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Die lange diskutierte Öffnung des Iselkais nach unten zum Fluss wird nun – in einer dritten Variante – tatsächlich gebaut. Foto: Dolomitenstadt/Pirkner

Die lange diskutierte Öffnung des Iselkais nach unten zum Fluss wird nun – in einer dritten Variante – tatsächlich gebaut. Foto: Dolomitenstadt/Pirkner

Isellounge: Weniger Beton als ursprünglich geplant

Vier Bäume fallen und einer wird gepflanzt. Serpentin soll an den gebirgigen Ursprung des Flusses erinnern.

Dienstagfrüh, 18. November – auf dem Iselkai in Lienz errichtet ein Arbeiter eine Absperrung rund um jenes Areal, das künftig als „Isellounge“ einen buchstäblichen Einschnitt in die Uferbefestigung bringen wird. Speziell auf dolomitenstadt.at wurde das Projekt mehrfach nicht nur vorgestellt, sondern auch heiß diskutiert und bis heute reißt die Kritik nicht ab. 

„Wer braucht das?“ ist die am häufigsten gestellte Frage der Kritiker:innen, immerhin kostet der Einschnitt rund eine Viertelmillion Euro, die – im Gegensatz zur eigentlichen Hochwasser-Verbauung – nicht zu 80 Prozent vom Bund bezahlt wird. Dieses Geld muss die Stadt selbst aufbringen und das in Zeiten knapper Kassen.

Wirkungslos war die Diskussion auf dolomitenstadt.at dennoch nicht, Schritt für Schritt wurde zunächst eingestanden, dass die ersten Entwürfe sehr idealistisch – oder besser unrealistisch – waren und die zweite Variante eine Art Baumeister-Projekt mit viel Beton darstellte, sie war sowohl ökologisch als auch ästhetisch hinterfragbar. In der Gemeinderatssitzung am 17. November präsentierte Bürgermeisterin Elisabeth Blanik deshalb eine dritte Variante, deren Umsetzung bereits begonnen hat.

Blanik: „Die Grünfläche wird sich im Verhältnis 1 zu 2 Richtung Fluss senken und am Fuß durch die Anbauung von Steinkörpern direkt in das Flussbett einmünden. Das bedeutet, dass der ursprünglich geplante Mauersockel nicht zur Ausführung gelangen wird. Es ist beabsichtigt, die bestehende Ufermauer tiefer abzutragen und die bestehenden Steinstützkörper bis in die Bucht weiterzuziehen, wodurch sich eine bessere optische Einbindung der Bucht in das Flussbett erzielen lässt.” 

Weiters sei beabsichtigt, den Bereich der Bucht „am oberen Abschluss durch eine Zaunanlage mit zwei Drehtüren von der Promenade so abzutrennen, dass dieser Bereich als Gefahrenbereich erkennbar ist.“ Natürlich anmutende „Bucht“ statt betonierter „Lounge“, könnte man zusammenfassen. „Ich glaube, das ist auch schöner und natürlicher“, gestand die Bürgermeisterin.

Alle drei Varianten sind zwar nicht mit konkreten Kostenofferten abgesichert, die Rahmenkosten bleiben offenbar trotz nun schon dritter Ausführung immer gleich. Das bestätigte die Bürgermeisterin dem nachfragenden ÖVP-Ersatzgemeinderat Sepp Blasisker. Mehrkosten von 5.000 bis 6.000 Euro würden lediglich für den Zaun anfallen, assistierte Stadtbaumeister Klaus Seirer. 

Seirer erklärte Gemeinderätin Ursula Strobl auch die Neugestaltung der Sitzelemente, die nun nicht mehr in Beton ausgeführt werden. Stattdessen werden sechs große Serpentin-Steinblöcke von der Firma Lauster angekauft, die halbiert sind und dadurch als Sitzfläche funktionieren, gedeckt mit einem Lattenrost aus Holz. All das sei nicht teurer als die ursprünglich geplanten Betonelemente, versicherte Seirer: „Das wird ein sehr natürliches Sitzelement, das an den Ursprung der Isel erinnern soll.“

Ursula Strobl hatte aber noch eine Frage: „Im Plan ist ein neuer Baum eingezeichnet. Wieviele alte Bäume kommen weg? Das ist nicht ausgewiesen.“ Blanik wich zunächst aus und gab auch diese Frage schließlich an Seirer weiter. „Gute Frage“, meinte der, „aber ich hab das auch nicht mehr genau im Kopf.“ Nach einigem Grübeln war die Rede von „mehreren kleineren und einem großen Baum“, der aber innen bereits hohl und daher ohnehin reif für die Fällung sei. In Summe werden laut Seirer vier Bäume entfernt. „Aber wir setzen ja neue Pflanzen!“ Strobl: „Die Bäume brauchen nur lange zum Wachsen.“ Blanik: „Alles ist endlich, auch Bäume haben ein natürliches Lebensende.“ 

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe arbeitete als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er nach Lienz zurückkehrte und 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief. 2025 erhielt Pirkner für seine journalistische Arbeit den Walther-Rode-Preis.

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11 Postings

Gertrude
vor 2 Stunden

Nur 4 Bäume- alleine diese Ansage ist schon eine Frechheit. Soll Lienz bald nur mehr urbanen Flair ohne alte Bäume verbreiten?

 
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Ofentschtsche
vor 3 Stunden

Werther Herr Stadtbaumeister! Wenn Sie behaupten das Serpentinit vom Lauster gleich viel kostet wie Beton in der Kubatur dann empfehle ich ihnen einen Besuch beim Lauster in Kienburg um sich zu informieren.

 
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    Ist es so
    vor 21 Minuten

    Dieser Mann hat ja grundsätzlich leider wenig Plan, da er offensichtlich nicht mal sofort und genau weiß, wieviele Bäume tatsächlich weg müssen. Auch sonst haperts beim Bauamt immer wieder, man schludert halt so dahin und alles dauert ewig...

    Verrückt, in einer Zeit des Geldmangels einfach mal 250.000 (!!!) sinnlos zu verbraten, nur um ja nicht nachgeben zu müssen. Ich weiß nur, dass ich diese Dame nimmer wählen werde, da sie leider nicht im Stande ist, auch einfach mal einen Schritt zurück zu gehen.

    Was unter dubiosen Sitzungen und Gesprächen mal entschieden wurde, bleibt picken. Gleich wie das Thema in der Reimmichlstraße, das Verkehrskonzept Lienz, das so läuft, wie sie will und nicht, wie es Experten raten. Auch die Möbelixansiedelung oder der neue Billamarkt, es wird nie zurück gerudert, auch wenn die Entscheidungen völlig unlogisch und hinderlich für die Zukunft sind.

    Ich hoffe nur mal, diese wieder mal überteuerten Bänke haben wenigstens eine Lehne, denn sonst ist ein entspanntes Sitzen gar nicht möglich, wie man jetzt schon beim Glöckelturm sieht... 🙈🙈🙈

    Nobel geht die Welt zu Grund, das hat schon Falco so besungen...

     
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rony
vor 3 Stunden

Diese Bucht wird wohl gleich wenig genutzt werden wie die Stufen im Draupark. Nach der dritten um Planung kommt mir vor,die Verantwortlichen wissen nicht was sie wollen, das aber mit aller Gewalt.

 
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Gerhard Burger
vor 6 Stunden

Ah, die „Isellounge“ – das Prestigeprojekt, bei dem Beton erst vergeht, dann plötzlich „natürlich“ wird, und die Stadt trotzdem eine Viertelmillion Euro locker macht. Man könnte fast meinen, die Isel selbst hätte um ein neues Designer-Ufer gebeten.

Die Bürger:innen haben monatelang diskutiert, kritisiert und nachgefragt – und was passiert? Die ersten Entwürfe werden verworfen, die zweite Variante mit Beton ersetzt, und die dritte? Tada: eine „naturnahe Bucht“. Überraschung! Kosten bleiben gleich, nur der Zaun schlägt mit ein paar tausend Euro extra zu Buche. Wenn das mal kein Paradebeispiel für „Wir ändern alles, damit nichts wirklich günstiger wird“ ist.

Und die Bäume? Ach, vier müssen weg, aber neue Pflanzen kommen ja nach. Schließlich ist es völlig egal, dass ein alter Baum Jahrzehnte gebraucht hat, um ein Ökosystem zu bilden – ein Lattenrost auf Serpentinstein ersetzt das schon.

Am Ende hat Lienz nun eine „Isellounge“: ein teures Flussbaukunstwerk, das aussieht wie Natur, sich aber anhört wie eine Mischung aus Prestigeprojekt und „Augen-zu-und-durch“-Politik. Wer braucht das? Die Antwort bleibt: offenbar alle, die genug Geld haben, um sich ein Stück Ufer zu kaufen, das am Ende gar nicht wirklich neu ist – nur teurer, schicker und mit Zaun.

 
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    neutral
    vor einer Stunde

    Bezogen auf die kommenden 70 Jahre sind die Mehrkosten von € 6.000 p.a. wohl überschaubar und vielleicht gelingt es dadurch, den Isel-Stadt-Kanal-Charakter ein wenig aufzubrechen!? Es sollte uns nichts Schlimmeres passieren als dass unser hübsches Städtchen noch ein bisschen lebenswerter wird.

     
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    senf
    vor 35 Minuten

    @neutral, danke!

    Es ist schon verwunderlich, wie verkrustet so manche Menschen denken. Was ist denn schon schlimm daran, wenn man dieses langweilige, hunderte Meter lange und schützende Korsett beidseitig der Isel durch Lienz ein kleinwenig auflockert. Nehmt ein paar vom Gletscherbach geformt Steine aus der Sammlung des BBA-Bauhofes zu den Serpentinplatten und lasst die Lounge mal fertig werden. Vielleicht sponsert und überrascht jemand mit einem Kunstwek vom Steinbehauer Lang aus der Werkstätte in Welzela.

    Klar, die die Ewignörgler werden so oder so einen weiten Trotzbogen drumherum machen. Schade, denn jeder redet von der Isel, aber kaum jemand will ihr zu nahe treten. Ein wohl sehr sonderbares Verständnis so mancher Stadtner.

     
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irina
vor 6 Stunden

Gibts eine Visualisierung der jetzigen Variante?

 
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nanny
vor 6 Stunden

Das alles sind Bemühungen um Schadensbegrenzung bei einer meiner Meinung nach völlig unnötigen Fleißaufgabe, die auch noch unwahrscheinlich teuer ist. Wer braucht so eine Lounge wirklich, ob Beton oder Serpentin? Sind normale Sitzbänke oben am Ufer mit viel Grün und Bäumen (fallen sollen wirklich nur kranke) nicht völlig ausreichend? Da bräuchte man nur den bisherigen Bereich etwas ergänzen und verbessern vielleicht, aber kaum nennenswerte Mehrkosten in Kauf nehmen. Ist diese Großmannssucht wirklich nötig?

 
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    Burgi
    vor 2 Stunden

    Sehe ich auch so. Der Iselkai ist gut so, wie er ist! Statt dem morschen alten Baum einen neuen nachpflanzen und passt. Von der Lounge aus sieht man nur auf die gegenüber liegende Kaimauer. Und dafür investiert man 250 tausend Euro! Außerdem halte ich es für gefährlich, neben einem Kinderspielplatz einen steil abfallenden Flusszugang zu schaffen! Sehe leider keinen wirklichen Mehrwert in diesem Projekt!

     
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mitreder
vor 6 Stunden

Serpentin-Steinblöcke Kosten gleich viel wie betonierte Bänke? Wie lange soll die Bevölkerung bei dieser sinnlosen Investition noch vera..cht werden? Bezeichnend: man hat keine Angebote, geht aber bin gleichen Preis aus... Spitze, Herr Stadtbaumeister!

 
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