Ganz unzufrieden dürfte der Arzt Matthias Trummer nach der Gemeinderatssitzung in Lienz am 15. Dezember nicht gewesen sein. Sein Einspruch gegen ein Bauprojekt auf einem Feld zwischen Fanny-Wibmer-Pedit-Straße und Kärntnerstraße in Lienz wurde zwar abgelehnt, doch die Begründung für seinen Widerstand zeigte Wirkung.
Trummers Bedenken, formuliert auch in einem Leserbrief auf dolomitenstadt.at, richten sich nämlich weniger gegen das konkrete Projekt, das neben einem Bürogebäude auch zwei Wohnobjekte vorsieht, sondern gegen die Gesamtsituation im Einzugsbereich des Vorhabens.

„Nichts geht mehr“ lautet nämlich auf den Zubringerstraßen der B100 in diesem Stadtteil immer häufiger die Devise. Die Verkehrssituation, die schon jetzt angespannt ist, könnte kollabieren, wenn neben dem genannten Projekt auch noch drei weitere Großprojekte Realität werden:
Demnächst ist Baubeginn für ein sechsstöckiges 200-Betten-Hotel hinter der OMV-Tankstelle und auf dem Gelände der ehemaligen Molkerei – derzeit benötigt für die Iselbaustelle – soll irgendwann eine sehr große Wohnanlage der GHS entstehen. Ebenfalls ein Großprojekt ist an der nicht weit entfernten Zettersfeldkreuzung geplant. Dort soll ein Supermarkt samt Wohnanlage errichtet werden. Dolomitenstadt hat im Detail berichtet.
Trummer forderte deshalb zunächst ein Verkehrskonzept ein, bevor neue Bauten genehmigt werden. Diesen Wunsch erfüllte der Gemeinderat auch deshalb nicht, weil das beeinspruchte Projekt nicht allzu verkehrswirksam ist. Die Problematik insgesamt war aber allen im Plenum klar und soll auch in Angriff genommen werden.

Jürgen Hanser leitet den Mobilitätsausschuss der Stadt und berichtete von Kontakten zum deutschen Ingenieursbüro Bernard, das in seinem Leistungsportfolio auch die Observierung und Auswertung von Verkehrsströmen mit Spezialkameras anbietet. Auf der Website des Unternehmens wird eine aktuelle Erhebung mit 70 Kameras in Mönchengladbach als Beispiel angeführt. Lienz könnte laut Hanser die Kameras entweder kaufen oder leasen, ein Jahr würde die Untersuchung dauern, die Datensicherheit sei jedenfalls trotz Kennzeichenerfassung gewährleistet.
Nicht mehr brauchbar seien die Daten, die vor ziemlich genau zehn Jahren erhoben wurden, unterstrich der Ausschussobmann. Dolomitenstadt hat auch über diese Erhebung berichtet, wer den Artikel liest könnte ein Déjà-vu erleben.
Am 3. November 2015 wurde im Gemeinderat von Lienz nämlich schon einmal eine Spezialsoftware zur interaktiven Messung von Verkehrsströmen präsentiert. 80.000 Euro kostete die Entwicklungsarbeit des Verkehrsplaners Michael Hochkofler aus Graz. Ein „Gesamtverkehrsleitplan“ sollte das Ergebnis sein und immerhin wurden 380.000 Euro für die Umsetzung diverser Maßnahmen im Jahr 2016 beschlossen. Was umgesetzt wurde, lässt sich allerdings nicht mehr nachvollziehen.
8 Postings
Verkehr wird immer mehr werden...dass wusste man schon vor zig Jahren..aber man wahr nie in der Lage eine Umfahrung zu planen. Zuerst wurde alles rund um Lienz verbaut. Als erstes gehört bei der Liebherr Kreuzung ein Kreisverkehr und die lächerliche Ampel bei der Mischfutter Ausfahrt ordentlich eingestellt. Ist ja laut ehemaligen Bürgermeister Hibler ja intelligent 🤣
Eine gute Schlussfolgerung aus 2016, was umgesetzt wurde lässt sich nicht mehr nachvollziehen und das nur in einem Zeitraum von 10 Jahren, dass Massnahmen nicht verfolgt werden können! Zeugt von Effizienz unserer Verwaltung. Und dann machen wir eine neue Studie. Die Gemeindeführung braucht nur auf das Mittereggerkreuz, beim Liebherr und bei McDonalds ( bei dem bei Umbau verpasst wurde dem Gewerbebetrieb ein Verkehrskonzept vorzuschreiben, weil es da vom Drive in zurückstaut und der Zebrastreifen beibehalten statt unterführt wurde) 3 der Personen für die Tage, die sie Jackson Hole fahren wollten platzieren und dann hat sie ein gutes Biild. Zurzeit überfahren uns die Leute aus Zagreb (waren am WE 5000 am Kronplatz) und Laibach. Bald kommen Polen, Ungarn und Tschechen die Italien fahren, dann noch eine rapide Zunahme der LKWS. Da ist gut zu beobachten was mit Holz passiert, dann noch zu bestimmten Anlässen die Italiener. Im Sommer kommen die Deutschen die Richtung Süden den Felbertauern und Plöcken als Alternative entdeckt haben und dann ist natürlich noch der Vorortverkehr. Liebherr,HELLA,Theurl, IDM, Loacker.... da fahren viel zur und von der Schicht und das nicht mit ÖPNV sondern mit dem Auto weil es nicht geschafft wird einen getakteten ÖPNV für Schichtarbeit einzuführen. Da sind VVT und auch die Stadt Lienz die das verzögern.
Interessanter Bericht. Tracken, identifizieren und verfolgen ist sehr schwierig mit den Bestimmungen der DSGVO und des DSG zu vereinbaren, um das sehr vorsichtig zu formulieren. Vielleicht einmal juristischen Rat beim Städtebund suchen, bevor man da konkreter wird. Warum es in Österreich niemanden geben soll, der Verkehrsanalysen machen kann, erschliesst sich mir auch nicht. Doktoranden und Institure warten doch nur auf so was.
Und eine Frage an die Redaktion: Wurden die 380.000 EUR dann nach 2016 ausgegeben oder doch nicht? Wenn man schnell drüber liest, könnte man meinen, dass 460.000 einfach weg waren ohne Effekt. Aber es ja nur von einem Beschluss und nicht von Auszahlungen die Rede, bis auf die erwähnten 80.000, die anzunehmenderweise abgestattet wurden. Danke!
Abgelehnt, interessiert uns doch nicht, jetzt haben wir Wichtigeres zu beschließen, als die Sorgen von Anrainern zu besprechen. 60.000€ für einen Jackson Hole Urlaub samt Yellowstone Ausflug! Super, keiner fragt nach, wenn wir diesen Punkt gar nicht erst kommentieren, kommen wir günstig nach USA, den uns der Bürger freundlicherweise zahlt!
Schon blöd, dass es dolomitenstadt.at gibt, doch aufgeflogen, oje.
Ach ja, wen interessiert denn schon ein Verkehrskonzept, immer diese lästigen Themen, jetzt gehts erst mal zum Koffer packen! Juhuuuu!



Ich habe die beiden Artikel vom Mai 2013 und November 2015 gelesen und mir ist der Mund vor Staunen offren geblieben. Die konnten damals ja nicht von heute abgekupfert haben. Déjà-vu nennt sich eine Art von Gedächtnistäuschung, bei der man glaubt, das gegenwärtige Geschehen schon einmal erlebt zu haben. Wie wahr!
Gute Idee alle 10 Jahre die Verkehrsströmungen zu analysieren. 80.000 vor 10 Jahren und die nächste Analyse sicher über 100.000 Euro. Was ist nach der Analyse vor 10 Jahren wirklich passiert? Der Verkehr hat sicher zugenommen. Ohne ein Spezialist zu sein, setzt sich der Verkehr hauptsächlich aus Lokalverkehr, Berufsverkehr und Durchzugsverkehr (LKWs, Urlaubsverkehr) zusammen. Das war vor 10 Jahren auch nicht viel anders. Was das Verkehrschaos anbelangt, sind die vielen Ampeln sehr stark mitverantwortlich. Am Vormittag von Osten nach und durch Lienz Amplestaus, am Nachmittag nach Osten bis zur letzten Ampel, der Liebherr Krezung Stau, danach löst sich der Verkehr wieder wie von selbst auf. Diese Tatsachen sind allen Talbodenbewohnern bewusst und dafür wieder eine teure Studie in Auftrag zu geben, ist eine Geldverschwendung, weil nach der Analyse wieder nichts passieren würde. Ist offensichtlich ein politischer Schachzug um die Bürger wieder gur ein Jahr zu beruhigen. Die Lösung des Verkehrsproblems auf der B100 wurde ganz einfach bewusst verschlafen. Aber wenn Lienz 60.000 Euro für einen Freundschaftsbesuch in der USA ausgibt, dann werden wohl 100.000 für eine solche Analyse auch kein Problem sein. Schade nur für andere, wichtige Projekte, die warten müssen, oder aus Geldmangel sogar gestrichen werden.
Kreisverkehre werden ja leider vom BBA Lienz verhindert, da ja dort alle super schlau sind und weiterhin auf Ampeln gesetzt wurde. Beim Bahnhofsumbau hätte man genau dort mal damit anfangen können, aber man will halt einfach nicht. Dafür steht jetzt der Querverkehr minutenlang mit laufendem Motor, da die Grünphasen im Gegensatz auch noch erheblich gekürzt wurden.

... was soll der Kaas, wenn man weitermachen will wie immer, braucht man keinen faulen Saurier-Zauber zur Ablenkung und Rechtfertigung des bestehenden Chaos für teures Geld, VCÖ genügt ...
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