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Miriam Ressi, Schülerin aus Gaimberg in Osttirol. Foto: Privat

Miriam Ressi, Schülerin aus Gaimberg in Osttirol. Foto: Privat

Über das Rauchen und die Verteidigung der Freiheit

Ein offener Brief an Vizekanzler Heinz-Christian Strache, verfasst von Miriam Ressi.

Sehr geehrter Herr Strache, man muss Ihnen wohl gratulieren. Mit viel Elan und Liebe zur Sache haben Sie binnen einem Monat Regierungszeit Österreich ein Image eines wortwörtlich rückschrittlichen Landes verliehen. Sieht man sich Ihre bisherige politische Leistung an, lässt sich dabei durchaus ein gewisses Muster erkennen: Aufhebung der Bundespräsidenten-Stichwahl. Check. Aufhebung der Aktion 20.000. Check. Aufhebung der Einführung des Rauchverbotes. Check. Man könnte meinen, Sie betreiben Produktplatzierung für „Zurück zum Ursprung“ – in Anbetracht ihrer politischen Ausrichtung trotz einigem Maß an ideologischer Flexibilität jedoch etwas unwahrscheinlich. Die Wiederholung der Bundespräsidentenstichwahl – verursacht durch typisch österreichische Schlampigkeit – war aus demokratiepolitischer Sicht wohl unvermeidlich und die Aktion 20.000 kann abgesehen von Politikern Ihrer Partei mehrere prominente Kritiker vorweisen. Die Querstellung gegen das Rauchverbot hingegen ist wohl mehr als nur peinlich. Meisterhaft projizieren Sie ein Bild vom „bösen“ Staat, der von oben herab mit allen Mitteln versucht, das private Leben der Menschen einzuschränken. Das nächste was dieser vorhätte, so verkünden Sie selbstbewusst bei einer parlamentarischen Rede, wäre, eine Verpflichtung für eine gesunde, ja vielleicht sogar vegetarische oder, Gott bewahre, vegane (!) Ernährung einzuführen. Von diesen grauenvollen Vorstellungen nun aber zurück zur Realität. Im Gegensatz zum gesundheitsschädlichen Zigarettenrauch, den der Stammgast an der Theke im ganzen Lokal verströmt, wird das Schnitzel meines Tischnachbarn meinen Körper wohl nie erreichen. Und doch meinen Sie, eine „heile Welt“ beschützen zu müssen. Eine heile Welt, in der Frauen noch hauptsächlich den Beruf „Mutter und Hausfrau“ ausüben, während sich die Männer in der Stammkneipe mit dem Bier in der einen und der heißgeliebten Zigarette in der anderen Hand über die wichtigen Dinge im Leben unterhalten. Wieder einmal: Zurück zum Ursprung. Und weil man das selbst als Populist in politisch korrekten Zeiten nicht sagen kann, haben Sie sich ein viel besseres, viel poetischeres Wort ausgedacht, um Ihre Empörung zum Ausdruck zu bringen: Freiheit. Die Freiheit des mündigen Bürgers, sich aussuchen zu können, wo und wann er sich genüsslich seinen Tschick anzünden kann, ohne dabei vom Staat auf die Finger geklopft zu werden. Doch gerade dieser Begriff „Freiheit“ ist es, der mich an Ihrer Argumentation stört. Wenn sich der nichtrauchende Österreicher (ja, Herr Strache, der existiert) in ein Lokal setzt und ihm mit jedem Atemzug kleinste Teer-Partikel die Lunge schwarz färben, was genau ist daran libertär? Wann haben sich Nichtraucher jemals frei dazu entschieden, Passivraucher zu sein? Natürlich könnten Sie jetzt sagen, niemand werde gezwungen, sich in eine Raucher-Bar zu setzen. Schließlich gäbe es ja eigene Nichtraucher-Lokale. Zumindest könne man doch den eigens dafür vorgesehenen Nichtraucher-Bereich aufsuchen. Soviel könne man dem sensiblen Österreicher doch wohl zumuten. Aber sehen Sie, Herr Strache, genau diese Freiheit, nämlich die Wahlfreiheit, hat man in einem kleinen Bezirk wie Osttirol eben nicht. In einer kleinen Stadt gibt es nicht viele Ausgehlokale, die eine Nichtraucherstrategie verfolgen. Mir zumindest ist keines bekannt. Und wenn es um Nichtraucher-Abteile geht, so sind diese entweder voll besetzt oder, was in Osttirol wohl eher der Fall ist, es gibt sie einfach nicht. In der Debatte um das Rauchverbot geht es nicht darum, eine Gesellschaft voller grün-wählender, veganer Nichtraucher aufzubauen. Es geht, wie Sie schon so treffend formuliert haben, um Freiheit. Denn, wie es einmal so schön in einem Artikel in der „Zeit“ stand, Demokratie bedeutet nun eben, die Freiheit des einen vor der Freiheit des anderen zu schützen. Herr Strache, Sie haben es vielleicht noch nicht ganz realisiert, aber seit Dezember tragen Sie Regierungsverantwortung. Sie und Ihre Partei tragen fünf Jahre lang Verantwortung für die Österreicherinnen und Österreicher. Nicht nur für Ihre Wählerschaft. Für alle. Mit freundlichen Grüßen Miriam Ressi

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Nichtraucher-Volksbegehren kurz vor dem Start

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Beim „Marinelli“ steigt nur noch einmal der Rauch auf

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19 Postings

senf
vor 6 Jahren

nach den postings zu urteilen, scheint die raucherproblrematik nur ein osttiroler phänomen zu sein.

 
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christoph03
vor 6 Jahren

Liebe Miriam! man muss verstehen dass es in österreich keine klaren linien der Regierung gibt es gibt immer nur schwammige gesetze! ein klares nein oder ja dann ist es so! aber das gibt es nicht! Du bist noch jung und hast noch viel vor dir! die wahren probleme in österreich europa sind nicht die lapidaren themen wie rauchverbot burka verbot usw. wenn du erst begreifst wieviel man tun/arbeiten muss um sich sein leben familie usw. leisten zu können dann weisst du auch warum viele leute keine zeit haben sich um ein rauchverbot gedanken zu machen! also spar dir die zeit mit den briefen geh in die natur und geniesse noch unsere tolle Luft hier in Osttirol!

 
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    steuerzahler
    vor 6 Jahren

    Lieber Christoph, Jedes Problem ist ein wahres, denn unwahre Probleme gibt es nicht. Auch wenn sich jemand mit einem "lapidaren" Problem befasst, sollte man so fair sein und das anerkennen, nicht abqualifizieren. Wenn diejenige auch noch jung ist, erfordert das noch mehr Anerkennung. Denn frühzeitige Beschäftigung mit Problemen schärft sicher den Blick für zukünftige noch größere Aufgaben. Nur wenn sich niemand mit einem Problem befasst, wird es nie eine Lösung geben. Und das Problem Rauchen, mit 15 Milliarden Zigaretten pro Tag weltweit, halte ich nicht für unbeachtenswert. Schon mal überlegt, wieviel Umweltschaden durch die ganze Kette von Anbau des Tabaks bis Verrottung der Kippe entsteht? Es gibt natürlich größere Probleme, z.B. Atommüll - ganz an erster Stelle. Und die Osttiroler Luft ist auch nur gut, wenn vor einem kein Raucher geht. Vielleicht solltest du auch einmal die gute Luft rauchfrei geniessen und ein bißchen Nachdenken vor dem Schreiben... Bist du Raucher oder Nichtraucher?

     
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schnuffi
vor 6 Jahren

Hallo Miriam! Du scheinst noch sehr, sehr jung zu sein und bist als Jugendlicher schon eine ganz, ganz Grosse! Für uns Erwachsene ist es wirklich beschämend wenn schon so junge Leute uns hinweisen müssen was nun endlich zu tun ist. Deshalb ein dreifaches bravo, bravo, bravo von mir für Deinen Artikel! Du sprichst mir aus der Seele! Für mich macht NUR ein generelles Rauchverbot in den Gaststätten wirklich Sinn. Dann klappt´s!

 
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senf
vor 6 Jahren

hallo miriam@: dein beitrag ist gut zur sensibilisierung gegen den blauen dunst. ich war starker raucher und wurde vor jahren sicher auch durch die diskussion in den grenzländern zum aufhören motiviert. der eigenliche grund war allerdings die frage nach dem sinn. was mir an deinem beitrag missfällt, ist die behauptung, dass es in osttirol zu wenig nichtrauchereinrichtungen gibt. die derzeitige regelung ist ein bundesgesetz mit der raucherverordnung und wir hier in osttirol sind weder ausgenommen noch werden wir bevorzugt und ich glaube auch nicht, dass unsere beamte diese regelung hier anders vollziehen als die im restösterreich. es ist also nicht belegbar, es sei denn, man könnte schlüsse aus der krankheits- und sterbestatistik nach bezirken ziehen oder nach anderen vergleichen urteilen. ich würde auch daran zweifeln. sehen sie sich einmal mölltal, im zillertal oder im nahen pinzgau um und berichten sie, ob es dort anders läuft.

 
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tetris
vor 6 Jahren

Ich war früher selber Raucher, seit über 10 Jahren nun Nichtraucher. Früher wurde überall geraucht, und es hat niemanden gestört. Nichtraucher waren nicht so penetrant wie heute... Mich selbst stört es nicht... ein Beispiel: Ich gehe mit Freunden essen, plötzlich sitze ich als Nichtraucher mutterseelen allein am Tisch, weil alle nach draussen sind, um eine zu rauchen. DAS stört mich viel mehr, als würde am Tisch geraucht werden... würde man die Augen aufmachen, würde man erkennen, dass diese Bevormundung nichts anderes als Hetze ist, genauso wie gegen Ausländer etc.

 
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    Franz Brugger
    vor 6 Jahren

    Habe schon einmal unter Nichtraucher Volksbegehren gepostet:

    Beim Rauchen vergift I halt andere....

     
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    skeptiker
    vor 6 Jahren

    Den Schutz vor Passivrauchen als Hetze zu bezeichnen - also ehrlich, so einen Blödsinn habe ich selten gelesen. Die Mitarbeiter im Gastgewerbe sind dir auch egal, wie es aussieht. Nicht umsonst ist in allen anderen Berufen das Rauchen am Arbeitsplatz (für Arbeitnehmer und Kunden) verboten - warum nicht auch im Gastgewerbe, warum gibt es hier eine Ausnahme? Passivrauchen ist gesundheitsschändlich, das ist heute mittlerweile erwiesen. Also ist es auch gut, dass darauf reagiert wird. Der Raucher kann und darf gerne weiter rauchen, es ist seine Gesundheit. Aber er kann einfach nicht überall rauchen wo es ihm gerade gefällt.

     
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Domenik Ebner
vor 6 Jahren

Großartig formulierter Brief - Gratulation dazu ? Thematisch absolut richtig. Das Rauchverbot muss her und Punkt. Ich bin davon überzeugt, dass die nötigen Unterschriften innerhalb kürzester Zeit abgegeben werden ?

 
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le corbusier
vor 6 Jahren

ohne mich auf irgendeine seite zu stellen: ich frag mich, warum es eigentlich ein gesetz braucht. laut den umfragen ist eine deutliche mehrheit für rauchfreie lokale. da wär ja logisch anzunehmen, dass jeder vernünftige wirt auf rauchfrei umstellt. ganz nach dem prinzip des freien marktes müssten ja die rauchfreien lokale im vorteil sein und die raucherwirte in zugzwang bringen. dolomitenstadtumfrage 88% gegen rauchen ist schon sehr eindeutig.

muss man wirklich die wirte per gesetz zu ihrem glück zwingen? hausverstand? oder ist der teil der rauchenden lokalbesucher doch größer oder wichtiger für die gastronomie als die gegner in der grundgesamtheit?

 
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    raimatt
    vor 6 Jahren

    Leider lässt dich der Großteil der Gesellschaft nur mehr mit Gesetzen und Verordnungen steuern. Denn wenn es wofür kein Gesetz gibt dann ist doch jeder andere Schuld bei einem Vorfall, nur man selber nie!! Man braucht sich nur mal auf der Straße umsehen, für jede Kleinigkeit gibt es ein Verkehrsschild, oft sogar 2 oder 3 Schilder dass jeder früh genug weiß was im öffentlichen Verkehr zu tun ist – wäre bei einem Kindergarten keine 30er Zone würde der Großteil die vollen 50 fahren da es ja erlaubt ist. Genauso ist es mit dem Rauchergesetz auch, man ist als Raucher Befürworter für ein strenges Nichtrauchen aber solange es erlaubt ist und es kein Gesetz gibt raucht man doch munter weiter. Natürlich gilt das nicht für alles Raucher!!

     
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Kiew
vor 6 Jahren

Ein dreifaches Bravo! Miriams Artikel spricht mir aus der Seele.?

 
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Gertrude
vor 6 Jahren

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie man sich als starker Raucher, aber auch als Nichtraucher fühlt. Auch ich habe anderen Gästen im Lokal die Luft verpestet und gar nicht bemerkt, wie störend ich für diese Personen war. Für mich gilt: Der Nichtraucher hat immer recht!!!

 
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nachgedacht
vor 6 Jahren

Bravo Miriam! Mir tut es im Herzen weh wenn ich weiss das meine mittlerweile erwachsenen Kinder jedesmal unfreiwillig diesen Rauch einatmen müssen. Junge Menschen gehen einfach gerne in Lokale wie z.B. die Tenne und die Mausefalle zum tanzen. ( recht viel mehr Möglichkeiten gibt es im Lienzer Talboden nicht ) Dort sind sie diesem Rauch ausgesetzt. Das darf nicht sein!

Bitte liebe Osttiroler geht zur Volksabstimmung der Ärztekammer!!!! Gemeinsam muss es doch möglich sein diese Fehlentscheidung von Strache und Kurz zu kippen.

Und wenn die Volksabstimmung bei unserer Regierung nichts bewirkt....wählt sie das nächste Mal nicht mehr!

 
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    F_Z
    vor 6 Jahren

    Der Großteil der Mausefalle ist aber schon seit Jahren Nichtraucherbereich ....

     
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      nachgedacht
      vor 6 Jahren

      Leider halten sich viele Raucher zu später Stunde nicht an den Nichtraucherschutz.....ich war drinnen und habe es selbst gesehen.

       
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1lienzer
vor 6 Jahren

Da kennt wohl eine junge Dame sehr wenig von Osttirols Gastronomie. Ich kenne genug Nichtraucherräume und die sind meistens leer!

 
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    hoerzuOT
    vor 6 Jahren

    ganz genau!!

     
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    bb
    vor 6 Jahren

    Die Nichtraucherräume sind fast überall nur über den verqualmten Schankraum zu erreichen (das WC auch), oft ungemütlicher möbliert (z.B. Brauhaus) usw. Wenn die Raucher in einem abgetrennten Raum wären, durch den man nicht durch muss, und der Hauptraum mit Bar / Theke, den man als erstes erreicht und der oft sehr einladend ist, rauchfrei ist - dann hätte ich weniger Probleme mit Rauch in Lokalen. Aber so ist es einfach nicht - da sind die Wirte mit der windigen Auslegung des schwammigen Gesetzes selber schuld....

     
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