder mit dem Mountainbike, wandernd oder kletternd werden die Osttiroler und Oberkärntner Berge und Gipfel erklommen. Diese Leidenschaft teilt sie auch mit ihrem Partner, der ebenfalls am liebsten in luftigen Höhen unterwegs ist. „Wenn wir wieder an einem wunderschönen Tag auf einem Gipfel stehen und die Aussicht genießen, denke ich mir oft, wie schön es ist, in dieser Gegend daheim zu sein, quasi da zu wohnen, wo andere Urlaub machen.“

Noch ein zweites Herzensprojekt teilen die beiden: Annas Partner bewirtschaftet im Lesachtal eine Landwirtschaft, „da bietet es sich natürlich gut an, als Lehrerin im Sommer frei zu haben und am Feld mitarbeiten zu können“. In Zukunft könne sie sich vorstellen, die Vorteile der Landwirtschaft noch mehr zu nutzen und beispielsweise eigene Produkte zu vermarkten. 

Was die Zukunft bringt, lässt Anna Leibetseder aber am liebsten auf sich zukommen: „Auch wenn Dinge manchmal nicht so laufen, wie man es sich vorstellt: Man lernt aus jeder Situation und ich versuche immer, die Möglichkeiten zu sehen, die sich daraus ergeben.“ 

Anna Maria Huber kommuniziert Neues aus der Wissenschaft für die Uni Innsbruck und schreibt als freie Autorin für dolomitenstadt.at. Ihre Stärken sind penible Recherchen und die Fähigkeit, komplexe Inhalte in klare und verständliche Artikel zu verwandeln.

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