Ich spreche heute als Privatperson und Familienvater - nicht im Namen einer Partei, Organisation oder meiner beruflichen Funktion als Mediziner. Ich wende mich an Sie, weil ich Lienz als unsere gemeinsame Heimat sehe - eine Stadt, die in den letzten Jahren gewachsen ist, deren Verkehrssituation jedoch spürbar an ihre Grenzen stößt.
Wie in der Medizin gibt es auch in der Stadtentwicklung akute und chronische Probleme. Ein akutes Problem verlangt sofortiges Handeln.
Ein chronisches Problem entsteht, wenn man zu lange hofft, dass es sich von selbst bessert. Beim Verkehr in Lienz erleben wir leider beides: akute Überlastung im täglichen Alltag und eine chronische Überforderung unseres Systems, weil über Jahre keine ausreichenden, grundlegenden Maßnahmen gesetzt wurden.
Viele Menschen berichten, dass sie bestimmte Bereiche der Stadt mittlerweile meiden, doch Alternativen gibt es kaum. Zu oft stehen wir im Stau – am Morgen, am Nachmittag, zu nahezu jeder Tageszeit. Was früher vor allem in den touristischen Hauptmonaten spürbar war, ist heute längst ein ganzjähriges Problem geworden.

Kreuzungen sind blockiert, Pkw und Lkw reihen sich aneinander und verstopfen die Hauptverkehrswege, weil keine geeigneten Ausweichrouten vorhanden sind. Gestresste Autofahrer suchen sich gehäuft ihren eigenen Weg – manchmal auch dort, wo Fußgänger unterwegs sind, etwa über Gehsteige. Diese Situationen wiederholen sich täglich. Und jeder, der in Lienz unterwegs ist, kennt sie nur zu gut.
Der Anstoß, mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen, war der Verkauf eines Nachbargrundstücks mit einem geplanten Bauprojekt. Das hat mir gezeigt, wie stark sich unser Lebensraum verändert – und wie dringend wir ein durchdachtes Verkehrskonzept brauchen, bevor neue Projekte zusätzlichen Druck auf ein ohnehin überlastetes System erzeugen.
Bestätigt wurde dieses Gefühl durch die Aussage eines Gemeindevertreters, die sinngemäß meinte, die Situation sei ohnehin schon katastrophal in dem genannten Bereich und eine zusätzliche Verschlechterung würde keine große Rolle mehr spielen. Diese Stellungnahme möchte ich unkommentiert stehen lassen, allerdings glaube ich, es benötigt auch keiner weiteren Worte.
Ein Verkehrskonzept ist keine Kritik an der Vergangenheit, sondern eine Investition in unsere Zukunft. Es geht nicht um Schuld, sondern um Verantwortung gegenüber den Menschen, die hier leben. Das bedeutet, unabhängige Fachleute einzubeziehen, die Situation ganzheitlich zu betrachten und Lösungen zu schaffen, die über Wahlperioden hinaus Bestand haben.
Wenn Bürgerinnen und Bürger beginnen, sich zu engagieren, wenn Unternehmen dieselben Sorgen äußern wie Familien, wenn Einsatzorganisationen auf längere Anfahrtszeiten hinweisen, und wenn alle spüren, dass es so nicht mehr funktioniert – dann ist das kein Zeichen der Kritik, sondern ein Zeichen des Zusammenhalts und des Wunsches, gemeinsam Lösungen zu finden.
Ich wünsche mir daher, dass dieser Appell als Einladung verstanden wird – als Einladung zu Transparenz, zu Kommunikation und zu einem offenen Dialog über die Zukunft des Verkehrs in Lienz.
Lienz ist eine Stadt mit großem Potenzial und engagierten Menschen. Damit sie auch künftig lebenswert und gut erreichbar bleibt, braucht es jetzt gemeinsames Nachdenken, sorgfältige Planung und den Willen, nachhaltige Schritte zu setzen.
Ich bedanke mich herzlich, dass ich meine Gedanken und Sorgen über dieses bürgernahe Medium teilen darf – in der Hoffnung, dass wir in Lienz bald nicht mehr über Staus reden müssen, sondern über Fortschritt, Sicherheit und Lebensqualität.
Matthias Trummer, Lienz
14 Postings
Lienz sollte sich ein Beispiel nehmen an Spittal an der Drau. Ruck zuck wurden einige Kreisverkehre errichtet und schon war der Stau verschwunden. Die von uns gewählten Entscheidungsträger vertreten die Mehrheit. Sie sollten den Mut aufbringen zu entscheiden, und nicht Angst haben vor jeder noch so kleinen Minderheit, die Einspruch erhebt, nur weil ein Frosch quakt.
Ihr Beitrag hat mich dafür sensibilisiert, wie wichtig eine durchdachte Verkehrs- und Parkplatzplanung in Lienz ist. Beim Parkplatz vor dem Hallenschwimmbad-Areal ist mir aufgefallen, dass direkt neben den Behindertenparkplätzen zwei Stellflächen ausschließlich für E-Ladestationen reserviert sind. Ich frage mich, ob diese Anordnung wirklich sinnvoll und gut durchdacht ist. Zum Beispiel müssen Eltern mit Kleinkindern dadurch weiter weg parken, während die Ladeplätze an "bester Front" positioniert sind. Wurde hier seitens Stadtplanung bzw. Verkehrskonzept tatsächlich auf alle Nutzergruppen Rücksicht genommen?
Ich möchte mich bei Herrn Trummer für sein Engagement bedanken, auch für seinen Mut. Versteckt hinter Pseudonymen kann man vieles von sich geben. Die Einforderung eines Verkehrskonzeptes sollte uns allen ein Anliegen sein. Was die geplanten Bautätigkeiten betrifft, kann ich aus meiner Erfahrung berichten. Zettersfeldstrasse, Nussdorferstrasse, Zettersfeldkreuzung, Gaimbergstrasse, B 100. Die bereits sehr belastende Verkehrssituation für dieses, unseres Wohngebietes wird sich massiv verändern, mit jedem zusätzlichen Verkehrsverursacher.
•Hochstein fällt jetzt weg, alles fährt aufs Zettersfeld + alle 6 Minuten ein Bus. (täglich, die gesamte Wintersaison, Staus) •In Planung ist eine Einbahnregelung in der Nussdorferstrasse . Jeder vom Gaimberg kommend muss zur Zettersfeldkreuzung, in die gestaute B 100, selbstverständlich auch diese, die stadteinwärts wollen. Was das bedeuten wird kann sich jeder vorstellen. •Zum geplanten Bau des Lebensmittelmarktes und den 36 Wohnungen am ehemaligen SAPINSKI Areal haben ich/wir unsere Bedenken und Stellungnahmen bereits beim Verfahren der Flächenwidmung, betreffend der bestehenden prekären Verkehrsproblematik im Kreuzungsbereich und den umliegenden Zufahrtsstrassen, den noch massiver zu erwartenden Staus schriftlich eingebracht, mit der Forderung nach einem Verkehrskonzept. Diese Punkte wurden vom Gemeinderat nicht fachgerecht abgeklärt. Es wurde kein Verkehrsexperte/ Verkersexpertin beauftragt, kein Konzept erstellt.
Meine Überlegung, warum brauchts Verkehrsplaner wenn eh der GR ......
Ich hoffe auf breite Unterstützung der Petition. https://www.dolomitenstadt.at/2025/11/13/lienz-verkehrschaos-rund-um-die-kaerntnerstrasse/
der umfahrungszug ist leider abgefahren. es gab in den 80er eine diskussion einer umfahrung im süden, aber mittlerweil ist dort, wo es möglich war alles verbaut.
Es reicht. Viele Menschen in Lienz spüren tagtäglich, dass unsere Verkehrssituation an ihre Grenzen stößt – Staus, Unsicherheiten, chaotische Engstellen, fehlende Alternativen. Es betrifft jeden: Familien, ältere Menschen, Kinder auf dem Schulweg, Pendler, Betriebe, Einsatzdienste. Und es betrifft vor allem eines: die Lebensqualität in unserer Stadt. Darum braucht Lienz jetzt endlich ein mutiges, langfristiges und verantwortungsvolles Verkehrskonzept, das nicht nur verwaltet, sondern gestaltet.
Mein Appell an unsere Gemeinderätinnen und Gemeinderäte: Bitte sehen Sie die Realität, wie sie ist – und nicht, wie man sie sich schönreden möchte. Wir brauchen keine Einzelmaßnahmen mehr, sondern einen klaren Zukunftsplan. Einen Plan, der Auto, Rad, Bus und Fußwege nicht gegeneinander ausspielt, sondern intelligent verbindet. Und wir brauchen Transparenz und Beteiligung: Bürgerinnen und Bürger wollen und sollen an der Entwicklung dieses Konzepts aktiv mitarbeiten. Denn es sind die Menschen in dieser Stadt – parteipolitisch völlig unabhängig –, die jeden Tag erleben, wo es hakt und was funktioniert. Sie bringen Wissen, Erfahrung und Alltagsrealität ein, die kein Schreibtisch ersetzen kann. Diese Stimmen müssen gehört werden, nicht erst am Ende, sondern von Beginn an. Ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept entsteht nicht im stillen Kämmerlein, sondern im Austausch: Politik, Fachleute und Bevölkerung – gemeinsam. Nur so entsteht etwas, das tragfähig und akzeptiert ist.
Mein Wunsch: Dass wir endlich aufhören, über Symptome zu diskutieren – und beginnen, Lösungen zu entwickeln. Dass wir gemeinsam den Mut haben, Lienz nicht nur zu verwalten, sondern weiterzudenken. Und dass unsere Verantwortlichen erkennen: Mobilität ist nicht nur Verkehr, Mobilität ist Lebensqualität.
Lienz verdient ein Verkehrskonzept, das uns nicht weiter spaltet, sondern verbindet – im wahrsten Sinne des Wortes.
Sicher ist es jetzt schwieriger als noch vor 50 Jahren ein vernünftiges Verkehrskonzept für Lienz zu erstellen. Vor allem die Tirolerstraße, de ja den gesamten Durchzugsverkehr Richtung Südtirol, Nordtirol und in Gegenrichtung Kärnten aufnehmen muss, gehört doch durch eine Ausweichstraße (wahrscheinlich nur im Süden von Lienz möglich) entlastet. Und sonst wären Konzepte mit Zusatzregelungen für eine durchdachte Verkehrslenkung wünschenswert. Dafür braucht es natürlich hochqualifizierte Fachleute.
Danke Dr. Trummer für Ihren Appell. Ich bin seit etwas mehr als einem halben Jahr in Pension. Zuvor habe ich in einem großen Betrieb nördlich von Lienz gearbeitet. Es war vollkommen unmöglich, mit den Öffis rechtzeitig von Dölsach aus zu meinen vorgegebenen Arbeitszeiten im Betrieb zu sein, zumal der Bus durch die gesamte Peggetz fährt und dann am Bahnhof stehen bleibt. Das hätte bedeutet, dann noch einen ca. 20 minütigen Fußmarsch zur Arbeitsstelle zu machen, ich wäre jeden Tag zu spät gekommen. Zurück nach Hause kein Bus zu dieser Zeit, im Fall von ÜST. wäre ich erst sehr viel später nach Hause gekommen bzw. hätte man mich holen müssen. Vom Frühjahr bis Spätherbst mit dem Fahrrad, sofern es das Wetter zugelassen hat, aber im Winter und bei Schlechtwetter mit dem Auto. Ich kann mich kaum an Tagexm erinnern, wo nicht schon beim Glocknerkreisel früh morgens Stau war. Die Fahrzeiten der öffentlichen Verkehrsmittel Richtung Kärnten bzw. von dort Richtung Lienz sind sehr schlecht. Der Zug Richtung Oberland fährt, so viel ich weiß, jetzt schon stündlich, Richtung Matrei kenne ich die Busfahrzeiten nicht. Meine Anregung: Stundentakte der Öffis in beide Richtungen (Kärnten und von dort retour Richtung Lienz) und anfahren der großen Betriebe wie Schulen, Krankenhaus und Wohn- und Pflegeheim im Norden von Lienz; weg mit den Ampeln bei den Kreuzungen Liebherr, Obi und Zettersfeld und stattdessen Kreisverkehre. Halteverbote für die Elterntaxis vor den Schulen ab der Mittelschule, Gym, etc. Es gibt ausreichend Schulbusse. Da wäre meiner Ansicht nach schon einiges getan.
@isnitwahr: in ihren Anregungen steckt Überlegung. Sie haben schon recht, statt Ampeln Kreisverkehre ab der Zettersfeldkreuzung oder Bereich Fagerer bis Debant. Durch die Stadt selbst sind die so oft gewünschten Kreise entlang der B 100 nicht überall machbar, weils einfach zu eng ist (Bahnhof, Amlacherstraße). Die Mischung Kreisverkehr/Ampel entlang der Route mit Schwerverkehr durch Lienz geht halt überhaupt nicht, dafür gäbe es Beispiele hinsichtlich dem Verkehrsdurchfluss. Das mag auch der Grund sein, dass es bisher nicht geschehen ist.
Vielleicht würde eine größere Verkehrslösung dann möglich sein, wenn einige Nachbargemeinden im Talboden mit Lienz endlich zusammengelegt würden, denn die überörtliche Raumordnung und auch die Planungsraumgemeinden (Talboden) scheinen nicht so recht zu harmonieren, schon gar nicht als "Zukunftsraum" weil sich diese Gemeinden in manchen Bereichen immer noch konkurrenzieren. Sie wissen warum!
mein vorschlag wäre, unter die tirolerstraße oder einen stock höher für den durchzugsverkehr.
eher wohl Durchzugsverkehr unter der Tirolerstraße
Nette Idee, die Frage bleibt nur: was passiert BIS zur Tirolerstrasse? Was passiert mit Pustertaler-, Iseltaler-, Albin Egger- und Kärntnerstrasse?
An halben Lösungen, so wie Sie meinen fehlt's ja nicht!
Anmerkung: die Tiroler Strasse ist der Abschnitt zwischen der alten, ersten 3 Ampeln. (vom Haugerplatz bis zum Bahnhof)
Ich sehe da ehrlich gesagt keine Lösung! Natürlich kann man Umfahrungsstraßen bauen und mit mancherlei anderen Werkzeugen eine Art Symptombekämpfung machen, aber an der Ursache ändert sich nichts, nämlich dass zu viele Leute zu viel im Auto sitzen und wirklich jeden Meter fahren müssen. Dazu kommt natürlich, dass ein jeder alleine im Auto sitzt, sich kaum Fahrgemeinschaften bilden (weil man ja flexibel sein will und nach der Arbeit eventuell noch in ein Geschäft muss oder sonstwas erledigen "muss"), Rücksichtnahme sowieso ein Fremdwort ist (Stichwort: Ausweichen auf kleineren Straßen, wenn die B100 verstopft ist).
Und die Politiker:innen wissen natürlich, dass sie mit einem Konzept, das die Autofahrer in die Pflicht nimmt, keine Wahlen gewinnen werden. Also wie so oft: Hände falten, Goschn halten!
Für alles gibt es Lösungen, sie erfordern für eine Kleinstadt wie Lienz mit großem Hinterland außerordentliche Anstrengungen. Mit bloßem Gemecker und Schwarzmalerei wie bisher kommt man nicht weiter. Am Zuge sind Leute mit Visionen, die mit grundlegenden Veränderungen aufwarten und mittelfristig machbare Modelle skizieren und in Schritten umsetzen. Das wohl wichtigste Instrument dazu ist wohl die Motivation der Bevölkerung für i h r e n Lebensraum mitzudenken und zu arbeiten. Damit kann ein neues Bewusstsein entstehen. Vor allem unter Leuten, die an den Hebeln sitzen und sich ohne Eigennutz sich an den Tisch setzen um diese Ziele zu verfolgen. Eine wichtige Hilfestellung dazu bietet die technische Vernetzung, die leider noch viel zu wenig gelebt wird und bei einem hohen Prozentsatz bei den Leuten nicht angekommen ist.
Aber wo liegen die Öffifahrpläne bei den Ärzten, Behörden, sind die Termine darauf abgestimmt, welcher Veranstalter weist auf alternative Fahrmöglichkeiten hin, warum verlosen Stadtkaufleute zu Weihnachten Autos statt Eigenprodukte, Fahrgutscheine u. s w. Die Aufzählungsreihe bei ein wenig Kreativität ist schier endlos, wenn es in der Region gelingt, entsprechende Aufbruchstimmung zu erzeugen.
Das ist sehr pauschal geurteilt... wenn es mir möglich gewesen wäre, mit Öffis rechtzeitig am Arbeitplatz zu sein, hätte ich nicht täglich das Auto gebraucht. Das Thema ist wiederholt langmächtig diskutiert worden, eine vorgeschlagene Befragung zu den Arbeitszeiten großer Betriebe gab es nie, an den Fahrzeiten der Öffis hat sich nichts geändert (passend für Schüler und Lehrer, unbrauchbar z. B. für das Krankenhaus), Verspätungen waren die Regel. Fahrgemeinschaften bilden klingt in der Theorie toll - aber dazu müßten die entsprechende Leute in der Gegend vorhanden und die Diestzeiten ähnlich sein. Sich über die Autofahrer aufregen ist leicht, wenn man in der Stadt wohnt und auch dort arbeitet (oder nicht mehr arbeitet) - ich gehen davon aus, dass es hier nicht die Auto-Pendler aus Not sind, die sich beschweren...
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