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1.350 Menschen arbeiten im Liebherr-Werk in Lienz und stellen pro Jahr knapp 400.000 Kühl- und Gefriergeräte für den internationalen Markt her. Foto: Liebherr Lienz

1.350 Menschen arbeiten im Liebherr-Werk in Lienz und stellen pro Jahr knapp 400.000 Kühl- und Gefriergeräte für den internationalen Markt her. Foto: Liebherr Lienz

Entwarnung: Kein Jobabbau bei Liebherr in Lienz

Management versichert langfristige Standorttreue – Auslagerung nach Asien minimal.

Eine kurze Meldung, vom ORF-Tirol lanciert und von dolomitenstadt.at aufgegriffen, sorgte am 1. März nicht nur in Osttirol für einige Aufregung: Liebherr plane die Absiedlung der Produktion von Endverbraucher-Geräten aus Lienz nach Malaysia und wolle nur noch gewerblich verwendete Kühl- und Gefriergeräte in Osttirol fertigen. Stimmt definitiv nicht, beruhigten am 2. März im Gespräch mit dolomitenstadt.at die Geschäftsführer Lucas Nerud, Marcel Snelder und Holger König.
Die Liebherr-Geschäftsführer Holger König, Lucas Nerud und Marcel Snelder (von links). Foto: Liebherr Lienz
Tatsächlich abgesiedelt werde nur die Sparte Gefriertruhen, ein schrumpfendes Segment, das in Lienz zwar Tradition aber wenig Zukunft habe. Lucas Nerud erklärt warum: „Die Truhe an sich ist ein Auslaufmodell, auch wenn wir damit groß geworden sind. Wir haben früher in Lienz 200.000 dieser Geräte produziert. Dieses Produktsegment stirbt aber über die Jahre kontinuierlich dahin. Die Absatzmengen hatten jährlich einen Rückgang im zweistelligen Prozentbereich, auch deshalb, weil wir unser eigener Konkurrent sind, mit den praktischen Standgefrierschränken. Die Energieeffizienz, früher ein großer Vorteil der Truhe, wird von modernen Gefriergeräten mittlerweile auch erreicht.“ Und so werden in Lienz heute „nur noch“ 36.000 dieser Truhen pro Jahr gefertigt, weniger als ein Fünftel der ursprünglichen Stückzahl. Allerdings sei der Platzbedarf für die Truhenfertigung trotz stark sinkender Absätze fast unvermindert hoch, betont das Liebherr-Management. „Platz, den wir für andere Produkte sinnvoller nutzen könnten“, sagt Marcel Snelder, „wir benötigen immer noch eine komplette Fertigungskette für dieses Produkt, die aber alles andere als optimal ausgelastet ist. Das sind tausende Quadratmeter.“ Deshalb habe man die Entscheidung getroffen, dass die Truhenfertigung in Lienz nicht zukunftsfähig sei. „Wir wollten die Truhe als Vollsortimenter aber im Portfolio behalten“, erklärt Nerud. Deshalb habe man sich zur Auslagerung nach Malaysia entschlossen, wo in einem Liebherr-Werk unter anderem Eiscreme-Truhen hergestellt werden. „Das Werk ist also auf diese Bauform spezialisiert, da passt dann eine weitere Sockelmenge von 20.000 Geräten gut hin. In Summe ist das sehr wenig. Wir fertigen im Jahr weltweit 2,3 Millionen Kühl- und Gefriergeräte. Die Idee war, wir lassen die Truhen in Malaysia weiterlaufen und lassen uns nicht in Lienz unsere Weiterentwicklung damit blockieren.“ Wohin der Weg in Lienz gehen soll, sei in einer Strategie mit 10-Jahres-Perspektive definiert, die jedenfalls eines nicht vorsehe: Die Entlassung von Mitarbeitern. In Osttirol werden weiterhin Kühlschränke für Endverbraucher und gewerbliche Anwendungen gefertigt. Nerud: „Unser zunehmender Fokus gilt tatsächlich den Gewerbegeräten, zum Beispiel Laborgeräten, Gastronomiegeräten und hochwertigen Supermarkttruhen, aber es wird daneben auch Haushaltsgeräte geben, die wir hier fertigen, vom Weinkühler bis zu Geräten für den US-amerikanischen Markt.“ Entscheidend sei, betonen die Manager, in Lienz solche Geräte zu fertigen, „die einen Komplexitätsgrad haben, der rechtfertigt, dass wir das an einem Technologiestandort wie Lienz machen. Billige Geräte, die jeder bauen kann, haben keine Zukunft in Österreich.“ Lienz arbeitet im Verbund mit fünf Liebherr-Produktionswerken, von denen drei in Europa stehen. 2007 wurden in Osttirol noch 700.000 Geräte hergestellt, heute sind es knapp 400.000 Geräte pro Jahr. Dennoch sank die Zahl der Mitarbeiter nur leicht. Liebherr hat in Lienz derzeit 1.350 Beschäftigte. Der Umsatz wurde sogar gesteigert. Das sei der Tatsache geschuldet, dass die Produkte aus Lienz über die Jahre technisch immer anspruchsvoller wurden, erklärt Holger König und betont: „Natürlich gibt es immer Veränderungen und Veränderung macht auch Angst. Aber gemeinsam mit unseren Mitarbeitern streben wir sowohl Umsatzwachstum als auch sichere Arbeitsplätze an.“
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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Wackeln Arbeitsplätze bei Liebherr in Osttirol?

7 Postings

Churchill
vor 4 Jahren

Ich bin wahrscheinlich zu jung, um es zu wissen, daher: Wie um himmelswillen konnte man sich bitte in den 70ern, 80ern Haushaltsgeräte leisten? Nämlich als die Produktion vieler Güter noch nicht zur Gänze oder zumindest zum Teil in "Billiglohnländer" in Fernost ausgelagert wurde?

Entweder war das Lohnniveau in Österreich so niedrig oder aber der Anschaffungspreis dermaßen hoch, dass Max Mustermann sich niemals beispielsweise einen Geschirrspüler leisten hätte können. UND DENNOCH: kaum ein Haushalt der Babyboomer-Generation ohne Geschirrspüler (um beim Beispiel zu bleiben).

 
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soomanides
vor 4 Jahren

Ehe sie von ENTLASSUNG - haben die Mitarbeiter etwas "angestellt"? - schreiben, sollten sie sich eInmal über den gravierenden, arbeitsrechtlichen Unterschied zwischen Kündigung und Entlassung informieren.

 
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Dolomomentum
vor 4 Jahren

Immerhin hat das "Umrühren" der Medien eine klare Stellungnahme der Firmenleitung erwirkt.

 
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alex
vor 4 Jahren

Es wäre gut, wenn sich eine beliebte Seite wie “dolomitenstadt“ ,bevor sie vom ORF Tirol oder sonst wo die Informationen übernimmt und berichtet, bei der Firma Liebherr informiert, und dann schreibt! Es haben schon genug andere Medien solche negativen Gerüchte verbreitet, ohne genaueres zu wissen! Die Leidtragenden sind schlussendlich die Mitarbeiter der Fa.Liebherr, die Angst um ihren Job haben!

 
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    sonnenstadtlienz
    vor 4 Jahren

    Stimmt!

     
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Rudi
vor 4 Jahren

Die Medien wissen wieder einmal mehr als die Firma selber.

 
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    soomanides
    vor 4 Jahren

    Sensationslust!

     
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