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Die Kalser Bergbahn, ein Schnäppchen? Foto: Expa/Groder

Die Kalser Bergbahn, ein Schnäppchen? Foto: Expa/Groder

Was kostet ein Viertel der Kalser Bergbahn?

2018 übernahm Heinz Schultz die Anteile der OIG. Bis heute steht der Kaufpreis nicht fest.

Nachdem erst kürzlich die Tiroler Neos mit Kritik an der Millionenförderung für das zur Schultz-Gruppe zählende Hotelressort Gradonna in Kals aufhorchen ließen, geht die ebenfalls oppositionelle Liste Fritz einmal mehr der Frage nach, wie sich sechs Millionen Euro an Mauteinnahmen der Felbertauernstraße AG innerhalb von zehn Jahren nach der Überweisung an die Schultz-Gruppe praktisch in Luft auflösen konnten. Genau diese Summe investierte im Jahr 2008 die Osttiroler Investment GmbH – die sich aus Felbertauern-Mauten speist – in die Kalser Bergbahnen, die zum Schultz-Imperium zählen. Dabei wich die OIG – wie mehrfach berichtet – auf durchaus erstaunliche Art von ihrem bisherigen Prinzip ab, sich nicht an anderen Unternehmen zu beteiligen, sondern nur günstige Darlehen zu gewähren. In Kals ging man sogar eine 25 Prozent-Beteiligung ein und schon damals mutmaßten Kritiker wie der Villgrater Unternehmer und ehemalige Landtagsabgeordnete Sepp Schett, dass hier auf Kosten der Öffentlichkeit ein verdeckter, vor allem aber verlorener Zuschuss ausgeschüttet werde. Das dementierte OIG-Geschäftsführer Karl Poppeller, er ist auch Bürgermeister in Ainet und Vorstand der Felbertauernstraße AG, noch im Jahr 2015 energisch gegenüber dolomitenstadt.at und sprach sogar von möglichen Erträgen aus diesem Investment. Damals hatte die Beteiligung laut Bilanz aber schon die Hälfte ihres Wertes verloren.
Die Schultz-Gruppe – im Bild Heinz und Maximilian Schultz  – ist zwar seit 2018 Alleineigentümer der Kalser Bergbahnen, hat aber ein Viertel dieses Unternehmens noch nicht bezahlt. Jetzt wird mit dem Verkäufer, der Osttirol Investment GmbH um den Kaufpreis gefeilscht. Foto: Expa/Groder
Vor einem knappen Jahr kochte das Thema neuerlich auf. Die Tiroler Tageszeitung berichtete, dass die OIG ihren Viertelanteil an der Bergbahn verkauft habe, ohne dass die Öffentlichkeit über den Kaufpreis informiert wurde. Käufer war die Schultz-Gruppe selbst, die eine vertraglich zugesicherte Kaufoption gezogen hatte und seither Alleineigentümerin der Kalser Lifte ist. Medien und Opposition bohrten beim Kaufpreis nach. Vier Euro wurden kolportiert, es gab weder Dementis noch eine Bestätigung von Käufer, Verkäufer oder Landesregierung. Im November 2018 erklärte schließlich Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf, dass trotz bereits erfolgtem Verkauf (!) der Verkaufspreis noch gar nicht feststehen könne. Wörtlich meinte die Landesrätin damals: „Der Abtretungspreis wird absolut marktüblich nach der Ertragswertmethode unter Zugrundelegung der ‚ewigen Rente‘ ermittelt. Maßgeblich ist der durchschnittliche Netto-Cash-Flow der letzten drei Geschäftsjahre vor dem Ausübungsstichtag. Der Jahresabschluss zum 30.04.2018 als Grundlage für die Berechnung liegt derzeit noch nicht vor.“ Fritz blieb wachsam, fragte im März 2019 neuerlich bei der Landesrätin nach und erhielt vor wenigen Tagen eine Antwort, die Fritz-Mandatar Markus Sint nicht wirklich befriedigt: „Seit einem Jahr liegt jetzt der Jahresabschluss vor und seit einem halben Jahr liegt die Bilanz der OIG vor. Trotzdem haben sich OIG und Schultz-Konzern seither nicht auf einen Abtretungspreis für die Geschäftsanteile der OIG einigen können. Das verwundert, macht stutzig und ist nicht nachvollziehbar."
Markus Sint von der oppositionellen Liste Fritz versucht seit geraumer Zeit, Licht in das Dunkel des Schultz-OIG-Deals zu bringen. Foto: Liste Fritz
Es kommt aber noch dicker. Aus Zoller-Frischaufs Anfragebeantwortung (siehe Download am Ende des Artikels) geht hervor, dass die OIG auf eigene Kosten die Kanzlei KPMG mit der Errechnung eines möglichen Kaufpreises beauftragte und für dieses Gutachten rund 18.000 Euro Honorar hinblättert. Damit könnte es zu einer Situation kommen, dass der „Verkauf“ eines Viertels der Kalser Bergbahn nicht nur nichts bringt, sondern sogar noch etwas kostet. Trotz dieser schrägen Optik will Markus Sint seine Kritik differenziert betrachtet wissen. Man sei nicht grundsätzlich gegen das Engagement der OIG: „Hätte die OIG seinerzeit die Firma Schultz, so wie andere Betriebe und Betreiber in Osttirol auch, mit einem zinsgünstigen Darlehen unterstützt, dann hätte sie mit Rückflüssen rechnen können. Und diese hätte sie wieder in andere Projekte investieren können. So aber wurde die OIG-Beteiligung im Laufe der vergangenen zehn Jahre auf Null wertberichtigt und der Abtretungspreis zur Streitsache, aus der der OIG jetzt sogar noch Kosten entstehen.“ Diese Vorgangsweise benachteilige andere Projektwerber, meint Sint: „Denn klar ist, je weniger Geld die OIG zur Verfügung hat, umso weniger kann sie Unterstützung leisten. Und das ist letztlich zum Schaden aller anderen Projekte in Osttirol“. Anfragebeantwortung Patrizia Zoller-Frischauf
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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Schenkt die OIG der Schultz-Gruppe sechs Millionen?

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3 Postings

42na95
vor 5 Jahren

Ich würde dann gerne die anderen Dreiviertel übernehmen - für € 12,00

 
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iseline
vor 5 Jahren

Warum der Aufsichtsrat und die Landesregierung nicht darauf bestanden haben, dass hier ein Darlehen ausgehandelt wird, bleibt eigentlich ungeklärt. Mit 6 Mio. Euro "öffentlichem Geld" wäre unseren sozialökonomischen Betrieben Schindel und Holz und dem Gwandtl sehr geholfen gewesen.

 
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42na95
vor 5 Jahren

Dass der Heinzi ...

... nicht der Heilsbringer mit dem Manna ist ... ... auch beträchtliche Nehmer-Qualitäten hat ... ... die dahin siechenden LBB nicht aufkaufen will ... ... touristisch mittlerweile alternativlos ist ... ... Osttirol im Sack hat ... ... die OIG rasiert ... ... weiter auf Beute geht ...

... , sollte mittlerweile im Bezirk angekommen sein.

Der Bezirk Lienz sollte sich in Bezirk Schultz umbennen und er von Schloss Bruck schalten und walten.

 
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