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Was wird aus dem „alten Rathaus“ in Lienz?

Nutzung als Galerie wurde laut Eigentümer Gidi Pirkner nicht vertraglich vereinbart. Hotelpläne liegen auf Eis.

Es waren große Pläne, die Künstler Jos Pirkner mit dem alten Rathaus in Lienz verfolgte. Die Immobilienfirma, die Pirkner gemeinsam mit seinem Sohn Gidi betreibt, hat das Gebäude im Jahr 2012 um eine Million Euro von der Stadt Lienz gekauft. Im Parterre ist seit vielen Jahren das „Gösser Bräu“ eingemietet. In den Stockwerken darüber herrscht jedoch gähnende Leere. Lange Zeit verfolgte Pirkner Pläne, in dem seit 1997 denkmalgeschützten Haus ein „Art & Suite“-Hotel einzurichten. Der Schöpfer des Red Bull-Hauptquartiers wollte die Innenstadt-Immobilie komplett runderneuern.

Aus dem alten Lienzer Rathaus wird kein Hotel. Jos und Gidi Pirkner streichen die Segel. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Die Entwürfe sind mittlerweile in der Schublade verschwunden. Gidi Pirkner nennt die Forderungen des Denkmalamtes als Hauptgrund dafür. Im Sondergemeinderat am 9. Mai drückte Touristiker Franz Theurl vom Team Lienz deshalb sein Bedauern aus: „Diese Betten hätten der Stadt gut getan.“

Das sieht auch Bürgermeisterin Elisabeth Blanik so, die im Ratsaal aber auch Verständnis für die Einwürfe von Tirols oberstem Denkmalschützer, Walter Hauser, äußerte: „Pirkner wurde wirklich alles zugestanden, aber die Grenzen des Denkmalamtes sind zu respektieren.“ Hauser hatte zuvor – wie berichtet – ein Betonieren der Decke und Eingriffe in den spätbarocken Dachstuhl abgelehnt.

Seither haben sich die Positionen von Denkmalschutz und Projektwerbern zwar angenähert, zu einer Einigung ist es jedoch nie gekommen. Das bedauert Blanik: „Es hätten nur noch minimale Änderungen gefehlt. Ich verstehe nicht, warum man sich nicht zumindest den Baubescheid abgeholt hat.“

Ein Modell aus früheren Jahren zeigt Pirkners Vision für die Innenstadt-Immobilie.

Wortwörtlich durch die Decke geschossen seien laut Pirkner durch die lange Planungsphase auch die Kosten für das Vorhaben. Die anfänglichen rund drei Millionen Euro hätten sich bei der bisher letzten Einreichung während der Pandemie auf fünf Millionen Euro erhöht. Ein weiterer Grund, weshalb das Innenstadthotel nicht mehr realisiert werden soll.

Auch die angekündigte Galerie wird es nicht geben. Eine Klausel, die eine Nutzung des Hauses als Kunstgalerie vorsieht, sei im Kaufvertrag nicht enthalten, so Gidi Pirkner: „Es wurde lediglich festgehalten, dass zwei Kulturevents pro Jahr stattfinden müssen.“ Bürgermeisterin Blanik hat die Vertragsdetails nicht im Kopf, weiß aber: „Es wurde ganz klar vereinbart, dass im ersten Stock Ausstellungsmöglichkeiten geschaffen werden müssen.“

Die ebenfalls vereinbarte öffentliche Zugänglichkeit sei laut Pirkner gegeben. Der Pachtvertrag mit den Betreibern des Lokals im Erdgeschoß läuft noch bis 2030, Investitionen schließt Pirkner aus: „Ich mache jetzt nichts. Das Haus bleibt so stehen.“

Dolomitenstadt-Redakteur Roman Wagner studierte an der FH Joanneum in Graz und ist ein Reporter mit Leib und Seele. 2022 wurde Roman vom Fachmagazin Österreichs Journalist:in unter die Besten „30 unter 30“ gewählt.

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Jos Pirkner plant Suitenhotel und Galerie in Lienz

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27 Postings

dacapo
vor 11 Monaten

Vermutlich gehen der Stadt endgültig halbwegs herzeigbare Veranstaltungsräumlichkeiten aus. Nach dem Desaster beim Heizhaus, dem renovierungsbedürftigen Stadtssal, Tennishalle, Kolpinghaus bleibt fast nichts mehr übrig in Lienz, das den Ansprüchen des 21. Jahrhunderts halbwegs genügt. Da kommt man dann auf die Idee, einen alten Vertrag auszugraben und zu schauen warum dort keine Veranstaltungen stattfinden. Für die, die es nicht wissen: In den oberen Stockwerken ist das Gebäude eine "Bruchbude", mit Platz für max. 80 Personen. Wenn so eine Location der "Kulturstadt" kulturell auf die Sprünge helfen soll, dann gute Nacht Lienz.

 
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    r.ingruber
    vor 11 Monaten

    Ich könnte mir gut vorstellen, dass mit der Aussicht auf eine städtische Galerie und ein Pirkner-Museum zwei unterschiedliche Vögel gelockt werden sollten. Das nennt man Pech.

     
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      r.ingruber
      vor 11 Monaten

      Fragt sich halt, wer die Leimruten ausgelegt hat.

       
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    Hannes Schwarzer
    vor 11 Monaten

    @dacapo: Was Sie alles zwischen Roman's Zeilen herauslesen (können)!! In keinem Wort wird eine (Event-)location erwähnt, Sie aber palavern darüber? Im Artikel erwähnt sind ein Hotel mit 75 Betten (O.K. wo bringen wir die restlichen 5 Gäste - lt. Ihrer Schätzung 80- unter, vielleicht über- , neben- oder doch nacheinander?) und Ausstellungen, aber mit keinem Wort ein Veranstaltungsraum! Lesen und den Inhalt verstehen sind zwei Paar Schuhe; Missverständnisse (absichtlich) herbeiführen, ein drittes!

     
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      r.ingruber
      vor 11 Monaten

      „Deshalb soll die Jos Pirkner-Galerie auch einen Veranstaltungssaal für bis zu 150 Personen mit modernster Technik erhalten.“ (Dolomitenstadt, 2.12.2017) „Alles, alles Gute, lieber Freund,,,,, hoffe, das klappt“ – du erinnerst dich?

       
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    wolfgangwien
    vor 11 Monaten

    Dacapo du hast Recht, es ist höchste Zeit für eine Galerie und Veranstaltungslocation in Lienz. Am Besten wäre das Grundstück wo das Kaufhaus Lienz hinkommen soll.

     
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      Hannes Schwarzer
      vor 11 Monaten

      ....das gehört halt der SES/Spar....

       
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      wolfgangwien
      vor 11 Monaten

      ja Hannes, das weiß ich, aber die Stadt kann ja Mal was kaufen.

       
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steuerzahler
vor 11 Monaten

Ich frage mich, was an diesem Gebäude so toll ist, daß man es unter Denkmalschutz stellt. Die Außenansicht kann man doch jederzeit auch einem Neubau verleihen. Außerdem ist es ohnehin schon von der Glasbaracke verschandelt. Hier tobt sich ein allmächtig fühlender Denkmalschützer aus. Wahrscheinlich ist es besser zu warten, bis es einstürzt.

 
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    bergfex
    vor 11 Monaten

    Der Denkmalschützer könnte sich ja den Dachstuhl (inkl. Holzwürmer) erwerben und bei sich aufstellen. Da will sich wohl jemand ein Denkmal setzen. Warum wurde dann das Glashaus genehmigt?

     
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wolf_C
vor 11 Monaten

... tatsächlich sind die täglich in Lienz begangenen Bauunkulturen und Umweltverschandelungen ein viel- bis nicht mehr zählbares im Vergleich zu diesem Umbau; es gibt halt Recht und Recht, ist Auslegungssache und ein Vorgang der besseren Argumente. Was der Besitzer wirklich beabsichtigte, weiß nur er selbst ...

 
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so ist es vielleicht
vor 11 Monaten

Und schon wieder ein Vertrag, den die beiden Vertragsunterzeichner verschieden lesen. Wer prüft diese Verträge für die Stadtgemeinde eigentlich tatsächlich, dass man danach erst drauf kommt, dass wohl doch nicht alles so geschrieben steht, wie vlt. im Gemeinderat besprochen???? Diletantissmus lässt einwenig durchblicken? ....wohl wieder eine Location weniger für die Stadtkultur?

Ich finde ja bedenklich, dass Gebäude ungenutzt leer stehen dürfen, DAS gehört grundsätzlich mal gesetzlich abgestellt!

 
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    aktuell
    vor 11 Monaten

    Der Künstler Jos Pirkner wollte uneigennützig einen Vorschlag zur Neugestaltung des Lienzer Hauptplatzes einbringen. Er wurde von der Frau BM dafür unangemessen kritisiert. Dass er sich jetzt beim alten Rathaus zurücklehnt und auf die Vorschläge der Ämter wartet, ist nur allzu verständlich.

     
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      unholdenbank
      vor 11 Monaten

      Der gute, uneigennützige Jos Pirkner. Ein modernes Märchen.

       
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      r.ingruber
      vor 11 Monaten

      „Wer mich kennt, der weiß, dass ich nichts plane, was dem Stadtbild schadet", beteuerte Pirkner bezüglich seiner Pläne für das Alte Rathaus. Mit ihrer „unangemessenen“ Kritik an Pirkners Gestaltungsvorschlag für den Hauptplatz wollte die Bürgermeisterin nur verhindern, dass er sich selbst widerspricht.

       
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    unholdenbank
    vor 11 Monaten

    Gebäude und Baugründe leerstehen lassen- das ist ein in Lienz gewohntes Spiel: altes Genossenschaftsgelände, Molkereigelände, ehemalige Genossenschaftsmühle, ehemalige Shell-Tankstelle, Liebherr-Schotterparkplatz, Schloßmoar - lauter bebaubare und eigentlich nutzbare Gründe. Spekulation ist halt sooooo was Schönes.

     
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      chiller336
      vor 11 Monaten

      alles samt im besitz von gesellschaften und privaten - da kann die stadt gar nix dagegen tun zum glück. die stadtgemeinde unter der furiosen führung von EB hat genug andere baustellen um die sie sich kümmern sollte/müsste - aber es ist offenbar besser überall anders mit dem dreckigen finger in die wunden zu drücken

       
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iwases@
vor 11 Monaten

Schon irre für einen Nichtwisser wie mich: Der schon lange realisierte Glasvorbau stört das Denkmalamt nicht, aber eine (möglicherweise nach der Umsetzung nicht mehr sichtbare) Betondecke und eine (wohl erst bei genauem Hinsehen bemerkbare) Veränderung des Dachstuhls gehen nicht durch??? Da setzt mein Hausverstand leider aus 🤷‍♂️ Schade um dieses interessante Projekt mitten in der Stadt!

 
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    m.a. long
    vor 11 Monaten

    Wie das mit dem nichtwissen halt so ist ... Es besteht eben aus denkmalpflegerischer Sicht ein gravierender Unterschied zwischen einem jederzeit rückbaubaren Glasvorbau und der zerstörung historischer Bausubstanz. Wer zb. durch das Schloss Bruck geht und genau hinsieht dem wird auffallen dass nahezu alle "modernen" Elemente reversibel geplant sind. Wer ein derartiges historisches Gebäude kauft dem muss bewusst sein dass ohne ergebnisoffen und konstruktiv mit den Denkmalpflegern zusammenzuarbeiten nichts geht. Die Aufgabe der Denkmalschützer ist es eben auch genau solche Elemente die vielleicht nicht offensichtlich sind vor vernichtenden Eingriffen zu schützen. Dass das von der Stadt scheinbar nicht sehr gut verhandelt wurde wenn eine öffentlichen Zugänglichkeit gewünscht wurde steht auf einem anderen Blatt

     
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      blablabla
      vor 11 Monaten

      Dass der Glasvorbau jederzeit rückbaubar ist, das hätte ich nicht für möglich gehalten, bei meinem Nichtwissen. Aber vielleicht hat hat der Architekt und der Denkmalschützer diesen Glasvorbau schön und spannend gefunden. Ich fände es gut, wenn der Glasvorbau wieder verschwinden würde, vermutlich ein frommer Wunsch, weil sich dann eventuell heraustellen würde, das dies nicht so einfach ist. Und Lienz hätte eine Architekursünde weniger made by Denkmalschutz und Architekt im ergebnisoffenen und konstruktiven Dialog. Apropos Ergebnis: Das Ergebnis ist nicht offen, es gibt offensichtlich keines. So schaut man halt eine alte Ruine an anstatt eines neuen von Pirkner gestalteten Hauses.

       
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      wolf_C
      vor 11 Monaten

      ... als Käufer hintennach zu tun als wüßte man nix, respektive hätte nix gewußt, von dem Denkmalschutz, fällt unter Blasiertheit oder Schlimmeres ...

       
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daiso
vor 11 Monaten

> Die ebenfalls vereinbarte öffentliche Zugänglichkeit sei laut Pirkner gegeben. Wie kommt man da rein? Ein entsprechender Eingang ist mir unbekannt.

 
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    Hannes Schwarzer
    vor 11 Monaten

    ..an der Nordseite (gegenüber Ladstädter/Gander) wäre schon ein Eingang..

     
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      Hannes Schwarzer
      vor 11 Monaten

      An die 'Daumen unten-Fans': Ich glaube, ich mache eine Führung zum Eingang: Treffpunkt am nächsten Freitag, der auf einen 13. fällt zur Geisterstunde beim chinesischen Brunnen, der aussieht wie ein Brunnen aus Osttiroler Serpentin, aber trotzdem ein Chines ist. (Für Insider: Jölg Mayel Blunnen)

       
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      wolf_C
      vor 11 Monaten

      ... der 'Jölg Mayel Blunnen' spiegelt sich so romantisch in der verführerischen (West)Glasfassad, meisterhaft halt ...

       
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    bergfex
    vor 11 Monaten

    @daiso, also auch ein "Unwissender".

     
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gemeiner Waldkauz
vor 11 Monaten

...gut verhandelt. für immobilienentwickler sind gebäude mit denkmalschutz immer eine herausforderung. es findet sich sicher noch eine brauchbare lösung. daneben steht eine weitere liegenschaft zum verkauf.

 
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