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Geht die Vielfalt blühender Pflanzen zurück, kommen auch die Bienen zunehmend in Bedrängnis. Wissenschafter:innen warnen vor Auswirkungen des Biodiversitätsverlusts auf unser Leben. Foto: Heinz Wiesbauer

Geht die Vielfalt blühender Pflanzen zurück, kommen auch die Bienen zunehmend in Bedrängnis. Wissenschafter:innen warnen vor Auswirkungen des Biodiversitätsverlusts auf unser Leben. Foto: Heinz Wiesbauer

Biodiversität: Hälfte der Wildbienen gefährdet

37 Prozent der Farn- und Blütenpflanzen auf Roter Liste. Pestizidverbot und ökologische Landwirtschaft gefordert.

Bei der UN-Biodiversitätskonferenz (COP 15) wurde der derzeitige Rückgang der biologischen Vielfalt als „das größte Artensterben seit dem Aussterben der Dinosaurier“ bezeichnet. Im Rahmen einer Pressekonferenz, die heute in Wien stattgefunden hat, warnten österreichische Forscher:innen vor dem Biodiversitätsverlust – und den Auswirkungen auf das Leben auf der Erde.

“Der rasante Rückgang der Arten zeigt, dass wir unsere Ökosysteme übernutzen und zerstören. Dabei brauchen wir, nicht zuletzt um für alle Menschen Nahrungsmittel erzeugen zu können, intakte Böden und ausreichende biologische Vielfalt“, so Franz Essl, Ökologe an der Universität Wien.

Mehr als ein Drittel der Farn- und Blütenpflanzen gefährdet

Der Rückgang der Biodiversität macht auch vor Österreich nicht Halt. Botanikerin Luise Schratt-Ehrenhofer schildert, dass von den 3.462 verschiedenen Farn- und Blütenpflanzen 1.274 Arten auf der Roten Liste stehen – das ist ein Anteil von 37 Prozent. 66 Arten sind ausgestorben bzw. verschollen, 235 vom Aussterben bedroht, 369 stark gefährdet, 488 gefährdet und 116 Arten in unbekanntem Ausmaß gefährdet. Weitere 304 Arten befinden sich in der Vorwarnstufe, bei anhaltendem Rückgangstrend müssen auch sie in naher Zukunft als gefährdet eingestuft werden.

37 Prozent der heimischen Farn- und Blütenpflanzen sind als gefährdet eingestuft. Im Bild das Brand-Knabenkraut aus der Familie der Orchideen. Foto: Wikimedia Commons/Schmitt/CC BY-SA 3.0

“Hauptverursacher des Biodiversitätsverlusts der österreichischen Farn- und Blütenpflanzen ist die Landwirtschaft, da die ‘zeitgemäße land- und forstwirtschaftliche Nutzung’ von den artenschutzrechtlichen Bestimmungen ausgenommen ist”, erläutert die Botanikerin und weist auf die notwendige Ökologisierung der Landwirtschaft hin.

Fehlende Nist- und Futterplätze bedrohen Wildbienen

Auch die 707 in Österreich lebenden Wildbienen-Arten geraten zunehmend unter Druck: Damit eine bestimmte Bienenart an einem Standort existieren kann, müssen zum einen die spezifischen Nistplatzansprüche erfüllt sein, zum anderen brauchen die Bienen je nach Art ein entsprechendes Blütenangebot in erreichbarer Distanz.

Wird eine Wiese mit einer seltenen Pflanzenart zu einem ungünstigen Zeitpunkt gemäht, kann dies zum Aussterben einer darauf spezialisierten Biene führen.

Heinz Wiesbauer, Wildbienenforscher

“Von den nestbauenden Wildbienenarten sind 34 Prozent beim Blütenbesuch spezialisiert und sammeln Pollen ausschließlich oder stark bevorzugt auf einer einzigen Pflanzengattung oder -familie. Dies birgt Gefahren: Wird eine Wiese mit einer seltenen Pflanzenart zu einem ungünstigen Zeitpunkt gemäht, kann dies zum Aussterben einer darauf spezialisierten Biene führen”, erklärt Wildbienenforscher und Buchautor Heinz Wiesbauer und warnt vor weiteren Rückgängen der Biodiversität.

Eine arten- und individuenreiche Wildbienenpopulation ist die beste Voraussetzung für die künftige Bestäubungssicherheit und somit auch für die Landwirtschaft und den Gartenbau von unschätzbarem Wert. “Die Lebensraumverluste, der Pestizid- und Düngemitteleinsatz, der Rückgang bunter Wiesen und die Klimaerhitzung machen den Wildbienen aber extrem zu schaffen. Würde man die Kriterien der Roten Liste heranziehen, wären rund die Hälfte aller heimischen Wildbienen-Arten in irgendeiner Art gefährdet”, stellt Wiesbauer fest.

Verbindlicher Schutz der Artenvielfalt in Reichweite

Global-2000-Umweltchemiker Helmut Burtscher-Schaden verweist auf den Europäischen Green Deal, der ein Bündel an Maßnahmen zur Eindämmung des Biodiversitätsverlustes beinhaltet. Dazu zählen zwei Gesetzesvorschläge zur Pestizidreduktion (SUR) und zur Wiederherstellung der Natur (NRL), die derzeit im EU-Parlament und im Rat verhandelt werden.

„Mit diesen Gesetzen will die EU-Kommission die dringend notwendigen Maßnahmen zur Rettung der biologischen Vielfalt gesetzlich verankern und für alle Mitgliedsstaaten verbindlich machen“, sagt Burtscher-Schaden. Österreich zähle hier allerdings zu einer Gruppe von fast ausschließlich osteuropäischen Staaten, die den Gesetzgebungsprozess zu verzögern und zu verwässern versuchen.

„Die Politik ist gefordert, die vorgeschlagenen Maßnahmen rasch und entschlossen umzusetzen und das rasante Artensterben zu bremsen”, fordern die Biodiversitätsforscher:innen und appellieren insbesondere an die zuständigen österreichischen Minister:innen.

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13 Postings

Burgi
vor einem Jahr

Danke an alle Biobäuerinnen und Biobauern, die naturfreundlich produzieren!!!

 
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ruhigblut
vor einem Jahr

....und wenn schon keine Düngemittel in der Landwirtschaft, dann mach ma halt fest Golfplätze, wo fässerweise Gift ausgebracht wird. Da werden die Würmer vergiftet, welche dann die Vögel fressen, sauber! Jeder Maulwurf wird versucht zu sprengen und dann regt man sich darüber auf dass die Biodiversität abnimmt.Nicht eine einzige Blüte auf 100 Hektar ! Die schönsten Agrarflächen zur bespaßung Weniger auf Jahre ruiniert.....

 
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    unholdenbank
    vor einem Jahr

    Das sind ja auch die golfspielenden "sogenannten Leistungsträger". Die werden wohl Anrecht auf ein bißchen Naturzerstörung haben, Teifl eini, no amol. (Ironie off!)

     
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      wolf_C
      vor einem Jahr

      .... va die Auti, die dort als Golf-Accesoir in Autidauerschau abgestellt sind, leisten viel ...

       
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      ruhigblut
      vor einem Jahr

      jop👍

       
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unholdenbank
vor einem Jahr

Das wird den geldgierigen Agrarfuzzies so was von egal sein. Hauptsache die Giftspritzerlobby kann sich durchsetzen. Was brauchen wir Wildbienen, wir haben eh Glyphosat und Neonicotinoide. Diese werden zusammen mit den Agrarchemikern schon die Bestäubung übernehemn. Und wenn nichts mehr geht, holen wir und Bestäuberhelfer a la China aus Rumänien, die mit Pinselchen herumkriechen und bestäuben. Was ist der Mensch nur für eine Bestie und obendrein noch dumm.

 
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    rony
    vor einem Jahr

    Bitte nenn ein Beispiel wo in der Osttiroler Landwirtschaft Glyphosat verwendet wird.

     
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      unholdenbank
      vor einem Jahr

      ===>@rony: Selber gesehen: in Dölsacher Au Kartoffelacker mit durch Glyphosat im Herbst zum Absterben gebrachtes Kartoffelkraut (zwecks leichteren Erntens) und weiters wörtliche Aussage eines Landwirtes im Umfeld von Lienz. Das sind schon zwei Beispiele!

       
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      rony
      vor einem Jahr

      Das ist schon einige Jahre her. Die Aktuelle Technik im Kartoffel Anbau ist im Herbst mechanisch abschlägen. Glyphosat findet eigentlich nur mehr in den Vorgärten der Hausbesitzer Anwendung und da gehört es eigentlich auch verboten, ist meine Meinung.

       
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      Senf
      vor einem Jahr

      @unholder, tolles beispiel, warum nennst du das kind nicht gleich beim namen? Wär für die Natur sicher dienlicher.

       
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      Enrico Andreas Menozzi
      vor einem Jahr

      Ist der Österreichische Landwirtschaftsminister nicht Osttiroler ? Vielleicht weiß er mehr , hat ja in Brüssel Pro Glyphosat in der Landwirtschaft gestimmt . Die Landwirtschafts Kammer ist auch grosser Befürworter . Solche Unschuldslämmer aber auch

       
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      unholdenbank
      vor einem Jahr

      ====>@rony: 1) - ist NICHT einige Jahre her, sondern 1/2 Jahr (letzter Herbst !). 2)-In den Vorgärten der Hausbesitzer ist, im Gegensatz zur Landwirtschaft (gutes lobbying in Brüssel !), die Verwendung von Glyphosat bereits VERBOTEN!!!!! Und Abschlägen ist nach Auskunft einer Insiderin in Oschttarrroul noch bei weitem nicht der Standard. Also keine billige Rhetorik, bitte!

       
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      Burgi
      vor einem Jahr

      Ja leider, Unholdenbank, du hast recht: "regional" ist nicht unbedingt gleichbedeutend mit "gesund" oder "umweltfreundlich"! Da gibt es große Unterschiede in der Art der Bewirtschaftung!

       
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