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Heinfelser Burggeschichten: Die dunkle Zeit

Dritter Teil unserer Kurzserie über ein historisches Bauwerk im Pustertal.

Statt wie geplant im Sommer mit einem großen Fest die aufwändig renovierte Burg Heinfels offiziell zu eröffnen, mussten die Besitzer und der Betreiberverein nach anderen kreativen Wegen suchen, um auf dieses kulturell sehr vielschichtige Bauwerk hinzuweisen. Und so entstanden spannende Geschichten über das Leben in der Burg und um sie herum, die ganz klassisch erzählt werden, aber auch als mehrteilige „Burg Heinfels Suite“ vertont und von der Musikkapelle Heinfels eingespielt wurden. Im ersten Abschnitt dieser Dramaturgie standen die Hunnen im Mittelpunkt, im zweiten Teil das Leben auf der Burg. Der dritte Abschnitt beschäftigt sich mit einem dunklen Kapitel in der Geschichte des Pustertales, der Verfolgung Andersgläubiger. Kulturhistorikerin Monika Reindl-Sint gibt dazu eine kurze Einführung: Das Gericht Heinfels ist seit Mitte des 13. Jahrhunderts nachweisbar. Die Landesfürsten beanspruchten die Hoch- und Strafgerichtsbarkeit. Das Landgericht Heinfels hatte seinen Sitz immer in Sillian und tagte im Mittelalter öffentlich auf dem Platz neben der Pfarrkirche in Sillian bei der Gerichtslinde. In der Neuzeit gab es ein Gerichtsgebäude und die Prozesse fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das Urbaramt des Landgerichts Heinfels war auf der Burg. Die Bauern mussten hier den Grundzins an die Landesfürsten entrichten. Der Pfleger war Verwalter und hatte die militärische Obhut. Heinfels war zwar kein großes Machtzentrum, aber ihm kam eine Rolle im Machtvollzug bzw. im Widerstand gegen die Macht, die es repräsentierte, zu. Das Landgericht war nicht Motor und Akteur, aber die kleinen Akteure wirkten und gestalteten die große Geschichte durchaus mit. In Erinnerung bleibt die Verfolgung der Wiedertäufer um Jakob Hutter: Die Hutterer waren eine radikalreformatorisch-christliche Bewegung, die man zur Gruppe der Täufer bzw. Wiedertäufer zählte. Der Name Hutterer ging auf den Pustertaler Hutmacher Jakob Hutter zurück, der als Reformprediger und führende Gestalt des Tiroler Täufertums in den 1520/1530er Jahren auch durch das Pustertal zog. Den Hutterern blieb aufgrund der brutalen Verfolgung nur der Weg ins Exil. Ihre lange Fluchtgeschichte führte sie mit der Zeit über Mähren, die Slowakei, Rumänien und die Ukraine bis in die USA und nach Kanada. Dort in Nordamerika leben heute noch rund 45.000 Nachfahren der Hutterer.
Hinter den Mauern der Burg Heinfels spielte sich manches Drama ab. Ein Musikstück der MK Heinfels erinnert dran. Foto: MK Heinfels
In ihrem Exil in Übersee sprechen die Hutterer bis heute ihren jahrhundertealten südbayrisch-österreichischen Dialekt als gelebte Muttersprache. In ihren deutschen Liedern besingen sie damals wie heute ihren Glauben und ihre Verfolgung in ihrer einstigen Heimat. Der altertümliche Gesangsstil und die Melodien der Hutterer sind für uns heute sehr eindrucksvoll. Wer das Gesangsbuch der Hutterer aufschlägt, findet darin das Lied des Martin aus Villgraten sowie des Jörg Wenger und Jacob Platzer, die im Gericht Heinfels inhaftiert und zum Tode verurteilt wurden, da sie auch unter der Folter nicht von ihrem Glauben abwichen. In diesen Liedern erfährt man auch Details der schrecklichen Kerkerhaft. „In dem Turm viel Ungeziefer war und sonderlich Skorpion an der Mauer herumkrochen“, steht in einem Lied. Und: „Der Gefangene musste sein Haupt verhüllen, dass er nicht g´stochen werden konnte.“ Auf Burg Heinfels fanden Inhaftierte nachweislich Hilfe, ob mit Bestechungsgeld oder aus freien Stücken, ist nicht überliefert. Zuerst entkam 1538 das Ehepaar Schuster aus dem Verlies von Schloss Heinfels. 1539 konnte auch noch Leonhard Strickhofer fliehen. Der Brixner Fürstbischof Georg von Österreich teilte dem Verwalter von Heinfels, Haymeran Freiherr zu Rain und Summeregg, in diesem Zusammenhang seine Missbilligung mit und beschuldigte ihn der Fluchthilfe. Der Verwalter von Heinfels verfasste daraufhin an den Bischof einen hitzigen Brief. Nun entsandte der Bischof drei seiner Räte nach Heinfels, um den Pfleger zurechtzuweisen und dergleichen Vorfälle einzustellen.
Die einzelnen Kapitel der Burg Heinfels-Geschichte wurden, wie eingangs erwähnt, auch vertont. Hansjörg Mutschlechner aus Welsberg komponierte für die Musikkapelle Heinfels die „Burg Heinfels Suite“, deren drittes Stück „Im Gedenken an die Folteropfer“ von Schwermut getragen ist. Ruhig und innig im Ausdruck erinnert dieser Abschnitt auch musikalisch an die dunkle Zeit. Auf der Website der Kapelle kann man die CD bestellen. Fortsetzung folgt.

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